The Card Counter (2021) | Filmkritik

Der unehrenhaft entlassene Soldat William Tell (Oscar Isaac) hat seine Gefängnisstrafe abgesessen. Er war an den Folterpraktiken in dem Gefangenenlager Guantanamo Bay beteiligt. Nun vertreibt er seine Zeit in Casinos. Tell spielt gerne Blackjack.

Oscar Isaac als Kartenzähler

Dafür reist er quer durch die Vereinigten Staaten. Er versucht stets unter dem Radar zu bleiben. Denn der Ex-Soldat zählt Karten, was im Allgemeinen bei Casino-Betreibern ungern gesehen wird. Jedoch macht Tell es nur mit geringen Einsätzen und ohne großartig aufzufallen.

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Deshalb bucht er sich nahegelegene Motels, anstatt in dem jeweiligen Casino zu übernachten. Eines Tages spricht ihn ein junger Mann namens Cirk (Tye Sheridan) an. Dieser erzählt ihm, dass sich sein Vater aufgrund von schockierenden Erlebnissen in Guantanamo das Leben genommen hat. Cirks Vater war genauso wie William Tell einer der folternden Soldaten.

Auf der Jagd nach Willem Dafoe

Die Verhörtaktiken erhielten sie von Major John Gordo (Willem Dafoe), der heutzutage Seminare gibt. Cirk ist auf Rache aus und möchte den Major umbringen, da er ihm die Schuld am Suizid seines Vaters gibt. Tell nimmt den jungen Mann mit auf seine Casino-Touren, so soll er auf andere Gedanken kommen.

Beide freunden sich an und beichten von ihren Ängsten und Problemen. Cirk hat einen Berg voll Schulden. Tell möchte ihm helfen und plant eine Teilnahme an der World Series of Poker, um reinen Tisch zu machen. Doch scheinen die Rachegelüste bei Cirk größer zu sein, als Tell anfangs dachte. So viel zum Plot.

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The Card Counter wurde inszeniert und geschrieben von Paul Schrader. Der 75-jährige Regisseur wurde vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Martin Scorsese bekannt. So verfasste er die Drehbücher zu Taxi Driver und Wie ein wilder Stier. 2017 legte er mit dem Drama First Reformed ein gelungenes Comeback hin, was ihm eine Oscar-Nominierung für das Beste Original-Drehbuch einbrachte.

Paul Schrader fordert Isaac heraus

Auch in seinem neuesten Film The Card Counter ist seine Handschrift wieder klar zu erkennen: Nüchtern erzählt und großartig gespielt. Er setzt sich mit einer anspruchsvollen Thematik auseinander und kombiniert diese mit gebrochenen Charakteren. Der einstige Soldat William Tell wurde unehrenhaft aus seinem Dienst entlassen und saß im Gefängnis seine Strafe ab.

Danach wird er Kartenspieler im Casino. Diese Kombination ist wunderbar. Denn die Hauptfigur nutzt seine ruhige, nüchterne Art, um sich dem Kartenspielen hinzugeben. Dabei blendet er sämtliche Emotionen aus. Getragen von einem stark aufspielendem Oscar Isaac (Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers) gewinnt die Figur an Ausstrahlungskraft und wird ein Anziehungspunkt in dem 112-minütigem Drama. Interessant ist zudem, dass William Tell durch seine monotone und ordnungsliebende Art heraussticht.

Solche Figuren gibt es in der Hollywood-Filmwelt selten. Besonders in zwei Sequenzen zeigt Oscar Isaac sein schauspielerisches Vermögen. Rein optisch sieht er ein wenig so aus wie Jake Gyllenhaal in Prisoners. Isaac gibt der Hauptfigur eine ordentliche Tiefe. Und das ist gar nicht mal so einfach, wenn es wenig emotionale Szenen in dem Film gibt.

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Der Film fühlt sich fast schon wie eine Dokumentation an. Alles ist ruhig und die Figuren entwickeln sich im Laufe der Spielzeit. Diese Herangehensweise macht den Film besonders, aber nicht sehr dynamisch. Zwar gewinnt die Story an Wucht, weil man tatsächlich nicht weiß, wo die Reise hingeht. Allerdings zieht sich das Drama auch in die Länge. Nach der ersten Stunde tritt Schrader so stark auf die Bremse, dass quasi 20 Minuten lang nichts passiert.

Nicht spektakulär, aber trotzdem wohltuend

Die Bilder rauschen nur noch so durch. Dies ist sehr schade, da die extreme Länge nicht notwendig gewesen wäre. Nach diesem Stillstand nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf. Und auch das letzte Filmdrittel liefert eine denkwürdige Endnote. Sicher ist der Film nicht für jeden geeignet, dafür muss man jede Menge Geduld mitbringen. Doch ist es einfach das gute Gespür von Regisseur Schrader für Figuren und eine starke Rahmenhandlung, die ihn zu einem gelungenen Werk machen.

Mit etwas mehr Schärfe und Dynamik an der richtigen Stelle wäre mehr drin gewesen. Nur ist auch zu berücksichtigen, dass es wenige Autorenfilmer in den USA gibt, die sich durch kreative Ideen und eine eigene Handschrift von dem Mainstream abwenden. In einer zunehmenden Zuspitzung auf unterhaltsame Publikumsfilme sorgt The Card Counter für eine Abwechslung, die zwar nicht spektakulär, aber trotzdem wohltuend ist.

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