Jeffrey A. Brown lässt sein Regiedebüt The Beach House, das sich referenziell zwischen Stephen Kings Der Nebel und H.P. Lovecrafts Die Farbe aus dem All bewegt – über das Genre müssen wir später noch sprechen, so abgeschmackt und stereotypisch beginnen, dass man meinen kann, er wolle die Erwartungshaltung seines Publikums auf die Probe stellen.
Creature Horror am idyllischen Sandstrand
Zwei College-Beauties, Emily und Randall, wollen ihre Beziehung retten und planen deshalb einen Trip in das vermeintlich abgelegene Strandhaus des Vaters einer der beiden.
Er hat gerade sein Studium abgebrochen, sie schmiedet große Zukunftspläne und will Astrobiologin werden – denkbar schlechte Aussichten für die Junge Liebe. Klassischer kann es in Sachen Indie-Horror kaum zugehen.
Welcher Horror lauert im Strandhaus?
Werden die beiden ihre Beziehung kitten können und was wird sie im abgelegenen Strandhaus erwarten?
Zunächst erstmal keine Zweisamkeit. Der Strand ist überlaufen und im Strandhaus hat sich bereits ein mittelaltes Ehepaar, bestehend aus Mich und Jane Turner (wirklich!), eingenistet, die sich schnell als FreundInnen des Vaters entpuppen. So erwartbar das Grundszenario, so auch die von Brown gezeichneten Figuren.
Hier der selbstsüchtige, tumbe College-Idiot, bei dem man sich wünscht, dass er dem sich andeutenden Grauen hoffentlich zuerst zum Opfer fällt, dort die ambitionierte junge Frau. Den beiden gegenüber steht das Ehepaar Turner, in dem sie sich einerseits als jüngere Versionen spiegeln, mit denen aber andererseits – oh schreck! – auch der unvermeidliche Generationskonflikt ausgetragen werden muss.
Leere Hüllen und Wackelkamera
Da es uns Zuschauer*innen nicht kalt lassen soll, wenn es ihnen später an den Kragen geht, müssen mir zunächst eine empathische Beziehung zu den Protagonist*innen aufbauen, was natürlich bedeutet: Der Film schleppt sich im ersten Drittel nur so dahin. Auch die plump eingestreuten Andeutungen auf zukünftige Ereignisse machen nicht gerade Appetit auf mehr.
Wie? Astrobiologie? Hä? Die beiden mögen keine Austern und befinden sich am Meer, aus dem langsam das Unheil herangekrochen kommt? Was wird da wohl auf Emily, Randall, Mich und Jane zukommen?
Hat man das obligatorische Geplänkel endlich hinter sich gebracht, entwickelt sich der Film The Beach House aber doch noch zu einem soliden Mix aus atmosphärisch dichtem Cosmic- und Bodyinvasion-Horror, der mit hektischer Wackelkamera nah an seinen sich langsam verändernden Figuren bleibt.
Ein langsamer Spannungsaufbau
Gerade in der zweiten Hälfte des Films entwickelt sich durch die immer präsenter werdende, aber immer unnahbar bleibende Bedrohung ein später Spannungsbogen.
Das alles wird mit dem stimmigen Soundtrack des britischen Elektokünstlers Roly Porter untermalt, der uns zum Glück mit dem genretypischen 80er-Synthwave verschont, den wir alle seit Stranger Things seit Jahren hören müssen.
Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass sich The Beach House (2019) einem Subgenre des Horrors bedient, das sich als das Genre dieser, unserer Zeit bezeichnen lässt: Dem Lovecraftian-Horror bzw. dem kosmischen Horror, der auf den Autoren H.P. Lovecraft zurückgeht, und in dem sich alles um die Angst vor dem Unbekannten, Unnahbaren dreht, das von Körper und Geist Besitz ergreift und eine permanente Gefahr für den Einzelnen und womöglich auch für eine ganze Welt darstellt.
Auch in The Beach House liegt etwas in der „Luft“, im Nebel und/oder im Meer.
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