Robinson jr. (1976) | Filmkritik

Robinson jr. (1976)

In der DDR waren die Kühlschränke immer leer, im Radio lief nur Frank Schöbel und in den Kinos feierte Robinson jr. große Erfolge. Zumindest der letzte Punkt stimmt.

Ein Kultfilm im Heimkino

Die erotische Slapstick-Komödie des italienischen Django-Regisseurs Sergio Corbucci gilt als Kultfilm und war vor allem in der DDR sehr beliebt. Selbst heute noch wird das Werk regelmäßig auf den ostdeutschen Fernsehsendern gezeigt.

© Capelight Pictures

Der Modemanager Roboerto und seine Ehefrau Magda führen ein Leben in Saus und Braus. Es mangelt nicht an Erfolg, Geld und Ruhm.

Doch es gibt es Sache, die mag Robi nicht: Schifffahrten. Umso ärgerlicher, dass Ehefrau Magda auf eine Luxuskreuzfahrt besteht, anstatt das Flugzeug als Reisemittel zu wählen. Und als hätte es der feine Modemanager kommen sehen, kommt es zu einem Unglück.

Zweisam ist einsam irgendwie schöner!

Blöd nur, dass Robi den Untergang des Schiffs verschläft und erst erwacht, als schon die Fische vor dem Bullauge umherschwimmen. Mit letzter Kraft kann er sich auf eine einsame Insel retten und entdeckt dort die Hinterlassenschaften eines prominenten Vorbesitzers: Robinson Crusoe!

Und als die Monate auf er Insel doch etwas einsam werden, schickt das Schicksal Robi eine leicht bekleidete Frau, welche er kurzerhand Freitag tauft. Diese ist jedoch gar nicht mal so leicht zu verführen, da der Gott der Insel etwas gegen die Liebschaft hat und auch Freitags Verlobter Mandingo.

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Der Roman Robinson Crusoe von Daniel Defoe über einen Schiffbrüchigen, der 28 Jahre auf einer Insel verbringt, wurde zahlreich verfilmt. Ein wirkliches Meisterwerk, das der Buchvorlage gerecht wird, war allerdings nicht dabei. Und nein: Auch die Komödie Robinson jr. aus dem Jahr 1976 ist kein Oscar-Anwärter.

Versteckter Feminismus auf der Insel?

Das Gegenteil ist eher Fall. Aus heutiger Sicht betrachtet, ist Robinson jr. primär ein anspruchsloser Unterhaltungsfilm, der mit viel Wohlwollen im Kern als Botschaft etwas Feminismus und Kritik an der Gesellschaft hat.

Denn Robi und seine Frau konsumieren Klatsch und Tratscht nicht nur, sie saugen jede Nachricht regelrecht auf. Und auch die mehr nackt als bekleidet herumlaufende Freitag versteht mehr von Anstand und Liebe als der sexhungrige Robi.

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Über weite Strecken allerdings steht Schauspieler Paolo Villaggio, bekannt für seine Filmfigur des glücklosen Buchhalters Fantozzi, alleine im Mittelpunkt des Films. Mit allerlei Slapstick-Einlagen versucht er das sinkende Schiff in den Hafen zu bringen.

Slapstick trifft auf Erotik

Da wird energisch versucht eine Kokosnuss zu öffnen, der Bumerang knallt immer wieder gegen den eigenen Kopf und auch die gefährlichen Tiere beißen gerne mal zu. Der amüsant angedachten Neuerzählung der Robinson Crusoe Geschichte gelingen dabei manche Gags besser, manche eher schlechter und manche gehen komplett in die Hose. Das Alter des Film sollte man an dieser Stelle aber nicht vergessen.

Nebst all dem Klamauk besitzt Robinson jr. dank der eritreischen Schauspielerin und Schönheitskönigin Zeudi Araya sowie einem scheinbar geringen Budget für ihre Kleidung, auch einen Hauch Erotik. Hinzu kommt, dass es der Figur Robi im Film auch nicht wirklich darum geht von der Insel zu entkommen, sondern eher seine aufgestaute Männlichkeit mit Hilfe von Freitag abzubauen.

Und was die angesprochenen Botschaften betrifft, können diese zwar vom Zuschauer mit viel Wohlwollen herausgelesen werden, sind aber ansonsten eher irrelevant. Denn Robi lernt seine Lektion und die Bedeutung der Natur nicht. Aber welcher Star wen betrogen hat und wie der Stand beim Fußball ist, das weiß er auch nach Jahren auf einer vermeintlich einsamen Insel.

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