Nur wenige Stunden sind die Oscars nun noch entfernt und wie viele andere auch, fiebern wir der Nacht des Jahres eifrig entgegen. Doch auch wenn der Ablauf der Academy Awards geheim und hinter verschlossenen Türen geschieht, so haben sich auch dieses Jahr wie gewohnt einige Favoriten klar herauskristallisiert.
Doch was halten wir eigentlich von dem Ganzen? Was sind unsere Lieblingsfilme des Jahres und wer darf den Goldjungen tatsächlich mit nach Hause nehmen? Wir präsentieren euch nochmal das wichtigste und unsere Meinung zu den großen Kategorien!
Bester Film:
Die Verlegerin
Call Me By Your Name
Lady Bird
Der seidene Faden
Shape of Water
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Dunkirk
Get Out
Die dunkelste Stunde
Allgemeiner Favorit: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Auch wenn der neueste Streifen von Martin McDonagh (Brügge sehen und sterben) durch seine strittige Geschichte und zwielichtigen Charaktere nicht wenig Kritik mit sich gebracht hat, scheint er dieses Jahr genau den Zahn der Academy getroffen zu haben.
Francis McDormand und alte Filmkollegen aus 7 Psychos Sam Rockwell und Woody Harrelson sind alle für ihre eigenen Darsteller-Preise nominiert. Dem Sieg in der größten Kategorie des Abends scheint also nichts mehr im Wege zu stehen. Doch mit dem etwas anderen Zählsystem des „Bester Film“-Preises und einer kleinen Überraschung im letzten Jahr, bleibt es trotzdem spannend.
Unser Favorit: Shape of Water
Kaum ein Film war so hoch erwartet und konnte uns gleichzeitig so auf voller Länge überzeugen. Del Toro schafft es eine unglaublich schöne, märchenhafte Geschichte zu erzählen, verpackt in einen Monsterfilm im klassischen Stil.
Grandiose Darsteller, liebevolles Set-Design, ein Soundtrack, welcher den Zuschauer komplett in seiner Welt verschlingt und eine Geschichte die roh und liebevoll erzählt. Shape of Water versteckt sich vor keinen Tabus, sondern erzählt eine Liebesgeschichte in seiner reinsten Form und ist dabei wunderschön. Ein visuelles, emotionales Rundum-Meisterwerk.
Beste Regie:
Christopher Nolan – Dunkirk
Jordan Peele – Get Out
Greta Gerwig – Lady Bird
Paul Anderson – Der seidene Faden
Guillermo Del Toro – Shape of Water
Allgemeiner Favorit: Guillermo Del Toro
Nicht ohne Grund ist Shape of Water mit 13 Nominierungen der führende Name in der diesjährigen Verleihung. Del Toro präsentiert in seinem neuesten Werk ein Projekt, welches sensibler und persönlich nicht sein könnte aber gleichzeitig eine tiefere Bedeutung für den Zuschauer hat. Die Erzählung einer tragischen Liebesgeschichte ist allumfassend und wirkt wohl auch bei der Academy!
Unser Favorit: Guillermo Del Toro
Guillermo del Toro ist vielleicht kein Regisseur mit einer riesigen Liste an Filmen. Er ist eher ein Mann, dessen unvollendete Projekte uns immer mehr Fragen als Antworten lassen werden. Aber genau das macht ihn so besonders und einzigartig.
Del Toro ist kein klassischer Oscar-Regisseur. Filme wie Hellboy oder Pacific Rim werden so schnell keinen Blick von der Academy erhaschen können. Doch was den gebürtigen Mexikaner so besonders macht ist seine absolute Liebe fürs Detail.
Seine Filme mögen keine Kritikerlieblinge und Preissammler sein. Dennoch sind sie über lange Zeit entstanden mit einer Welt, die so tiefgründig und liebevoll gestaltet wurde, dass man sich in jedem seiner Filme komplett zu verlieren vermag. Sei es ein großes Actionspektakel oder eine einfühlsame Erzählung.
Bester Hauptdarsteller:
Timothée Chalamet (Call Me By Your Name)
Daniel Day-Lewis (Der seidene Faden)
Daniel Kaluuya (Jordan Peele – Get Out)
Gary Oldman (Dunkelste Stunde)
Denzel Washington (Roman Israel Esq.)
Allgemeiner Favorit: Gary Oldman
Jedem sollte der Name bekannt sein. Durch seine Heldenrollen bekannt, aber durch seine seine Rollen als Bösewicht verehrt, bleibt Oldman doch meist eher für seine Rollen in großen Actionblockbustern wie Leon: Der Profi oder großen Franchises wie Harry Potter und der Gefangene von Askaban bekannt.
Dennoch zeigt er in den letzten Jahren mit seiner ersten Oscar-Nominierung in Dame, König, As, Spion, dass er auch das Zeug hat um die engstirnige Academy für sich zu gewinnen. Die meisten Insider sagen ihn schon als sicheren Sieger der diesjährigen Zeremonie voraus.
Unser Favorit: Daniel Kaluuya
Eine zugegebenermaßen weit gegriffene Hoffnung sieht den jungen Kaluuya die Größen Hollywoods in einem seiner frühesten Werke in den Schatten stellen. Zwar bleibt die Chance relativ klein, dennoch existiert sie.
Daniel Kaluuya zeigte in einem der Überraschungshits des Jahres eine Performance die vielschichtig und spannend und gleichzeitig komplett mühelos wirkte. Selbst wenn er den Goldjungen dieses Jahr nicht mit nach Hause nehmen darf, bleibt er einer der Darsteller, die man in den kommenden Jahren im Auge behalten sollte.
Beste Hauptdarstellerin:
Margot Robbie (I, Tonya)
Meryl Streep (Die Verlegerin)
Saoirse Ronan (Lady Bird)
Frances McDormand (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri)
Sally Hawkins (Shape of Water)
Allgemeiner Favorit: Francis McDormand
Bei den Golden Globe Awards 2018 konnte Francis McDormand bereits die Auszeichnung als beste Darstellerin abräumen und zieht somit auch den Oscars als Favoritin ins Rennen.
Nachdem sie bereits 1997 für ihre Darstellung in dem Coen-Brüder Werk Fargo den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt, könnte dies nun ihr zweiter Goldjunge bei bislang fünf Nominierungen werden.
Unser Favorit: Francis McDormand
Auch uns hat Francis McDormand als wutentbrannte Mildred Hayes überzeugt, die nach Rache für den Tod ihrer Tochter sinnt und sich mit den örtlichen Polizisten anlegt. Doch sicher ist ihr die Auszeichnung keinesfalls, denn mit Sally Hawkins und Margot Robbie hat sie zwei starke Konkurrentinnen und auch Meryl Streep ist wie jedes Jahr im Rennen.
Wer weiß: Vielleicht überrascht letztendlich auch noch das Küken der Runde, Saoirse Ronan!
Bestes originales Drehbuch:
The Big Sick
Get Out
Lady Bird
Shape of Water
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Allgemeiner Favorit: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Wie schon letztes Jahr mit La La Land zeigt sich ein Film in nahezu jeder Kategorie. Der neue Martin McDonagh-Film schaffte es endlich für seine großartigen Dialoge und seinen einzigartigen Witz eine Nominierung einzuheimsen. Nicht nur das, er scheint aktuell auch einer der Favoriten in der Kategorie für das beste Originale Drehbuch.
Unser Favorit: The Big Sick
So große McDonagh Fans wir auch sein mögen, es gibt immer einen kleinen Underdog, der noch kleiner erscheint, der noch mehr Untertsützung von uns verdient. The Big Sick wurde zu Anfang der Award-Saison als großer Favorit in Sachen Darsteller und Drehbuch gerechnet.
Zuletzt musste der Film sich jedoch mit nur einer Nominierung zufrieden geben. Ob durch seinen frühen Sommer-Kinostart gegeben oder ob der Film einfach nicht den Geschmack der Academy getroffen hat, bleibt nur zu vermuten. Uns hat der Film jedoch so sehr bewegt, dass wir zutiefst auf einen Sieg für den kleinen Indie-Film hoffen
Bestes adaptiertes Drehbuch:
Logan
Disaster Artist
Mollys Game
Call Me By Your Name
Mudbound
Allgemeiner Favorit: Call Me By Your Name
Wie schon im vergangenen Jahr ist auch das Jahr 2018 ein Academy Jahr gefüllt mit Überraschungen, Newcomern und Indie-Stars. Doch vor allem die Vertretung von LGBTQ Themen sind keine Seltenheit mehr.
War Brokeback Mountain noch ein Einzelgänger, so ist eine romantische, unorthodoxe Liebesgeschichte mittlerweile ein fester Teil der Academy Awards. Nach dem großen Erfolg von Moonlight im vergangenen Jahr, eine Geschichte über die Selbstfindung, die Akzeptanz und die Unbarmherzigkeit des Lebens – erzählt dieses Jahr Call Me By Your Name eine traumhafte Geschichte um eine eine Liebe die so schön wie tabu ist.
Unser Favorit: Logan
Auch wenn der Sieg unrealistisch erscheint, so wäre er doch monumental und historisch. Freilich sträubt sich die Academy weiterhin das Superhelden-Genre als echte, kunstvolle Filme anzuerkennen.
Als Beweis muss nicht mal über den umstrittenen Ausschluss von Wonder Woman aus den diesjährigen Awards gesprochen werden. Viel haarsträubender ist die Nominierung von Animationsfilmen wie Boss Baby und Ferdinand während ein Lego Batman-Film völlig übergangen wird.
Die Academy ist kein Fan von Superhelden, das ist offensichtlich. Trotzdem geben wir die Hoffnung nicht auf, dass Logan als Klasse für sich spricht. Erzählt sich der Film ohnehin mehr wie ein Western als eine klassische Comicbuch-Verfilmung, sollte man die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Beste Kamera:
Roger Deakins (Blade Runner 2049)
Bruno Delbonnel (Dunkelste Stunde)
Hoyte van Hoytema (Dunkirk)
Rachel Morrison (Mudbound)
Dan Laustsen (Shape of Water)
Allgemeiner Favorit: Roger Deakins (Blade Runner 2049)
Mit seiner nunmehr vierzehnten Nominierung ohne einen Sieg ist Deakins der Rekordhalter. Während Kevin O’Connell bis zu seiner 21ten Nominierung warten musste, um endlich 2017 auch einen Goldjungen mit nach Hause nehmen zu dürfen, hofft der Brite dieses Jahr nicht allzu lange den Rekord zu halten. Auch die Konkurrenz ist stark und kann mit Rachel Morrison für Mudbound sogar endlich die erste weibliche nominierte Kamerafrau aufweisen. Das Rennen bleibt also relativ spannend.
Unser Favorit: Roger Deakins (Blade Runner 2049)
So schön es wäre, Morrison den Oscar für ihre erste Nominierung zu verleihen, so müssen wir doch zugeben, dass Mudbound bildlich schön, aber nicht zu besonders ist.
Gleichzeitig stellt Deakins in Blade Runner 2049 die Welt Villeneuves wunderbar dar. Dies mag auch an den detailreichen und echten Kulissen liegen, die bildlich gewaltiger wirken als vieles der Konkurrenz und auch Dünkirchen muss sich selbstverständlich nicht verstecken. Die Verbindung der langen Dürreperiode für Deakins und seine grandiose Arbeit an dem Scifi-Film sollten hoffentlich für einen Preis reichen.
Allison Janney sollte mit ihrer Rolle der herzlosen Mutter in I, Tonya den Titel für beste Nebendarstellerin so gut wie sicher haben. Gegenüber von Margot Robbies eigentlich reicht zwielichtigen Persönlichkeit schafft es Janney, zu jeder Sekunde für die junge Tonya Harding zu zittern.
In der Kategorie um den besten Nebendarsteller bleibt es hingegen ein deutlich engeres Rennen. Die Nominierung für sein Last Minute Casting in Alles Geld der Welt ist nicht nur eine Überraschung, sondern könnte auch in einem Rutsch zum Sieg für Christopher Plummer führen. Als Konkurrenz schickt Three Bollboards Outside Ebbing, Missouri aber direkt Woddy Harrelson und Sam Rockwell ins Rennen.
Ein enges Rennen zwischen den drei heißen Kandidaten lässt den Sieger nur schwer erahnen.
Mit dem dritten Ableger des Planet der Affen-Reboots Survival ist eine Nominierung für beste Spezialeffekt ohnehin sicher. Leider konnten die Vorgänger in der Vergangenheit trotz der unfassbar realistischen Darstellung der Tiere ohne auch nur einen echten Primaten vor der Kamera, nie einen Oscar mit nach Hause nehmen.
Nachdem dritten, bombastischen Teil der Reihe kann nur gehofft werden, dass er sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen vermag. Die schiere Menge an Affenkolonien in allen Formen und Farben die in Planet der Affen: Survival über die Leinwand huschen ist bemerkenswert. Und wenn schon Andy Serkis nie seinen Award als bester Darsteller entgegen nehmen wird, so bleibt zu hoffen, dass zumindest die Crew um die Spezialaffekte mehr Glück auf ihrer Seite haben.
Baby Driver ist schauspielerisch bestimmt kein Oscarkaliberfilm. Genau deswegen ist es schön zu sehen, dass eben die Bereiche, die den Film so besonders gemacht haben, von der Academy anerkannt werden. Der geniale Musikgetriebene schnelle Stil des Films ist einer der spannendsten Schnittprojekte der vergangenen Jahre. Man hofft, dass es für das neueste Werk von Jungregisseur Edgar Wright nicht nur bei der Nominierung bleibt.
Blade Runner 2049 hätte das Mad Max: Fury Road dieses Jahres werden können. Konnte das Actionspektakel im Jahr 2015 noch mit ganzen 10 Nominierungen auftrumpfen für technische Bereiche wie Production Design, Schnitt oder Kamera und sogar 6 Awards sein Eigen nennen, so darf sich Villeneuves neuestes Werk zwar auch über 5 Nominierungen freuen.
Die großen Riegen um besten Film und beste Regie blieben dem Film jedoch versagt. Ein Film, der uns im vergangenen Jahr gezeigt hat, wie eine Neuauflage eines alten Klassikers mit so viel Liebe umgesetzt werden kann, dass selbst eingefleischte Fans von einer Verbesserung des Originals sprechen, hat mehr verdient. Wir drücken die Daumen, dass dieser Film auf der diesjährigen Zeremonie nicht leer ausgeht!
Wir freuen uns auf eine spannende Nacht vom 04. auf den 05. März 2018! Eine Nacht die uns hoffentlich überrascht, unterhält und vielleicht sogar ein bisschen zum Weinen bringt.