Nope (2022) | Filmkritik

Unbekannte Flugobjekte, Western-Vibes und jede Menge Kuriositäten: Das alles erwartet einen in dem US-amerikanischen Film Nope.

Von UFOs und Cowboys

Die schöne Grundidee wird jedoch durch einige Drehbuch-Entscheidungen nicht ganz ausgeschöpft.

© Universal Pictures Germany


Otis „OJ“ Jr. Haywood (Daniel Kaluuya) betreibt mit seiner jüngeren Schwester Emerald (Keke Palmer) die Ranch Haywood Hollywood Horses im südkalifornischen Santa Clarita Valley.

Dunkle Wolken ziehen auf

Die Geschwister leiten die einzige afroamerikanische Pferdezucht mit dem Schwerpunkt Filmproduktionen in USA. So sind die beiden meistens am Set dabei, wenn ein Pferd eingesetzt wird. Nur wird das kleine Familienunternehmen plötzlich zerrüttet.

Denn nach dem merkwürdigen Unfalltod ihres Vaters Otis Sr. häufen sich die kuriosen Ereignisse auf der Ranch. Dieser fiel einst von seinem Sattel und starb, als ihn ein herabfallendes Metallteil traf.

© Universal Pictures Germany

„OJ“ sieht eines Abends am Himmel eine sich bewegende Wolke, die scheinbar einen Stromausfall verursacht. Da die Geschwindigkeit der Wolke viel zu schnell für ein Flugzeug sei, glaubt er an eine außerirdische Bedrohung. Also möchte er mit seiner Schwester das unbekannte Objekt am Himmel mit einer Kamera aufzeichnen.

Außerirdische auf Kamera

Die beiden kaufen sich dafür Equipment in einem Multimedia-Store. Doch scheint ihre erste Annahme nicht korrekt zu sein. Zudem schweben die beiden in akuter Lebensgefahr, denn das unbekannte Objekt beobachtet die beiden auch.

© Universal Pictures Germany

Nope ist der dritte Film des Oscar-Preisträgers Jordan Peele (Get Out). Und wieder einmal besticht sein Projekt durch viele kreative Ideen, die es zuvor in dieser Art noch nicht gegeben hat. Gekonnt kombiniert er die beiden Genres Science-Fiction und Western zu einem spannenden Werk.

Wüstenöde oder Himmelsstürmer?

Zudem stellt er das Schicksal einer afroamerikanischen Ranch in den Fokus. Doch was sich jetzt nach viel Kreativität anhört, verpufft leider auch etwas. Denn der 130-minütige Film hat Stärken und Schwächen.

Stark ist zum einen die Rahmenhandlung. Zum anderen sind unbekannte Flugobjekte und eine Hollywood-Pferderanch einfach nette Einfälle. Allerdings mangelt es beim Drehbuch, das auch Jordan Peele verfasst hat, an Stringenz.

Viele Handlungsstränge versanden im Laufe der Spielzeit einfach.

© Universal Pictures Germany

Da bei diesem Film möglichst wenig erzählt werden soll, kann man nur sagen: Viel Potenzial bleibt hier auf der Strecke liegen. Auch die Figuren bleiben allesamt blass, denn es wird kein Sympathieträger etabliert oder gar ein interessanter Gegenspieler.

Daniel Kaluuya starrt ins Nichts

Das liegt auch an der enttäuschenden Performance des Oscar-Preisträgers Daniel Kaluuya. Er schaut meistens gelangweilt in den Horizont und sein Gesicht hat nicht mehr zu bieten als eine einheitliche Mimik. Das ist für jemanden, der 2021 mit dem Oscar für die beste Nebenrolle in Judas and the Black Messiah ausgezeichnet wurde, eine Leistung mit viel Fragezeichen. Seine schauspielerische Vorstellung ist fast schon so reduziert, dass sie wieder heraussticht.

Die anderen Cast-Mitglieder geben alle das Beste in ihren Rollen, jedoch fehlt es den Figuren insgesamt an Reiz aufgrund des schwachen Drehbuchs.

© Universal Pictures Germany


Ein weiterer Kritikpunkt ist das Pacing. Die ersten 60 Minuten sind extrem zäh und langsam inszeniert. Gerade deshalb wundert es schon, wieso diese Zeit nicht für eine gute Figurenzeichnung genutzt wurde. Jedoch plätschert der Streifen hier einfach nur so dahin, ohne Mehrwert zu liefern.

Dann jedoch nimmt das ganze Konstrukt plötzlich Fahrt auf und es kommen einige gut gemachte Sequenzen. Hier ist eine längere Szene mit einem Affen zu erwähnen, die schockiert und zugleich den Puls ein paar Schläge höher drückt. Nach diesem guten Mittelteil folgt ein wildes letztes Drittel, was quasi sinnbildlich für Nope steht.​

Neben diesen genannten Kritikpunkten setzt Peele jedoch auch mit wunderbaren Panorama-Aufnahmen der Natur und jede Menge Atmosphäre auf positive Schauwerte. Einige Szenen leben geradezu von einer gut aufgebauten Dramaturgie.

Überraschungen & neue Erlebnisse

Der dickste Pluspunkt des dritten Peele-Films ist die fehlende Vorhersehbarkeit. Häufig mangelt es Kinofilmen an neuen Ideen. Doch der Oscar-Preisträger hat wieder einmal ein Werk geschaffen, das überrascht und dem Zuschauer das Gefühl gibt, das er vielleicht mal vor 15 Jahren hatte: Mal was Neues zu sehen.

So schafft es Nope trotzt diverser Versäumnisse doch in irgendeiner Weise zu unterhalten. Es sind eben solche Projekte, die aktuell in Hollywood fehlen. Und dank seiner abgedrehten Handlung und einigen Suspense-Momenten wird auch dieser Film von Peele hängen bleiben.

Wer jedoch gar nichts mit seinen vorherigen Werken Get Out und Wir anfangen konnte, wird auch hier ins Leere gucken.

Nope ein guter Film, der mit etwas mehr Struktur sogar noch besser geworden wäre. Dieser Streifen setzt sich aber gekonnt vom herkömmlichen Blockbuster-Kino ab. Außerdem ist Jordan Peele auf bestem Wege, dass seine Filme ein eigenes Genre bekommen. Denn so richtig lässt sich sein drittes Werk nicht einer bestimmten Art zuordnen.

Handlung:

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Bildrechte: Universal Pictures Germany

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