Seit 1993 sind die Urzeitriesen von der Kinoleinwand nicht mehr wegzudenken: Mit Jurassic Park revolutionierte Spielberg den Abenteuerfilm – mit heute noch atemberaubenden Effekten und einer packenden Geschichte. Vier Jahre später folgte mit Vergessen Welt die immer noch gelungene Fortsetzung. Und auch wenn Jurassic Park III ohne Frage der schwächste Teil der Trilogie ist, überzeugt der Film trotz simpler Story mit jeder Menge Dino-Action, Thrill und Charme.
Schöpfung ist ein reiner Akt des Willens
Für Letzteres war zu weiten Teilen auch der menschliche Haupt-Cast verantwortlich, denn mit Sam Neill (Teil 1 und 3), Jeff Goldblum (Teil 1 und 2) und Laura Dern (Teil 1 und 3) hatten wir gewitzte, zum Teil auch kauzige Helden, die sich stets mit den prähistorischen Fleischfressern herumschlagen mussten.
14 Jahre nach dem dritten Film hat Colin Trevorrow das Ruder übernommen, und so ein bisschen fühlt sich diese neue Reihe an wie die Sequel-Trilogie von Star Wars.
Jurassic World ist quasi ein Soft-Reboot des ersten Teils, erzählt dieselbe Geschichte nochmal. Nur eben mit mehr Hightech und mehr Bombast. Was dabei auf der Strecke bleibt ist die einstige Faszination für die Stars des Franchise: Die Dinosaurier, die nunmehr noch als CGI-Abziehbilder ihrer selbst fungieren, wirken in der glattgebügelten Hochglanzwelt wie entzaubert.
Die Koexistenz von Mensch & Dinosaurier
Chris Pratt, ohne Frage ein sympathischer Kerl, mimt dazu einen farblosen und leider auch austauschbaren Helden. Dass der Mensch in der einst von Crichton erschaffenen Welt nach zwei Jahrzehnten nicht aus seinen alten Fehlern gelernt hat, spiegelt zwar ein Stück weit dessen Profitgier wider, aber auch das wird nicht konsequent auserzählt.
So bleibt dieses Soft-Reboot ein Schatten seiner selbst, und Das Gefallene Königreich – der The Last Jedi der Reihe – driftet schließlich in eine absolut groteske Richtung ab, mit menschlichen Klonen, genmanipulierten Super-Raptoren und Dino-Versteigerungen. Immerhin bietet das Ende dieses seltsamen Streifens das Potential für einen wirklich erfrischenden Neuanfang: Die Koexistenz zwischen Mensch und Urzeitechse.
Und an dieser Stelle kann ich verstehen, dass Ein Neues Zeitalter – das selbsternannte große Finale der Jurassic-Ära – bei vielen Fans und Kritikern auf Unmut stößt. Denn zu Beginn sei schon mal gesagt: Dieses Versprechen hält der Film nicht ein.
Vielleicht wurden sogar deshalb im Vorfeld zwei Kurzfilme veröffentlicht (von denen einer vermeintlich als Prolog des Films tituliert wurde), die sich des Themas der Koexistenz konkreter annehmen. Und vielleicht hätte ich ohne diese kurzen Exkurse den Film auch mit anderen Augen gesehen.
Denn in Jurassic World 3 wird das Zusammenleben von Mensch und Dinosaurier als selbstverständlich vorausgesetzt. Vielmehr rücken zwei andere Handlungsstränge in den Fokus: Zum einen geht es wieder um Chris Pratts Owen Grady, der inzwischen mit Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) zusammenlebt und als Ziehvater auf das Klonmädchen Maisie aufpasst.
Als diese entführt wird, machen sich die beiden auf die Suche. Die Fährte führt sie unter anderem nach Malta, wo man noch am Ehesten die Auswirkungen dieser Koexistenz zu spüren bekommt.
Ein nostalgisches Wiedersehen
Der zweite Handlungsstrang hat erstmal so gar nichts mit T-Rex, Velociraptor & Co. zu tun, sondern mit… prähistorischen Riesenheuschrecken. Diese plündern aus dem Nichts die Getreidefelder des Planeten, und hier kommen unsere Altstars ins Spiel: Dr. Alan Grant (Sam Neill), Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) – die Helden der alten Trilogie – treffen zum ersten Mal seit Jurassic Park wieder aufeinander, um die Quelle der Plage ausfindig zu machen. Und wie sollte es anders sein, natürlich hat mal wieder eine dubiose Gentechnik-Firma ihre Finger im Spiel.
Die Story von Ein Neues Zeitalter ist, machen wir uns nichts vor, keine intellektuelle Offenbarung. Zerfressen von Logiklöchern und gezeichnet von zum Teil bekloppten Ideen, sollte man hier die Erwartungen definitiv etwas zurückschrauben. Wer die letzten Ausflüge ins Reich der Jurassic-Ära allerdings unbeschadet überstanden hat, sollte auch hiermit keine Probleme haben.
Was uns in diesem Kopf-Aus-Kino bleibt, sind die Schauwerte, das Abenteuer und eine Prise Humor. Leider sind die visuellen Stars – die Dinosaurier – eher Beiwerk für eine übergeordnete Geschichte. Zumindest in der ersten Hälfte, die sich stellenweise tatsächlich als Mission: Impossible mit Dinos ganz gut beschreiben lässt.
Mehr Puppen als CGI-Effekten
Zum Ende hin kommt aber auch der Dino-Fan wieder voll und ganz auf seine Kosten.
Zwar schafft es auch der dritte World-Film nicht die Faszination um die Urzeitkreaturen so zu inszenieren wie es die Vorgänger-Trilogie vorgelebt hat, trotzdem wird zumindest versucht ein detailliertes Abziehbild dessen zu kreieren, indem man bspw. wieder vermehrt zu Animatronics greift statt alles mit CGI zu überladen.
Das wirkt nicht nur plastischer, sondern hat auch noch einen nostalgischen Effekt.
Ein nostalgisches Wiedersehen
Apropos Nostalgie: Die war bereits in der Promo-Phase nicht zu ignorieren und ist ja schließlich auch in Grant, Sattler und Malcolm personifiziert. Hier folgt der Film natürlich einer offensichtlichen Marketing-Formel, die sich inzwischen mehr und mehr in über Jahrzehnte andauernden Franchise etabliert hat: Altbewährtes funktioniert immer. Aber ist das wirklich so schlimm?
Ich für meinen Teil hatte verdammt viel Spaß mit den alten Helden. Sam Neill wirkt mit seinen 74 Jahren fitter denn je, und gibt als launischer Alan Grant dem Menschen-Ensemble eine Wertigkeit zurück, die den beiden Vorgängerteilen gefehlt hat. Das Gleiche gilt für Laura Dern als Ellie Sattler, und über den großartigen Jeff Goldblum müssen wir erst gar nicht reden. Sein Chaostheoretiker Ian Malcolm (der im Vorgänger schon einen Cameo-Auftritt hatte) lässt jedes Comic Relief der bisherigen World-Reihe alt aussehen. Dazu funktioniert die Chemie zwischen den dreien wie an Tag 1.
Der vielleicht beste Teil der World-Reihe
Demgegenüber steht ein Chris Pratt, der halt wie Chris Pratt spielt. Sympathisch, wie gesagt, aber sein Owen Grady wirkt nach wie vor wie die blasse und glattgeleckte Karikatur eines Helden. Noch dazu fehlt jegliche Chemie zwischen ihm und Bryce Dallas Howards Claire Dearing. Ohne Frage sind die beiden an sich gute Schauspieler, aber nicht ohne Grund sind ihre Charaktere aus der World-Reihe am Ende eher belanglos und geraten schnell in Vergessenheit. Eben anders als die Stars von früher.
Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter hat offensichtliche Mängel, ist in seinen besten Momenten repetitiv und schafft es trotzdem in den 2:30 Stunden Laufzeit (längster Film der Reihe!) kurzweilig zu unterhalten. Mit allzu hohen Erwartungen dürfte man vielleicht ein vernichtenderes Urteil fällen. Wenn man aber den Film in den Kontext der letzten beiden Ausflüge setzt, ist Ein Neues Zeitalter tatsächlich der beste Film dieser neuen Trilogie geworden.
Vielleicht nicht das erhoffte große Finale, aber ein alles in allem doch gelungener Abschluss für eine mittelmäßige Sequel-Trilogie.
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