Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023) | Filmkritik

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023)

Harrison Ford ist einer für ikonische Rollen. Ob als schlagfertiger Kopfgeldjäger Han Solo in Star Wars oder als Blade Runner Rick Deckard, seine Figuren überdauern oft Jahrzehnte.

Auf in ein letztes Abenteuer

Seine populärste Rolle ist aber wohl die des Schatzjägers Dr. Henry Jones. Bereits in vier Filmen spielte er den launischen, aber liebenswerten Abenteurer.

Mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist nun das große Finale dieser Reihe im Kino gelandet – über 40 Jahre nach dem Erstling Jäger des verlorenen Schatzes.

Vielen stellt sich berechtigterweise die Frage: Funktioniert das überhaupt noch? Kann ein 80-jähriger Ford den Charme der alten Filme ins 21. Jahrhundert transportieren?

© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Schließlich lebt die Original-Trilogie von ihrer Leichtfüßigkeit, witzigen Dialogen und ideenreicher Action. Eben gut gemachte Abenteuerfilme. Vor allem Jäger des verlorenen Schatzes und Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Teil 3) sind dadurch Meilensteine der Filmgeschichte geworden. 2008 hatte Regisseur Steven Spielberg schon einmal probiert diese Magie erneut einzufangen, was ihm leider nur halbherzig geglückt ist.

Eine Legende stellt sich seinem Schicksal

Noch einmal ganze 15 Jahre später folgt nun also mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals der letzte Film dieser Reihe. Zum ersten Mal sitzt mit James Mangold nicht Spielberg selbst auf dem Regie-Stuhl, und auch George Lucas hat sich aus der Entwicklung der Story weitestgehend herausgehalten.

Diese beginnt mal wieder zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. In einem spektakulären ersten Akt legt sich ein digital verjüngter Ford mit einer Gruppe Nazis (u.a. Thomas Kretschmann) an, und gelangt während des Kampfs in einem Zug an ein Teilstück der Antikythera. Einst entworfen vom Mathematiker Archimedes heißt es, dass diese in Vollständigkeit die Gesetze der Zeit auf den Kopf stellen könne.

Über 20 Jahre später lebt der gealterte Jones im Ruhestand, bis seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) in sein Leben tritt. Die Antikythera steht auf einmal wieder im Mittelpunkt, und auch der Ex-Naziwissenschaftler Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) ist hinter dem Teilstück her. Eine Schnitzeljagd über diverse Kontinente entbrennt, bei der Jones und Shaw Hilfe von neuen (u.a. Antonio Banderas) und alten Bekannten (John Rhys-Davies als Indys ältester Freund Sallah) bekommen während Voller und sein Team, angeführt vom brutalen Klaber (Boyd Holbrook), ihnen dicht auf den Fersen sind.

© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Um es direkt vorneweg auf den Punkt zu bringen: Auch Das Rad des Schicksals schafft es nicht den Charme der alten Indiana Jones-Filme so richtig einzufangen. Dabei muss man dem Film zugutehalten, dass er vor allem eins schafft: Viele schöne Momente zu kreieren, die den überzeugten Indy-Fans gefallen werden.

Indiana Jones kehrt teils zurück zu seinen Wurzeln

Zum einen sind da die wirklich gelungenen ersten 20 Minuten zu nennen, die einen zurückkatapultieren in die Zeit und den Zeitgeist der alten Filme. Die digitale Verjüngung an Ford funktioniert erstaunlich gut, auch wenn bei dieser Technik nach wie vor kleinste Unvollkommenheiten direkt störend auffallen. Hier funktioniert es immerhin schon besser als in einigen Disney-Produktionen zuvor.

Die Thematik um die Antikythera sorgt für einen Abenteuer-Touch, den der Vorgänger hat vermissen lassen. Es wird wieder mal so richtig gerätselt und gesucht. Und es macht Spaß diese Reise bis zum Ziel mit zu verfolgen.

© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Und dann sind es erstaunlicherweise die emotionalen, ruhigeren Momente, die hier überzeugen können. Es gibt mit Sicherheit viele eingefleischte Indy-Fans, die ihren Helden als unsterblichen Schatzjäger in Erinnerung behalten möchten. Aber Indiana Jones auch mal als alten, nachdenklichen Mann zu sehen gibt dem Film im Gegenteil einen Mehrwert, durch den er sich abheben kann.

Ein nostalgisches Wiedersehen

Wenn Jones beispielsweise auf seinen alten Weggefährten Sallah trifft, dann sind da zwei alte Männer, die über ihre früheren Abenteuer sinnieren.

Und auch die Schlussszene bietet wohl den schönsten Abschluss, den man sich für diese Reihe vorstellen kann (neben Sallah gibt es hier auch noch ein anderes Wiedersehen). Das ist natürlich mal wieder viel Nostalgie und funktioniert nur im Kontext mit den alten Filmen. Da dieser letzte Film in gewisser Hinsicht aber auch als Quintessenz der Reihe verstanden werden möchte, fügen sich die Momente harmonisch in das Gesamtbild ein.

© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Leider verhält es sich bei den ganzen guten Aspekten so wie mit Jones und seiner Antikythera. Sie sind nur ein Teilstück des Ganzen.

Eine Hommage an die Abenteuerfilme vergangener Zeiten

Wie schon in Teil 4 ist der Film vollgeladen mit CGI, das teilweise nicht mal besonders gut aussieht. Viele Szenarien wirken dadurch leider künstlich, bspw. bei einer Unterwasserexpedition. Das Plastische/Handwerkliche der alten Filme machte über weite Strecken auch den Charme aus, hier fühlt man sich viel zu oft wie in einem Tomb Raider-Remake. Auch diverse Action-Sequenzen sind eher holprig und manchmal auch repetitiv inszeniert, da hatte Spielberg seinerzeit definitiv das bessere Händchen.

Insgesamt wirkt Mangolds Abenteuerfilm auch nicht so leichtfüßig wie die alten Filme. Manche Gags wollen nicht so richtig zünden, und das Pacing ist stellenweise etwas ungelenk. Trotzdem weiß der Film bis zum großen Finale zu packen.

© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Die Showdowns haben ja schon immer den Bereich des Realistischen gesprengt und der Geschichte einen mythischen Touch verliehen. Im Fall von Das Rad des Schicksals könnte man behaupten, haben sie es etwas übertrieben. Auf jeden Fall werden sich die Geister daran scheiden.

Die letzte Schatzsuche des Archäologen

Bei der Figur der Helena Shaw werden sich vermutlich ebenfalls die Geister scheiden. Phoebe Waller-Bridge macht einen guten Job und ihr Sidekick funktioniert besser als Shia LaBeoufs Mutt aus Das Königreich des Kristallschädels, die Eigenwilligkeit ihres Charakters wirkt aber manchmal nervig erzwungen. Das Zusammenspiel mit Harrison Ford funktioniert trotzdem gut, weil dieser seine Paraderolle routiniert wie eh und je ausspielt. Und mit Mads Mikkelsen gibt es im Cast immerhin einen der interessantesten Schurken der Reihe, die sich bisher nie durch ihre Antagonisten besonders auszeichnen konnte.

Fazit: Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist zwar besser als der vierte Teil, trotzdem bei weitem kein perfekter Film. Als Finale für den kauzigen Helden unserer Kindheit funktioniert er aber erstaunlich gut. Überraschenderweise sind es die ruhigen, nostalgischen Momente, die dem Film besonders wohltun.

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Bildrechte: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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