House of Gucci (2021) | Filmkritik

Es ist wohl eine der bekanntesten Modemarken der Welt. Musiker, Hollywoodstars, Sportler und Wohlhabende tragen die begehrte Kleidung. Die Rede ist von Gucci.

Im Namen von Vater und Sohn und des Gucci-Clans

Und nun befasst sich der britische Regisseur Ridley Scott (Alien, Prometheus) mit der gleichnamigen italienischen Gründerfamilie und einem internen Streit um Macht, Reichtum und Anerkennung.

In House of Gucci dreht sich alles darum, gesellschaftlich aufzusteigen. Doch im Grunde ist der Film eine Liebesgeschichte zwischen Patrizia Reggiani (Lady Gaga) und Maurizio Gucci (Adam Driver), Enkel des Firmengründers Guccio Gucci.

© 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Patrizia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und sucht den sozialen Aufstieg in Mailand. Maurizio ist hingegen darum bestrebt endlich glücklich zu werden. So entwickelt sich sehr schnelle eine gute Chemie zwischen den beiden Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten.

Familiengeheimnisse, Verrat & ein schockierender Mord

Allerdings gibt es auch zu Beginn ihrer Beziehung Widerstände: Denn Maurizios Vater Rodolfo (Jeremy Irons) wittert Gefahr und erkennt scheinbar die wahren Absichten von Patrizia. So kommt es zu einem Vater-Sohn-Konflikt und einer anschließenden Enteignung Maurizios. Jedoch sucht dieser zusammen mit seiner Frau den Kontakt zu seinem Onkel Aldo Gucci (Al Pacino). Die Gier nach Geld droht die Familie Gucci aufzufressen.

Eigentlich wäre House of Gucci eine dankbare Aufgabe für Regisseur Ridley Scott gewesen, sich trotz seines hohen Alters und eher enttäuschenden Filmen in letzter Zeit, noch einmal als Star-Regisseur zu beweisen. Mit einem unfassbaren Aufgebot an Hollywood-Darstellern gelingt ihm jedoch nicht der erwartet große Wurf.

Vielmehr mangelt es seinem neuesten Film an einer stringent erzählten Handlung. Es wirkt teilweise sehr zerfasert und obwohl viele gute Elemente in dem Film vorhanden sind, schafft es Scott nicht, eine Erzähldynamik zu erzeugen. Aber dazu später mehr.

© 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Großer Pluspunkt des Films ist die starke Besetzung. Es ist schon bemerkenswert, dass Stars wie Al Pacino (Der Pate), Jared Leto (Dallas Buyers Club), Adam Driver (The Last Duel), Lady Gaga (A Star Is Born) und Jeremy Irons (Justice League) für dieses Werk zur Verfügung standen.

Ein Hauch von Schauspielkunst

Aber wahrscheinlich ist es die Marke Gucci, die einen hohen Stellenwert in der Modewelt genießt und so auch eine Anziehungskraft für Hollywood-Schauspieler mit sich bringt. Al Pacino-Fans werden jedoch enttäuscht sein. Denn in seiner Rolle als Aldo Gucci bekommt der mittlerweile 81-jährige Oscar-Preisträger nicht die benötigte Tiefe, um in irgendeiner Form zu überraschen. Trotzdem gibt es eine starke Szene, in der Al Pacino noch einmal zeigt, wozu er (schauspielerisch) im Stande ist.

Es sind eben seine Leistungen als Tony Montana (Scarface) und Michael Corleone (Der Pate) die einfach mitschwingen, wenn er auf einer Veranda sitzt und mit einem alten Weggefährten über Geld und Macht spricht.

Gerade die Szenen mit ihm und Jeremy Irons sind gut. Ein Hauch von Der Pate weht hier über die Leinwand. Normalerweise – mit einem gut aufgelegten Regisseur an seiner Seite – wäre in so einer Rolle für Al Pacino noch viel mehr drin gewesen.

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Ähnlich sieht es bei den anderen darstellerischen Leistungen aus. Adam Driver, der 2019 und 2020 jeweils als Bester Nebendarsteller für einen Oscar nominiert wurde, schauspielert in House of Gucci sehr minimalistisch. Dieses reduzierte Spiel ist leider die zweite schauspielerische Enttäuschung. Ebenfalls wäre bei der Figur des Rodolfo Gucci mit Oscar-Preisträger Jeremy Irons noch Luft nach oben gewesen. Denn seine Rolle ist glaubwürdig. Nur spielt er in dem Film nach knapp einer Stunde gar keine Rolle mehr – was sehr schade ist.

Oscar oder Goldene Himbeere?

Großes Kuriosum von House of Gucci ist die denkwürdige Performance von Jared Leto. Er ist dank des hervorragenden Make-ups kaum wiederzuerkennen. Und er spielt den schrillen Möchtegern-Designer Paolo Gucci sehr, sehr extravagant und abgedreht. Entweder eine Goldene Himbeere oder der Oscar sitzt hier für Leto drin. Denn seine Szenen reißen einen immer wieder komplett aus dem Film.

Es wirkt fast schon wie eine Parodie, wie Leto diese Figur anlegt. Seine kindliche Betonung von einfachen Wörtern und die unrhythmischen Tanz-Moves sorgen trotzdem für gewisse Schauwerte. Außerdem ist es schier möglich, dass es so verrückte Designer tatsächlich gibt. Auffallend ist seine Leistung definitiv.

Die stärkste schauspielerische Leistung liefert Lady Gaga ab. Ihre Rolle hat Höhen und Tiefen und sie überzeugt durch ein breites Repertoire an Emotionen. Beeindruckend ist auch der optische Wandel, den ihre Filmfigur hier durchlebt. Immer verschiedene Frisuren, stets neue Mäntel und Kleider sorgen für Hingucker.

© 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Neben dem Cast an Darstellern ist die Schwäche des Films leider die Regie von Ridley Scott. Denn gerade bei so vielen Figuren und kleineren Handlungssträngen, muss ein Regisseur die Fäden zusammenführen. Und dies missglückt ihm.

Gucci verkauft sich nicht im Alleingang

Es sind einfach viel zu viele Story-Ebenen und Nebenschauplätze, die Scott aufmacht und eine Szene weiter wieder schließt. So fehlt der rote Faden. Das ist sehr enttäuschend, da mit der Gucci-Familie, der Modebranche und dem Thema Reichtum viele filmtaugliche Details vorhanden waren. Nur spielt Scott dieses Story-Potenzial kaum aus. Es sind nur wenige Momente, die wirklich gut inszeniert sind. Da hilft auch die ständige Untermalung mit Pop-Songs der 80er und 90er nichts.

Trotzdem liefert House of Gucci einige Schauwerte. Die Kostüme, die Settings und die eher blasse Optik sind gelungen. Einzelne Szenenbilder sehen fantastisch aus. Auch die Marke Gucci bekommt durch diesen 158-minütigen Film mehr Tiefe.

Mit etwas mehr Genauigkeit in der Regie, besser gezeichneten Figuren und einer geringeren Laufzeit wäre es ein guter Film gewesen. So bleibt am Ende eigentlich nur hängen, dass scheinbar auch die Marke Gucci kein Selbstläufer für Filmemacher ist.

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Bildrechte: Universal Pictures International Germany

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