Nach 17 Jahren Gefängnisaufenthalt kehrt der mittlerweile 40-jährige Marvin Hacks (Jake McLaughlin) zurück nach Hause. Auf einem Skateboard fährt er durch die Straßen Kaliforniens. Als er in seinem Heimatort Clovis ankommt, muss er feststellen, dass sich einiges verändert hat, seitdem er im Gefängnis war.
Gefangen in der amerikanischen Provinz
Seine Mutter Bernadette (Kathy Bates) ist schwer krank, sein bester Freund Wade (Derek Richardson) ist drogenabhängig und in der Gemeinde wird Marvin nicht akzeptiert. Einige Bürger wehren sich gegen seine Rückkehr. Denn der 40-Jährige tötete vor 17 Jahren eine ältere Dame. Vor allem die Hinterbliebenen der Ermordeten hegen Hass gegen Marvin.
Doch dieser möchte nur Zeit mit seiner kranken Mutter verbringen und seine Freiheit genießen. So kommt es zu Konflikten und Vorwürfen. Auch Mutter und Sohn müssen sich nach den vielen Jahren erst einmal wieder annähern. Scheinbar ist der Schritt zur Resozialisation für Marvin noch ein sehr langer Weg. Doch beschreiten möchte Marvin diesen trotzdem.
Home ist ein 2020 erschienenes Filmdrama und gleichzeitig das Regiedebüt von Franka Potente (Lola rennt). Mit ihrem ersten Langfilm hinter der Kamera zeigt die deutsche Schauspielerin, die auch in Conjuring 2 und 25 km/h mitgespielt hat, eine ansprechende, wenngleich unaufgeregte Leistung.
Ein Plädoyer für Mitgefühl und Vergebung
Dabei setzt sie sich mit der Drogenthematik in den Vereinigten Staaten auseinander und inszeniert einen runden, wie auch unspektakulären Spielfilm. Ihre Regie ist fokussiert. Der Zuschauer bekommt hier eine sehr übersichtliche Geschichte serviert. Jedoch fehlen leider die Höhepunkte – aus dramaturgischer und inszenatorischer Sicht.
Der 100-minütige Film plätschert etwas vor sich hin und erzählt die Geschichte des Rückkehrers Marvin fast schon dokumentarisch. Durch diese bodenständige Regie gewinnen die Figuren wie auch die Tragik der Story an Glaubwürdigkeit. Das Drehbuch, welches auch von Potente stammt, überzeugt durch diese Authentizität. Die Figuren sowie die Beziehungen untereinander sind stimmig.
Die Konflikte zwischen den Figuren werden allerdings nur oberflächlich ausgespielt. Viel Hass und Enttäuschung über vergangene Ereignisse bleibt einfach offen. Resozialisierung als alleinstehendes Filmthema gibt es nicht allzu oft. Meistens drehen sich Gefängnisfilme oder Dramen um größere Themen, sodass die Resozialisierung in der Vergangenheit eher Unterthema von Filmen war. Deshalb ist diese Themenwahl für einen Spielfilm in Ordnung – nicht mehr oder weniger.
McLaughlin als verletzlicher Straftäter
Ansprechende Leistungen zeigen die Schauspieler. So mimt Jake McLaughlin (Im Tal von Elah) den Mörder Marvin gut. Durch eine zurückhaltende Haltung lässt er der Rahmenhandlung mehr Raum. Auf eine gewisse Überdramatik verzichtet er. Der Zuschauer hat es praktisch selbst in der Hand, der Hauptfigur für seine Gräueltat zu vergeben.
Auch in den Nebenrollen ist der Film gut besetzt. Oscar-Preisträgerin Kathy Bates (Misery) spielt die kranke Mutter Bernadette überzeugend, da sie ihrer Figur viel Mut und Stärke in den richtigen Szenen verleiht. Auch die Szenen mit ihr und Marvin sind sehenswert. Beide sprechen über alte Zeiten, doch schieben sich nicht gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Auch hier bleibt dem Zuschauer genügend Platz für Interpretationsspielraum.
Was in gewissen Situationen zwar Sinn macht, wird hier überzogen. Regisseurin Potente vertraut eher auf bekannte Stilmittel, anstatt neue zu schaffen. Besonders verschenkt wirkt das letzte Drittel des Films. Hier tritt der Film mächtig auf der Stelle. So fehlt am Ende die Botschaft nach 100 Minuten und man weiß eigentlich gar nicht, was Potente mit ihrem Debütfilm aussagen möchte.
Charakterstudie und Drama
Das ist schade, denn so schwankt Home irgendwo zwischen Charakterstudie und Drama, ohne jedoch in eines der beiden Rubriken vollends zu überzeugen. Wer jedoch Lust hat auf einen netten Abend mit glaubwürdigen Figuren, der ist bei diesem Film gut aufgehoben. Für mehr reicht es jedoch nicht aus.
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