Gretel & Hänsel: Ein Märchen neu erzählt (2020) | Filmkritik

Gretel & Hänsel: Ein Märchen neu erzählt (2020)

Das Märchen Hänsel und Gretel der Brüder Grimm wurde wahrscheinlich an fast jedem Kinderbett vorgelesen. Und natürlich gab es bisher auch zahlreich Verfilmungen.

Ein Coming-of-Age-Werk im düsteren Wald

2013 wagte Regisseur Tommy Wirkola mit Hänsel und Gretel: Hexenjäger eine durchaus mutige Adaption des Stoffs mit frischen Ideen. Auch Regisseur Oz Perkins hat 2020 mit Gretel & Hänsel dem volkstümlichen Märchen neue Wendungen eingehaucht.

Dabei ist es kein Fehler, dass die Figur der Gretel im Titel zuerst genannt wird. Bruder Hänsel muss sich dieses Mal mit der Nebenrolle zufriedengeben.

© capelight pictures

Nach dem Tod des Vaters verlassen Gretel und ihr jüngerer Bruder Hänsel aus Angst vor der Mutter ihr elterliches Haus.

Auf der Suche nach Nahrung und einer Zukunft irren die Geschwister orientierungslos durch den dunklen Wald. Als sie auf eine einsame Hütte stoßen, in der eine freundliche, ältere Dame lebt, glauben Hänsel und Gretel endlich Zuflucht gefunden zu haben.

Hütet euch vor dem Lebkuchenhaus

Doch als Tag für Tag die leckersten Köstlichkeiten auf dem Tisch stehen, ohne dass Tiere gehalten werden, murmelnde Kinderstimmen bei Nacht zu hören sind und die ältere Besitzerin des Hauses immer in Rätseln antwortet, werden die Geschwister misstrauisch. Beiden wird klar, dass hinter dem erhofften Glück das pure Böse zu stecken scheint.

Kann Gretel sich und ihren Bruder schützen? Oder erliegt sie den Versuchungen, die sich ihr offenbaren?

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Das 88-minütige Werk Gretel & Hänsel: Ein Märchen neu erzählt ist ein blutleerer Horrorfilm. Das soll aber keinesfalls bedeuten, dass der Film blass wirkt. Vielmehr entfaltet sich das Grauen hierbei durch die Atmosphäre und Spannung. Mit Kunstblut wird hingegen gegeizt.

Wie schon bei den bekannten Märchen sind Hexen auch im Horrorfilm ein altbewährtes Element. Egal ob die Blair Witch in den gleichnamigen Filmen, Helena Markos in < astyle="font-weight: bold" href="https://myofb.de/53340-suspiria/">Suspiria (2018) oder Bathsheba in The Conjuring (2013), die dunklen Zauberinnen sorgen auf der Leinwand seit jeher für Angst und Schrecken.

Visuell und schauspielerisch beachtlich

Und die mysteriöse Hexe mit schwarzen Fingern aus Gretel & Hänsel reiht sich sehr gut in diese Riege ein. Alice Krige (Solomon Kane) mimt diese mit einer beängstigenden Ruhe und Aura.

Ergänzend zu der bekannt hungrigen Hexe sorgt auch das Setting und Szenenbild für einen gelungenen Look des Films. Vorwiegend in dunklen und orangenen Töten gehalten punktet Gretel & Hänsel mit seiner visuellen Umsetzung.

Was die Geschichte von Gretel & Hänsel betrifft, erkennt der Zuschauer hier die bekannten Elemente aus dem Märchen und erhält zusätzlich jede Menge Symbolik. Hinzu gesellt sich eine Coming-of-Age-Story rundum Gretel.

Nicht länger ist Hänsel der ältere Bruder, der mit Weisheit die Brotkrümel ausstreut. In der Neuerzählung von Perkins wird Hänsel in den Schatten von Gretel gestellt. Die ältere Schwester hingegen ist nicht nur reifer und klüger als ihr kleiner Bruder, sondern auch mit einer besonderen Gabe auf die Welt gekommen.

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Die Jungdarstellerin Sophia Lillis, die mit Es (2017) und der Fortsetzung Es Kapitel 2 (2019) schon reichlich Erfahrung im Horror-Genre sammeln konnte, brilliert in Gretel & Hänsel als Protagonistin. Und wie ihr rotes Haar schon vermuten lässt, schlummern auch in ihrer Figur die Kräfte der Hexen.

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Insgesamt beinhaltet die Märchen-Verfilmung viele Themen, die nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen sind. Wer sich aber die Zeit nimmt und sich genauer mit Gretel & Hänsel zu beschäftigt, wird auf zahlreiche Andeutungen und Botschaften stoßen.

Hierbei zu erwähnen ist das ausführliche Mediabook von capelight pictures, waelches auf 28 Seiten die Geschichte ausgiebig beleuchtet.

Für den nach kurzweiliger Unterhaltung suchenden Zuschauer könnte der Film allerdings am Ende zu offen und zu spannungsarm sein. Während in der ersten Hälfte noch Schreckmomente integriert sind, lebt der Film im weiteren Verlauf vorwiegend von seiner Atmosphäre.

Alles in allem gehört Gretel & Hänsel zu den visuell ansprechendsten und atmosphärischen Horrorfilmen des Jahres. Ein wahrhaft düsteres Märchen.

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