Filmfestspiele Venedig 2013 – Tag 8

4.9.2013 – Der heutige Start in den Tag begann mit dem italienischen Wettbewerbsbeitrag L’Intrepido (deutsch: Einsamer Held) von Regisseur Gianni Amelio, welcher mit dem Film eine tragikomische Ode an das Leben schuf. Der Gastarbeiter Antonio (Antonio Albanese), der jeden Tag einen anderen Aushilfsjob erfüllt, erobert mit seinem Charme und Optimismus schnell die Herzen der Zuschauer. Stets versucht er seinen Arbeitgebern, Freunden, seinem Sohn (Gabriele Rendina) und vor allem sich gerecht zu werden. Trotz ernster und nachdenklicher Momente hinterlässt der Film ein durchweg positives Gefühl. Er plätschert munter vor sich hin, hat einen tollen Soundtrack und einige herzhafte Lacher parat.

Vom außerhalb des Wettbewerbs laufenden A Promise habe ich mir großes Hollywoodkino mit viel Dramatik erhofft: Die Unternehmersgattin Charlotte (Rebecca Hall) verliebt Hals über Kopf in Friedrich (Richard Madden), den Assistenten ihres doppelt so alten Ehemanns (Alan Rickmann). Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre bis der Erste Weltkrieg beide Liebenden trennt. Doch Regisseur Patrice Leconte adaptierte die in Deutschland spielende Geschichte nach dem Roman „A Journey into the Past“ von Stefan Zweig. Viel Drama oder Tragik bleiben bis zum Schluss aus. Der Film überzeugt nicht mit großen Bildern, sondern fokussiert die romantische Spannung zwischen beiden Protagonisten. Nett anzuschauen ist Locontes Romaninterpretation allemal, jedoch eher als Sonntagnachmittagsfilm im Fernsehen als im Kino geeignet.

Der zweite Wettbewerbsfilm heute war La Jalousie (deutsch: Der Neid), eine schwarz-weiße Satire über verschiedene Formen der Eifersucht: Ein Mann verlässt seine Frau und hat eine neue Freundin, von welcher die Tochter der beiden begeistert ist. Die neue Freundin geht jedoch fremd und auch der Mann geht fremd. Das Stück von Regisseur Philippe Garrel bietet 77 Minuten mit viel Witz und Charme heitere Unterhaltung über die Tücken der Liebe. Den tobenden Applaus am Ende des Films kann ich nur bestätigen.

Und da alle guten Dinge heute mal vier sind, schaute ich mir zu später Stunde gleich noch einen Film aus der Reihe „Orizzonti“ an, diesmal aus Kasachstan von Regisseur Serik Aprymov. In Bauyr (Little Brother) lebt der neunjährige Yerken allein im Haus seiner Eltern. Die Mutter ist tot, der Vater verschwunden, der Bruder in einer anderen Stadt, managt er seinen Alltag selbst. Aus dem ersehnten Besuch seines Bruders schöpft er Hoffnung. Allein die Mimik des jungen Hauptdarstellers (Almat Galym) reicht oft aus, um herzhaft lachen zu können. Die Figur ist so putzig, dass man sich auch ohne viel Action bestens unterhalten fühlt. Bauyr ist ein nachdenklicher und mitfühlender Film über die Welt aus der Sicht eines kleinen Jungen, der viel zu schnell erwachsen werden muss.

Bilder gibt heute von Alan Rickman, der für mich der ewige Professor Snape bleiben wird, sowie vom Festivalgelände. Auf den riesen Sandkissen arbeitet es sich, wie ich selbst erfahren habe, am besten. Eure MaryChloe

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