Übertrieben lange Verfolgungsjagden, kitschige Dialoge über Familie und zurückkehrende Figuren: Fast X zeigt mit der altbekannten Formel, was alles mit einem schnellen Auto möglich ist.
Vollgas bis zum Abspann
Das Franchise, das im Jahre 2001 mit dem Film The Fast and the Furious startete, gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Kino-Reihen aller Zeiten.
Der zehnte Teil liefert genau das, was die Fans sehen wollen und ist der beste Teil seit Jahren. Denn wie auch andere Vertreter der Reihe bietet Fast X jede Menge Spaß.
Der Film setzt ein mit Dominic Toretto (Vin Diesel), der mittlerweile das Familienleben mit seiner Frau Letty (Michelle Rodriguez) und seinem Sohn Brian (Leo Abelo Perry) genießt. Nach einem Abendessen mit Freunden schlendert der berüchtigte Street-Racer durch seine Garage. Ein paar Bilder von alten Weggefährten zieren die Wände.
Die Vergangenheit holt Toretto ein
Nachts erscheint die Verbrecherin Cipher (Charlize Theron) verwundet am Haus der Torettos. Sie informiert ihn darüber, dass sich ein neuer Feind auf den Weg macht. Dante Reyes (Jason Momoa) will Rache nehmen an Toretto, den er für den Tod seines Vaters verantwortlich macht. Es scheint so, als hole Toretto und Co. wieder einmal die Vergangenheit ein.
Nach mehr als 22 Jahren Fast & Furious ist es erstaunlich, welchen wirtschaftlichen Erfolg dieses Franchise mit sich zieht. 6,5 Milliarden US-Dollar spielten die Filme bisher ein.
Von illegalen Straßenrennen bis zu globalen Missionen
Auch Teil zehn ist ein absoluter Blockbuster. Was noch zu Beginn als Polizei-Undercover-Story startete, in der Brian O‘Connor (Paul Walker) in der Tuning-Szene ermittelt und auf den Kriminellen Dominic Toretto (Vin Diesel) trifft, ist mittlerweile ein Over-the-Top-Blockbuster, der mit namhaften Stars an jeder Ecke und 300 Millionen US-Dollar Budget die Kinokassen sprengt.
Mittlerweile sind lediglich die Figuren und die schnellen Autos übrig geblieben von der Ursprungs-Filmreihe. Der Höhepunkt der Reihe wurde von Regisseur Justin Lin mit Fast Five erreicht, der wunderbar als Heist-Movie funktioniert. Teil sechs überzeugte ebenfalls dank seiner Teamchemie und der guten Action.
Ab Teil sieben folgte eine Neuausrichtung: Jegliche Logik, die ohnehin schon etwas dünn war, wurde über Bord geworfen. Plötzlich war es möglich, mit Sportwagen von einem Hochhaus ins nächste zu springen. Als in Teil acht dann auch noch U-Boote und in neun Weltraum-Autos hinzukamen, machte das Franchise vieles kaputt.
Die Stars hinter dem Lenkrad
Fast X versöhnt die Fans der älteren Teile etwas, macht aber auch ähnliche Fehler wie seine Vorgänger. Denn die zehnte Runde ist selbstverständlich ein übertriebener Trip über den Asphalt. Nur schafft es der zehnte Teil, den Genuss wieder ins Franchise zu holen. Als Regisseur fungierte zuerst wieder Justin Lin, doch dieser sprang mitten im Projekt ab, weshalb Louis Leterrier (The Transporter) auf ihn folgte.
Dominic Toretto ist eine Legende, die scheinbar unbesiegbar mit seinem Dodge Charger durch die Straßen auf unserem Planeten ballert und auch Helikoptern durch seine geschickten Fahrkünste entkommen kann. Um ihn herum passieren Explosionen, Schießereien: Doch Toretto bleibt stabil. Diese Figur ist für viele Fans ein Statement, denn der muskulöse Street-Racer verkörpert eine Mischung aus Macho und Familienmensch, dem man gerne bei Stunts zusieht. In seinen Dialogszenen spricht er wie ein Motivationstrainer mit seinen Freunden und glaubt stets an sich und seine Familie.
Die Story des Films ist zwar wieder der typische Fast-Quatsch, nur haben die Produzenten mit der Anlehnung an Fast Five und dem Sohn des brasilianischen Gangsterbosses Reyes ein glückliches Händchen bewiesen. Da haben sich die Filmschaffenden wohl etwas bei den Fans herumgehört, welche Teile bisher am besten ankamen. Zudem mimt Jason Momoa (Aquaman) einen total abgedrehten und schwer berechenbaren Gegenspieler, der die Blicke auf sich zieht. Seine schauspielerische Leistung ist super.
Eine kleine Versöhnung mit den Fans
Am schwächeln ist der Film immer, wenn es um die vielen belanglosen Nebenfiguren geht, die keinen interessieren. Auch weil es einfach viel zu viele von ihnen gibt. Der Cast ist mit Charlize Theron, Jason Statham, Vin Diesel, Jason Momoa, Helen Mirren und Brie Larson zu üppig. Etwas weniger Stars wären für die Handlung definitiv besser gewesen. So dümpelt der neueste Teil der Reihe teilweise viel herum.
Gelungen sind die Actionszenen, die trotz viel Animationen mächtig Laune machen. Das muss man erstmal hinbekommen. Die Verfolgungsjagden versprühen ein wenig alten Fast & Furious–Vibe. Allerdings funktionieren diese übertrieben Sequenzen am besten im Kino. Auch die Dynamik und das Erzähltempo stimmen im neuesten Teil des Franchise. Die Laufzeit von 141 Minuten fühlt sich anders wie bei vielen anderen Big-Budget-Produktionen nicht zu lang an, sondern eher angemessen.
Wer in Fast X ernsthaft was Neues erwartet, wird hier vergeblich suchen. Doch wer sich auf knapp zweieinhalb Stunden gute Kino-Unterhaltung einstellt und nicht zu viel hinterfragt, der kann ruhig Platz nehmen und mit Dominic Toretto ein weiteres Abenteuer erleben.
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