Arm gegen Reich ist das ewige Spiel der Menschheit. Die gegenseitige Verabscheuung ist teils groß. So dominiert Geld über weite Strecken die Welt.
Als die Wall Street das Spiel manipulierte, änderte er es
2021 bekamen einige prominente Hedgefondsmanager ihre Quittung für die jahrzehntelange Ignoranz der Ärmeren. So stemmte sich eine Horde Kleinanleger gegen sie. Als Schwarm pushten sie die eigentlich für minderwertig gehaltene Gamestop-Aktie.
Der Film Dumb Money befasst sich mit dieser Thematik und erzählt die kuriose Wirtschaftsgeschichte.
Ausgangspunkt ist Keith Gill (Paul Dano), der einen YouTube-Channel betreibt, in dem er häufig in Katzen-Pullis zu sehen ist. Zusammen mit seiner Ehefrau Caroline (Shailene Woodley) lebt er in bescheidenen Verhältnissen. So ist sein Büro, aus dem er streamt, im Keller des Hauses.
Die Revolution der Kleinanleger
Sein Bruder Kevin (Pete Davidson) wohnt noch bei den Eltern und arbeitet als Pizzabote. Keith Gill kommt eines Tages zu der Erkenntnis, dass Gamestop total unterbewertet sei und zu Unrecht von der Börse abgestraft werde. Denn laut Keith sind die Zahlen des Unternehmens besser, als sie aussehen. Der Konzern, der auf Videospiele spezialisiert ist, habe Potenzial. Seiner Empfehlung folgen viele Zuschauer. Ein regelrechter Ansturm auf dieses Unternehmen wurde ausgelöst.
Regisseur Craig Gillespie (I, Tonya) erzählt die Story aus Sicht von verschiedenen Perspektiven. Neben Keith Gill zeigt er auch die andere Seite – den Ökonom Gabe Plotkin (Seth Rogen). Dieser steht nach dem Kursanstieg von Gamestop vor immensen Verlusten. Fast täglich verliert er Milliarden.
Der Aufstieg des Underdogs: Keith Gill und die Gamestop-Revolution
Zudem folgt Gillespie einer angenehmen und sympathischen Herangehensweise, indem der Regisseur die Schicksale vieler Menschen gegenüberstellt. So wird dem Zuschauer schnell klar, wie schmal der Grat zwischen Gewinnern und Verlierern in dieser Gamestop-Phase war. Die Kursschwankungen waren ab einem gewissen Zeitpunkt so enorm, dass die Verunsicherung bei erfahrenen Börsianern groß war. Die Thematik wird abgerundet durch das Einblenden von Gills YouTube-Clips, popkulturellen Hits und witzigen Einspielern.
Für diejenigen, die sich damals mit Gamestop beschäftigt haben, ist der Film eine wunderbare Ergänzung. Die meisten Informationen waren zwar bekannt, doch kommen immer wieder ein paar Details hinzu. Die große Kehrtwende gibt es jedoch nicht. Dem Kenner wird hier wenig Neues erzählt. Anders sieht es hingegen für den vollkommen ahnungslosen Kinogänger aus, der wird hier sicher das eine oder andere Fragezeichen in seinem Kopf haben. Denn die Sprache ist sehr nah dran am Wirtschaftsslang. So ist in jeder Hinsicht zu empfehlen, ein Vorwissen mitzubringen.
Das Drehbuch haben Lauren Schuker Blum und Rebecca Angelo verfasst. Die Grundlage ist für einen Film sehr brauchbar, Basis ist die Biografie von Ben Mezrich namens The Antisocial Network: The GameStop Short Squeeze and the Ragtag Group of Amateur Traders That Brought Wall Street to Its Knees. Zuvor erschuf der Autor bereits die Grundlage für den Oscar-prämierten Streifen The Social Network von David Fincher.
Die Realität des Börsenwahns: Gewinner & Verlierer
So funktioniert Dumb Money eben aufgrund der starken Vorlage und der guten Regie von Gillespie, der einen unterhaltsamen und anspruchsvollen Film gemacht hat. Auch die Laufzeit von 105 Minuten ist nach den vielen unnötig in die Länge gezogenen Blockbustern derzeit ein echter Genuss. Es zeigt sich, dass Geschichten auch unter zwei Stunden im modernen Zeitalter erzählt werden können.
Neben diesen lobenden Worten gibt es allerdings auch ein paar Abzüge. So kommen einige Figuren etwas zu kurz. Aufgrund der Bandbreite an Charakteren mussten Abstriche gemacht werden, doch dadurch fehlt an einigen Passagen die emotionale Bindung. Denn viele Figuren sind unterentwickelt und oberflächlich gezeichnet.
Darstellerisch holen Paul Dano, Seth Rogen und Pete Davidson zwar einiges heraus aus ihren Rollen, doch hier wäre mehr drin gewesen. Dano gibt seiner Figur Mut, Durchsetzungsvermögen und einen Hauch Crazyness. Allerdings wirkt Keith Gill auch zwielichtig und unseriös. Daraus wird allerdings nicht viel gemacht, es bleibt eher der Eindruck des tollkühnen Helden.
Die Geschichte von Gamestop ist im Sammelsurium der Hollywoodproduktionen Balsam für die Seele, endlich gibt es wieder eine brauchbare Geschichte mit einer schönen Botschaft. Von Filmen wie Dumb Money benötigt es mehr – das Drama zeigt eine Mischung aus Wirtschaftsstory, Rebellion und Absurdität. Und genau das will der gelangweilte Zuschauer in diesen Zeiten gerne sehen.
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