Ein riesiger Meteor ist auf dem Weg zur Erde und droht bei einer Kollision sämtliches Leben auf dem Planeten auszulöschen.
Klimawandel & dessen Leugner
Was früher ein Job für Bruce Willis und Ben Affleck war, ist dank Regisseur Adam McKay eine Metapher und Parodie auf unsere heutige Zeit.
Doch während Don’t look up vor allem wegen seinem starken Cast überzeugen kann, ist genau diese Metapher etwas zu seicht geraten.
Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) wird von seiner Doktorandin Kate (Jennifer Lawrence) auf einen Meteor aufmerksam gemacht. Dieser erscheint nach allen Berechnungen sich auf dem direkten Kollisionskurs zur Erde zu befinden.
Doch nach einem Gespräch mit der US-Präsidentin Orlean (Meryl Streep) wird schnell klar, dass auch in einer lebensbedrohliche Situation in der gespaltenen Welt von Politik und Medien keinen einfache Lösungen möglich sind.
Wer übernimmt die Verantwortung für den Weltuntergang?
Während die beiden Wissenschaftler auf eine Odyssee durch Zeitungsagenturen, Fernsehstudios und Interviews gejagt werden, verhärtet sich der Eindruck immer mehr, dass niemand die Situation so ernst zu nehmen oder gar verstehen zu scheint wie die beiden Astronomen.
Einzig der NASA-Wissenschaftler Dr. Oglethorpe (Rob Morgan) ist auf der Seite der Protagonisten.
Nachdem sich auch die sture Präsidentin Orlean jedoch endlich bekehrt sieht und mit dem Veteranen und Nationalhelden Benedict Drask (Ron Perlman) sogar eine perfekte Wahlwerbemaßnahme in der Meteorzerstörung findet, scheint die Katastrophe endlich abgewendet.
Aber aufgrund der Komplexität Mckays Metapher wendet sich das Blatt noch ein letztes Mal und der sichere Ausweg scheint auf einmal ferner denn je.
Don’t look up ist mit einem übersättigten Cast gesegnet wie ihn normalerweise nur Ridley Scott (House of Gucci) vor die Kamera bekommt.
Jonah Hill als Sohn der Präsidentin oder die zur Unerkennbarkeit geschminkte Cate Blanchett glänzen in ihren Nebenrollen mehr als so mancher Hauptdarsteller und Ron Perlman nutzt jede Sekunde Screentime für einen Gag.
Oscar-Preisträger und Anwärter in Masse
Obgleich genau durch das Asservat an erfahrenen Darstellern viele grandiose Performances und geniale Situationen entstehen, zieht genau dies den Film unnötig in die Länge. Ein viel zu langer Cameo-Auftritt von Ariana Grande und eine Liebesgeschichte rund um Timothée Chalamet (Dune) lassen den Zuschauer irgendwann eher Richtung Uhr als Fernseher blicken.
Im Grunde ist es aber ja auch verständlich, sich einem Film anzuschließen, welcher nicht offensichtlicher als Parabel auf den Klimawandel versteht werden darf. Fraglich bleibt trotzdem wer diesen Film braucht.
Der Film Don’t look up sieht sich freilich nicht in der Rolle einer Dokumentation, welche auf die Missstände hinweisen und aufwecken soll. Doch während es Filme wie zuletzt A Promising Young Woman deutlich subtiler schaffen, ein schwieriges Thema wie die Me-Too Debatte anzusprechen oder Jordan Peele mit Get Out und Wir clevere Parallelwelten erschafft um den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen, schafft Adam McKay lediglich einen Film der sich selbst und seiner Aussage kräftig auf die Schulter klopft.
Headlines und Skandale
Dabei trifft der Regisseur von Anchorman und The Big Short vor allem zu Beginn des Films oft ins Schwarze. Parodien auf oberflächliche, repetitive Talkshows und die Konzentration von Zeitungen auf Headlines und Skandale anstatt wahrer Themen sind clever und witzig dargestellt.
Vor allem Jonah Hill als Sohn der Präsidenten und Manifestation des Nepotismus sticht aus der Masse heraus und ist immer für einen guten One-Liner zu haben. Doch was als witzige Parodie der gespaltenen und gleichermaßen extrem oberflächlichen Gesellschaft Amerikas beginnt, verkommt später zu einer uninspirierten Trump-Parodie. Diese wirkt gleichmäßig nicht mehr zeitgemäß wie auch simpel und abgenutzt.
Auch werden ein paar klaffende Lücken in der Geschichte quasi gänzlich ignoriert oder extrem unbefriedigenden abgefrühstückt. Wer sich beispielsweise fragt, warum ein Planeten-zerstörender Meteorit nur die Vereinigten Staaten zu interessieren scheint oder wo die Frau von Dr. Mindy für 90 Prozent des Films zu sein scheint, bekommt beide Fragen so schnell und unkreativ beantwortet, dass man die Punchline gar erwartet.
Doch was nicht in die Message der Moral passt, bleibt leider links liegen.
Aufgefrischte Erinnerungen
Don’t look up hat das Potential mehr zu sein als eine Moralkeule mit Witz. Dabei ist der Film bei weitem nicht schlecht aber er scheint seinem Zielpublikum einfach nochmal zu erklären was es bereits weiß und will gleichzeitig die Schuld auf alte Feindbilder schieben.
Es darf aber auch in der heutigen Zeit nicht zu viel verlangt sein, etwas mehr Subtilität in einem systemkritischen Film zu erwarten. Wer sich jedoch von der Moralkeule nicht gestört fühlt, den erwartet ein unterhaltsamer Film mit einem grandiosen Cast der nicht nur durch seine Namen sondern auch durch seinen eigenen Charme überzeugen kann.
Bildrechte: Netflix