Für den Wachmann Hagen (Moritz Bleibtreu) entwickelt sich das Leben zu einem wahren Alptraum, denn er kann seine Träume nicht mehr von der Realität unterscheiden.
Cortex: Das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu
Tagsüber ist er vollkommen geplättet, weil er sich im Schlaf nicht wirklich erholen kann, was zusätzlich für Probleme mit seiner Ehefrau sorgt.
Häufig ist ein junger Mann namens Niko (Jannis Niewöhner) in seinen Träumen zugegen. Und dieser hat scheinbar eine Affäre mit Hagens Ehefrau. Doch Hagen ist sich nicht sicher, ob dies real oder nur ein Traum ist.
Zwei Männer, zwei Leben, eine schicksalhafte Begegnung
Währenddessen träumt auch Niko von Hagen.
In der realen Welt ist Niko als Kleinkrimineller unterwegs, während sein Vater im Sterben liegt. Obendrauf belästigt ihn auch noch sein Bruder mit einer dubiosen Lieferung. Scheinbar soll diese jemand gestohlen haben.
Plötzlich treffen Niko und Hagen aufeinander, allerdings wissen beide nicht wirklich, was hier eigentlich vor sich geht. Sie starren sich nur verwirrt an. Was steckt hinter diesen Träumen und Andeutungen?
Cortex ist ein deutscher Thriller aus dem Jahre 2020. Es ist zugleich das Regie-Debüt von Moritz Bleibtreu, der auch das Drehbuch zum Film beisteuert. Eines vorweg gesagt: Bleibtreus Regiedebüt überzeugt, aber weißt in einigen Punkten auch deutliche Schwächen auf.
Ein gelungenes Verwirrspiel
Die Story des 96-Minuten-Films ist einfach zu verfolgen, obwohl sie ambitioniert, kreativ und neu ist. Aber leider auch etwas zu bedeutungsschwanger. Manchmal tritt der Thriller ein wenig auf der Stelle herum und verpasst den Schritt in die entscheidende Richtung. Fehlender Handlungsfortschritt und magere Figurenentwicklung sind die Folge. So verpuffen einige Erzählstrange einfach nach einer gewissen Zeit, während andere wwieder geöffnet werden.
Allerdings ist dies auch Mittel zum Zweck. Viele Szenen hallen dadurch sehr lange nach. Es baut sich also langsam ein Szenario auf, welches die Gedankenspiele des Zuschauers animiert und diesem keine Grenzen setzt. Und wo der Weg schlussendlich hinführt, muss jeder selbst erfahren.
Cortex beantwortet keine konkreten Fragen, sondern stellt welche. Und nach und nach sind die Fragezeichen im Kopf immens. Träume, Ängste und Vorahnungen spielen eine bedeutende Rolle. Und das bewusst geschaffene Verwirrspiel gelingt. Jeder Vermutung oder Tendenz wird direkt ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht. Dies kann sicherlich für den einen oder anderen Zuschauer belastend sein, aber ist unterhaltsam und frisch.
Teilweise ist es anstrengend den Figuren zu folgen und eine übergeordnete Handlung zu finden. Für andere Zuschauer hingegen könnte genau dieses Ungeklärte für Abwechslung sorgen. Gerade in deutschen Filmen wird viel zu häufig jedes Detail auserzählt, sodass kaum Spielraum für Interpretationen bleibt. Genau dies macht Cortex eben nicht.
Bleibtreu setzt dabei auf bekannte Stilmittel, ergänzt mit wunderbaren Einstellungen. An dieser Stelle ist auch die Arbeit des Kameramanns, Thomas W. Kiennast, hervorzuheben. Mit seinen schönen Bildern untermalt er gekonnt die Story des Films.
Dunkle Abgründe zwischen Realität und Traum
Eine weitere Stärke des Films sind zweifelsfrei die beiden Hauptdarsteller Bleibtreu und Niewöhner. Sie spielen ihre Figuren glaubwürdig und angenehm zurückhaltend. Auch sie sagen nicht viel. Bleibtreu zeigt sich in diesem Film von einer ganz anderen Seite. Dadurch gewinnt sein Debütfilm an Reiz und Charme. Und Niewöhner sorgt gleich für mehrere Höhepunkte.
Er spielt seine Rolle glaubhaft und sehr authentisch. Des Weiteren spielt Nicholas Ofczarek (Der Pass) eine wunderbar-verrückte Rolle als durchgedrehter Apotheker. Obwohl dies nur ein paar Minuten des Films ausmacht, macht es viel Spaß ihm zuzusehen und er liefert einen denkwürdigen Auftritt.
Unterm Strich ist jedoch vieles in Cortex etwas zu konservativ erzählt. Besonders betroffen ist das letzte Drittel des Films. An dieser Stelle wäre die Chance zu etwas mehr drin gewesen. Jedoch folgt Bleibtreu eher klassischen Thriller-Elementen. Dennoch ist Cortex ein ansprechender deutscher Thriller, der das Thema Träume ganz neu aufrollt und schauspielerisch gut unterhält. Ein zweiter Film von Regisseur Bleibtreu kann gerne kommen.
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