Copenhagen Cowboy (2023) | Serienkritik

Copenhagen Cowboy

Aus dem Nichts ist auf dem Streaming-Portal Netflix die Mini-Serie Copenhagen Cowboy erschienen. Kaum Werbung gab es im Vorfeld der Veröffentlichung. Und nach dem Gucken der ersten Folge wird einem sehr schnell klar, warum der US-Konzern hier eher Marketing auf Sparflamme eingesetzt hat.

Findet Nicolas Winding Refn zu alter Stärke zurück?

Denn die sechsteilige Serie wird den Durchschnittsgucker zum Gähnen bringen. Wenig Handlung, bedeutungsschwangere Bilder und viel Stillstand drücken den Unterhaltungsfaktor ordentlich nach unten. Jedoch sticht die Mini-Serie auch dank ihrer optischen Brillanz hervor.

© Netflix

Im Kern der Netflix-Serie steht die junge Miu (Angela Bundalovic), die von einer albanischen Verbrecherfamilie aufgenommen wird. Sie soll dem auf Prostitution spezialisierten Clan Glück bringen.

Die Handlung der Serie

Und siehe da: Miu verwandelt den trostlosen Garten in ein prachtvolles Pflanzenparadies. Aber woher ihre Gabe kommt, ist noch offen. In dem Keller des Hauses werden Frauen gehalten, die gezwungenermaßen Anschaffen sollen.

Das wird Miu irgendwann zu bunt: Sie widersetzt sich und es bricht Chaos aus, das auch in anderen Syndikaten Kreise zieht.

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In Copenhagen Cowboy ist sehr schnell zu erkennen, dass es sich hier um ein Werk des Dänen Nicolas Winding Refn (Drive) handelt. Seine Neonfarben, die wunderschön ausgestatteten Szenen und die Brutalität gehören zu seinen Markenzeichen.

Starke Bilder, schwache Story

Jedoch fehlt dem Dänen meistens auch das Händchen für Storytelling. So sehen seine inszenierten Bilder zwar fabelhaft aus, inhaltlich kommt aber nichts rüber. Dies fällt vor allem mit Blick auf Refns jüngste Vita auf. In der Amazon-Serie Too Old to Die Young, sowie in den Filmen The Neon Demon und Only God Forgives haperte es inhaltlich.

Umso weniger überraschend ist nun, dass Refn auch in seiner neuen Serie die alten Fehler mitnimmt. Seine Stärken sind Bilder, die seine Serien zu einem hübschen Bilderbuch machen. Doch scheint der Höhepunkt seines Schaffens überschritten zu sein.

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Eine wunderbare Kombination von Storytelling und optischer Brillanz war das Neo-Noir-Meisterwerk Drive. In dem Film mit Ryan Gosling in der Hauptrolle setzte Refn auf eine Rachegeschichte in Los Angeles, die den Ausbruch der Gewalt wie kaum ein Film zuvor schilderte. Mit perfekt abgestimmten Szenen, wie zum Beispiel die epische Fahrstuhl-Sequenz, fing der Däne Tragik, etwas Romantik und enorme Brutalität ein.

Eine unsaubere Handschrift

Doch diese Kombination fehlte in seinen Folgewerken. So ist auch Copenhagen Cowboy nur mittelmäßig. Die Regie von Nicolas Winding Refn konzentriert sich auf die Optik. Seiner Handschrift fehlt es an Stringenz. Das Serienformat wird kam ausgeschöpft.

Hier werden eher Szenen aneinandergereiht, ohne Sinn für das weitere Geschehen. Das sorgt für eine ständig wiederholende Träge, die sich durch die sechs Episoden zieht. Refn fehlt das Gespür, ein entsprechendes Format über mehrere Folgen zu füllen.

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Schauspieler in einem Refn-Werk haben es nicht leicht. Ihr Ausdrucksvermögen wird meistens auf ein Minimum reduziert. Es gibt kaum Möglichkeiten, in denen die ganze Breite an Emotionen ausgelebt wird. Dies ist zum Großteil auch in Copenhagen Cowboy der Fall.

Die Darsteller der Serie

Die weibliche Hauptrolle Angela Bundalovic darf nicht schauspielern. Sie mimt die unterkühlte Miu, die scheinbar von einer anderen Spezies stammt. Für den Zuschauer ist die Hauptfigur nicht zu greifen und auch darstellerisch bleibt sie blass.

Etwas besser macht es der restliche Cast. Andreas Lykke Jørgensen spielt den Killer Nicklas, der gerne Lederhandschuhe trägt. Seine Figur hat auch durch seinen familiären Background etwas Fieses. Der Darsteller verkörpert den vermeintlichen Gegenspieler gut. Seine Szenen haben vor allem gegen Ende der Serie Tiefe.

Schauspielerisches Highlight war für mich Zlatko Buric als Kopenhagener Gangster Miroslav. Da kommen Erinnerungen an Refns Erstlingswerk Pusher auf, in dem Buric bereits die dänische Hauptstadt unsicher machte. Diese alten Vibes brachten einen für Refn ungewohnten Nostalgiefaktor rein. Buric spielt seine Rolle wieder einmal stark und zeigt in seinen Szenen, warum er 2022 bei den Filmfestspielen von Cannes den Darstellerpreis gewann.

Für die Serie ist er ein Gewinn. Auch das Wiedersehen mit Pusher-Darsteller Slavko Labovic macht Freude. Abgerundet wird de Besetzung mit unverbrauchten Schauspielern.

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Die Story zur Serie schrieben Sara Isabella Jønsson Vedde und Nicolas Winding Refn. Viele verschiedenen Gangster-Familien kommen in dieser Serie zum Zug. Doch richtig nachvollziehbar und griffig wird es nicht.

Ein Drehbuch mit leeren Seiten

Der Großteil der Figuren wirkt unterentwickelt, so wie die ganze Geschichte. In den ersten Folgen fehlt es der Netflix-Serie komplett an Handlung. Ab der Mitte kommen ein paar Storyebenen hinzu, die für mehr Schwung sorgen.

Ein paar nette Ansätze bleiben bei Ansätzen. Dies ist leider der größte Kritikpunkt an der Serie. Denn in sechs Folgen gibt es kaum etwas zu erzählen. Die Dynamik fehlt komplett.

Fazit zu Serie

Copenhagen Cowboys ist eine Refn-Serie, die dank ihrer Bilder und Farben optische Reize freisetzt. Auch der Cast an unverbrauchten Darstellern sorgt für Abwechslung. Nur gibt es inhaltlich nichts zu erzählen, was einen abholt.

Wer sich ein paar schöne Kameraaufnahmen ansehen möchte, wird hiermit glücklich werden. Nur hätte es ein 90-minütiger-Film auch gereicht oder eben ein Diavortrag über schönsten Farbkombinationen der Filmwelt.

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