Black Sails S01E01 | Episodenkritik

Wenn eine Filmgesellschaft in dem Film eines unbekannten Regisseurs Potential sieht, und dieser auch keine namenhaften Darstellen aufbieten kann, aber den Film entsprechend den Erwartungen bewerben will, gibt es heutzutage eine nette Alternative. Man schnappt sich einfach einen bekannten Regisseur und installiert ihn neben zahlreichen weiteren Personen in der Position des Produzenten. Auch wenn der berühmte Regisseur nicht wirklich viel zum Film beiträgt, macht er sich doch gut als Aushängeschild für die Werbekampagne.

Im TV-Bereich lief dies bisher noch anders ab. Serien werden nur selten mit namhaften Regisseuren beworben, obwohl diese immer häufiger für Pilotepisoden oder gar ganze Staffeln anheuern. Im Fall der neuen Serie Black Sails des US-amerikanischen Senders Starz scheint nun diese im Filmbereich verbreitete Herangehensweise auch für das TV angewendet zu werden. Mit dem Actionfilm-Regisseur Michael Bay, bekannt für seine Transformers-Reihe, konnte der Sender einen bekannten Namen als Aushängeschild gewinnen und nutzte dies auch sofort für eine großangelegte Werbekampagne.

Am 17. Januar 2014 wurde nun die erste Episode der Serie auf Youtube veröffentlicht, bevor diese am 25. Januar 2014 ihre Premiere auf dem TV-Sender Starz feierte.

Die Serie spielt auf der Insel New Providence in den Bahamas und wurde als Prequel zu dem berühmten Roman Die Schatzinsel (Originaltitel: Treasure Island) des schottischen Autors Robert Louis Stevenson realisiert. Der Roman erzählt von der hindernisreichen Suche nach einem vergrabenen Piratenschatz und diente bereits für über zwanzig Verfilmungen als Grundlage.

1715: Das goldene Zeitalter der Piraterie steht bevor. Auf New Providence, einem gesetzlosen Territorium, herrschen die berüchtigsten Piratenkapitäne. Der gefürchtetste unter ihnen ist Kapitän Flint. Als jedoch die britische Flotte anlegt und ihr Land von den gesetzlosen Mächten erlösen will, muss sich Kapitän Flint mit Eleanor Guthrie, der Tochter des lokalen Verwalters der Insel, koordinieren und eine Jagd auf den größten Schatz aller Zeiten beginnen – einen Schatz, der ihr Überleben sichern und ihnen unendlichen Reichtum bescheren soll.

Doch auf ihrer Jagd stehen ihnen viele Gegenspieler gegenüber: rivalisierende Kapitäne, Eleanors ehrgeiziger und umtriebiger Vater, sowie der junge Seefaher John Silver, welcher erst vor kurzem auf Flints Schiff angeheuert hat und nun dauerhaft für Unruhe unter der Mannschaft sorgt.

Die erste Episode von Black Sails steht dabei ganz im Zeichen des Namens Michael Bay – viel Action, wenig Handlung. Auch wenn dieser keineswegs die Regiearbeit übernahm, sondern durch Neil Marshall vertreten wurde, erkannt man eindeutig, dass die Serie auf pompöse Actionsequenzen setzt und damit ihr Publikum begeistern will.

Als Schauspieler fungieren weitestgehend unbekannte Namen. So übernimmt beispielsweise Luke Arnold die Rolle des des Seefahrers John Silver und Zack McGowan, einigen vielleicht aus der Serie Shameless U.S bekannt, tritt als als Kapitän Charles Vane in Erscheinung. Aushängeschild der Serie ist jedoch Toby Stephens in der Rolle des berüchtigten Kapitän Flint, welcher eingefleischten Fans möglicherweise als Jack Armstrong aus aus der Serie Vexed im Gedächtnis geblieben ist. Auch bei den weiblichen Darstellern setzt man auf junges Fleisch und dabei ist das Wort Fleisch wörtlich zu nehmen, denn die Darstellerinnen zeichnen sich vor allem durch ihre freizügigen Szenen aus. Hannah New übernimmt den Part der Eleanor Guthrie, einer schönen und zielstrebigen jungen Frau, die einen Schmuggelring betreibt. Jessica Parker Kennedy, bekannt aus dem 90210-Reboot, ist als Max zu sehen, eine gequälte Prostituierte, die sich mit den Schattenseiten von New Providence auskennt.

Black Sails steigt also in das wenig beachtete Genre der Seefahrt ein und möchte mit ausufernder Action, brutalen Schlachten und exotischer Fleischeslust überzeugen. Als Privatsender kann sich Starz dieses im Free-TV verruchte Auftreten natürlich erlauben und sich damit auch von den sonst so unbefleckten Werken absetzen. Leider scheint man sich jedoch mit diesen Punkten zufrieden zu geben, denn storytechnisch schippert Black Sails langsam und fast langweilig vor sich her.

Die Charaktereinführung ist so kurz, dass es einem bereits in der ersten Episode regelrecht egal ist, ob der Hauptcharakter des Kapitän Flint einen blutrünstigen Kampf um Leben und Tod nun übersteht oder nicht. Auch der restliche Cast wird so lieblos eingeführt, dass man sich wirklich fragt, ob den Charakteren überhaupt Überlegungen für eine passende Biographie gewidmet wurden. Die hölzerne Charakterisierung wird dabei mit wunderschönen Bildern aus Cape Town, Südafrika untermalt. Jedoch erkennt man bei den Aufnahmen zu See überdeutlich die Verwendung der Greenscreen-Technik und auch wenn es weiterhin schön anzusehen ist und natürlich kosteneffektiver, nimmt diese offensichtliche Bearbeitung der Serie vieles von ihrem Flair.

Black Sails versucht also mit einem großen knall den Zuschauer für sich zu gewinnen, lässt dabei aber die Charaktere und viel Potential auf der strecke. Aber trotz dieser actionlastigen Methoden erfreut sich die Serie momentan großer Beliebtheit und wurde bereits vor dem Ausstrahlen der ersten Episode am 26. Juli 2013 um eine zweite Staffel mit zehn Episoden erweitert. Wer sich einen ersten Überblick über die Serie verschaffen möchte sollte auf dem offiziellen Youtube-Kanal von Starz vorbeischauen. Dort gibt es kurze Charaktereinführungen zu den wichtigsten Rollen.

Episodenübersicht zu Black Sails

Trailer:

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