Artemis Fowl (2020) | Filmkritik

Artemis Fowl

Denkt man an Blockbuster im Jahr 2020 aus dem Hause Disney werden einem Title wie Mulan, Black Widow oder Jungle Cruise einfallen. Dass aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie einige Kinostarts bis auf Weiteres verschoben wurden, wird den Maus-Konzern ärgern.

Doch warum in Zukunft keiner an die Romanverfilmung Artemis Fowl im Zusammenhang mit dem Kinojahre 2020 denken wird, wollen wir euch in unserer Filmkritik erläutern.

© The Walt Disney Company

Der junge Artemis Fowl ist zwar erst 12 Jahre alt, aber bereits jetzt ein kriminelles Genie. Und als eines Tages der Vater des Nachfahren einer alten irischen Gangsterdynastie spurlos verschindet, muss Artemis einen ebenso waghalsigen wie ausgeklügelten Plan entwickeln, um seinen Vater wiederzufinden.

Wo steckt der Vater von Artemis Fowl?

Bei der Suche nach diesem stößt Artemis auf ein unglaubliches Geheimnis: unter der Erde existiert eine uralte, fantastische Welt, die von Elfen, Kobolden und weiteren Geschöpfen beheimatet wird!

Schnell hat das clevere Genie die Zusammenhänge zum Verschwinden seines Vaters verstanden, und um diesen aus seiner Gefangenschaft zu retten, muss Artemis den Aculos finden. Das mächtigste und begehrteste magische Gerät der Feenwelt. Doch um dieses wertvolle Objekt in seine Finger zu bekommen, muss Artemis einen riskanten Plan schmieden – dieser ist so gefährlich, dass das junge Genie schließlich in einen riskanten Kampf mit den mächtigen Elfen gerät.

© The Walt Disney Company

Disneys Artemis Fowl basiert auf dem beliebten Bestseller-Roman von Eoin Colfer. Dieser schein bereits im Jahr 2001 und mittlerweile umfasst die Reihe acht Teile. Und wer die Bücher gelesen hat, weiß, dass Disney hier das Potenzial hat, ein neues Franchise zu etablieren, dass ebenso magisch und erfolgreich wie Harry Potter hätte werden können. Doch nachdem vor einiger Zeit bereits der erste Trailer zur Verfilmung erschien, war die Ernüchterung gewaltig.

Eine Geschichte voller Elfen, Feen und Trolle

Und anstatt eines gewaltigen Blockbusters, der das Genre Fantasy auf ein neues Level hebt, wurde Artemis Fowl auf den Streamingdienst Disney+ verfrachtet. Doch wie konnte es soweit kommen?

Die Antwort ist schnell gefunden: Wie schon bei den Buchverfilmungen John Carter – Zwischen zwei Welten (2012) und Das Zeiträtsel (2018) wird lediglich auf spektakuläre Bilder gesetzt aber der Kern der Vorlage geht verloren. Während es im Buch Artemis Fowl um einen eiskalten Jungen geht, der rational und zunächst gewissenlos handelt, verkommt der Film zu einer blassen Persiflage. Vom tiefsinnigen Kampf Mensch gegen Elfen bleibt nicht mehr als eine bildgewaltige Schlacht zum Finale des Films.

© The Walt Disney Company

Und so bleibt die Vorlage zu großen Teilen ungenutzt. Schon alleine das Vorhaben den gesamten ersten Roman in einen knapp 90 Minuten Spielfilm zu quetschen, in dem nicht nur Artemis Fowl und seine Gefolgschaft, sondern auch das gesamte Erdvolk mit seinen Bewohnern etabliert werden muss, grenzt an Wahnsinn. Artemis Fowl rast in einem Eiltempo dahin, in dem man weder eine Bindung zu den Figuren aufbauen, noch der Geschichte wirklich folgen kann.

Artemis Fowl: Wer ist eigentlich wer?

Und dies, obwohl die Geschichte schon sehr stark vereinfacht wurde. Beispielsweise nimmt Artemis die Elfe Holly Short gefangen, raubt ihr ihre Waffen und lässt sie in ihrer Zelle zurück. 10 Minuten später im Film scheint die beiden eine tiefe Freundschaft zu verbinden, die für alle Zeit bestehen wird. Dies widerspricht nicht nur dem Geist der Buchvorlage, sondern ist ebenfalls schlecht erzählt.

Was die Figuren betrifft muss man leider auch hier gestehen, dass ein Großteil dieser falsch dargestellt wird und sogar unsympathisch wirkt. Wo Artemis Fowl eigentlich als pragmatischer Krimineller auftreten sollte, erlebt der Zuschauer einen emotionalen und teils verunsicherten Jungen. Ob dies an der Darstellung des jungen Schauspielers Ferdia Shaw liegt, dem miserablen Drehbuch oder der Regiearbeit von Kenneth Branagh (Cinderella) muss jeder selbst entscheiden.

© The Walt Disney Company

Aber auch Elfe Holly Short, die von Lara McDonnell dargestellt wird, erinnert eher an ein nerviges Kind mit Quitsche-Stimme als an den Captain der Zentralen Untergrund-Polizei (ZUP) aus den Büchern. Bodyguard Domovoi Butler, der eigentlich ständiger Begleiter seines Schützlings Artemis Fowl II ist, verkommt in der Verfilmung zu einer Nebenfigur, die so gut wie keine relevante Leinwandzeit erhält.

Mulch Diggums als Lichtblick

Die einzigen Lichtblicke in der Besetzung sind Judi Dench (James Bond 007: Skyfall) als ZUP-Commander Root und Josh Gad (Die Eiskönigin) als hungriger Sidekick Mulch Diggums. Gad in der Rolle des kleptomanischen Zwergs, der ein wenig zu goß geraten ist für sein Volk, gehört wohl zu den positivsten Umsetzungen der Verfilmung. Hier darf der Zuschauer immerhin ein bisschen lachen und einen interessanten Charakter kennenlernen. Auch dient Mulch Diggums als Erzähler der Rahmengeschichte.

Dass Schauspieler Colin Farrell (The Gentlemen) als Vater Artemis Fowl I mitwirkt, bedarf keiner weiteren Worte. Diese Rolle ist ebenfalls blass geschrieben und dient nur als Ausgang der Handlung. Auch Foaly, das technische Genie der Polizei, darf nur kurz wiehernd durch das Bild laufen und erhält kaum Beachtung.

© The Walt Disney Company

Wo Artemis Fowl natürlich punkten kann, sind die visuellen Effekte. Die Hauptstadt der Unterirdischen ist schön gestaltet, der Angriff eines Trolls zeigt zudem deutlich, wie sich das CGI seit Harry Potter und der Stein der Weisen (2001) verbessert hat und auch die fortschrittlichen Fahrzeuge und Waffen der Elfen sind durch und durch gelungen. Hiermit sind wir allerdings auch schon wieder am Ende der Pluspunkte.

Wird es eine Fortsetzung zu Artemis Fowl geben?

Es ist wirklich bedauerlich, dass man aus der fesselnden Vorlage, dem recht hohen Budget und mit einem erfahrenen Mann hinter der Kamera nicht ein neues Franchise geschaffen hat, bei dem man sich während die Credits laufen schon auf das nächste Abenteuer freut. Ob es eine Fortsetzung zu Artemis Fowl geben wird? Es scheint unwahrscheinlich, oder auf jeden Fall wird diese wohl wenn deutlich kleiner ausfallen.

Nach dem ersten Leinwandabenteuer muss man aber klar sagen, dass die Bücher ohne Zweifel die deutlich bessere und spannendere Variante der Abenteuer rund um Artemis Fowl, Holly Short und Mulch Diggums bleiben.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Bildrechte: The Walt Disney Company

Ähnliche Beiträge

Oppenheimer (2023) | Filmkritik

Fireheart (2022) | Filmkritik

Tod auf dem Nil (2022) | Filmkritik

3 Kommentare

misscharlesdexterward 17. August 2020 - 18:56
Ich habs mir gedacht. Die Bücher sind einfach nicht verfilmbar, viel zu komplex. Ich mochte es erst auch gar nicht glauben, dass man sich an diese Geschichten gemacht hat, aber das dachte ich beim Herr der Ringe und vor allem dem Hobbit ja auch :)) Schade, vielleicht wäre man hier, wenn überhaupt, mit einer Serie besser beraten gewesen.
Markus Grunwald 17. August 2020 - 19:11
Ich habe die ersten 3-4 Bücher gelesen und als bekannt wurde, dass Band 1 verfilmt wird, war ich zunächst positiv gestimmt. Aber spätestens seit dem ersten Trailer war jegliche Vorfreude weg - und auch wenn die Bücher lange her sind, hab ich doch gemerkt, dass das nicht mehr viel mit der Vorlage gemein hat :( Schade...hier wäre wirklich Potenzial da gewesen - eine Serie wäre echt interessant geworden...
misscharlesdexterward 17. August 2020 - 20:07
Als das erste Buch herauskam, war ich gleich geflasht, weil es einfach so fantasievoll und frisch war. Die folgenden Bücher natürlich auch. Bei der Verfilmung solcher Fantasygeschichten, habe ich immer große Probleme meine Fantasie mit der eines Poduktionsteams übereinzubringen, ganz davon abgesehen, dass ein Gros der Story auf der Strecke bleibt. Haut selten hin.
Kommentar hinzufügen