Arrested Development S01 | Serienkritik

Arrested Development wirft seine Zuschauer hinein in das Familienchaos der Bluths und erzählt von einer „wohlhabenden Familie, die alles verloren hat, und über einen Sohn, der nicht anders konnte, als sie alle zusammenzuhalten“ (Ansage aus dem Vorspann).

Der Protagonist der Serie ist Michael Bluth, gespielt von Jason Bateman (Kill the Boss, Wie ausgewechselt). Nachdem sein Vater, der Bauunternehmer George Bluth (Jeffrey Tambor), aufgrund dubioser Geschäfte im Gefängnis landet, findet sich der Rest der Familie plötzlich mittellos und ungewohnt nah zusammen. Michael versucht die Immobilienfirma Bluth vor dem Ruin zu bewahren und den Rest der Familie vor sich selbst zu schützen. Seine selbstverliebte, weltfremde Familie macht ihm diese Aufgabe jedoch alles andere als leicht.

Schnell verliert Michael das Interesse daran, den Babysitter für seine Sippschaft zu spielen. Doch da sich sein Sohn George Michael (Michael Cera) nach dem Tod seiner Mutter den Kontakt zu seiner Familie wünscht und zudem heimlich in seine Cousine Maeby (Alia Shawkat) verliebt ist, zwingt sich Michael dazu, mit seiner Schwester, seinem Schwager und seiner Nichte in ein Musterhaus des Familienunternehmens zu ziehen und sich fortan alle Probleme zu eigen zu machen. So wird Michael zum moralischen Anker und selbsternannten Retter von Firma und Familie.

Die Sitcom lebt von ihren überzeichneten und skurrilen Figuren, die jedes Klischee der amerikanischen High Society erfüllt. In Arrested Development ist ein Charakter überspitzter als der andere und es trifft ausgeprägter Egoismus auf eine gute Portion Neid, Raffgier und Eitelkeit. Allen Verwandten von Michael ist gemein, dass sie im realen Leben und ohne finanzielles Futter aus der Familienkasse mehr als aufgeschmissen sind. Ehrliche Arbeit, Ehrgeiz oder Mitgefühl sind für den Großteil Fremdwörter.

Während Michael Bluth als einziger verantwortungsbewusst ist und aus Gewissensgründen alles für seine Familie zu tun versucht, verfällt Mutter Lucille (Jessica Walter) ihrem Hang zum luxuriösen Leben und oft auch dem Alkohol. In ihrer Familie gilt sie als Rabenmutter und Egomanin. Der jüngste Sohn und Neurotiker Buster (Tony Hale) ist Dauerstudent und zog nie von zu Hause aus.

Michaels exzentrische Zwillingsschwester Lindsey (Portia de Rossi) vershoppt unermüdlich das nicht vorhandene Familienvermögen, während ihr Mann Tobias (David Cross), ein ehemaliger Psychiater und untalentierter Schauspieler, mit seinem Nicht-nackt-sein-Fetisch zu kämpfen hat. Der älteste Sohn und Vollzeit-Macho George „GOB“ Oscar Bluth (Will Arnett) träumt von einer Karriere als Magier, welche jedoch an seinem mangelnden Talent scheitert.

Es braucht einige Folgen, um den Humor der Macher zu verstehen, aber nicht umsonst wurde die Serie seit ihrem Start von Kritikern mehrfach gelobt und als die Rettung der Sitcom bezeichnet. Insgesamt gewann sie sechs Emmys und einen Golden Globe, mit welchem Jason Bateman 2005 als „Bester Schauspieler in einer TV-Serie” ausgezeichnet wurde.

Die meisten Gags bauen auf kleineren oder auch größeren Missverständnissen auf. Keiner der empathielosen Figuren versteht im Grunde, was die andere Person von ihr will – und die Stimme der Vernunft in Form von Michael Bluth schon gar nicht.

Arrested Development präsentiert eine unvorhersehbare Mischung aus Insiderwitzen, Wortspielen, Running Gags, Anspielungen, Umdeutungen und einem mehr als eigensinnigen Humor. Einem Humor, der von einfältig-plump bis bissig-intelligent viele Facetten besitzt, aber niemals unter die Gürtellinie geht und in jeder Folge ein paar herzhafte Lacher auslösen dürfte. Doch wer zu lange lacht, verpasst womöglich die nächste Pointe oder den nächsten Wortwitz, der einer nach dem anderen hervorgeschossen kommt. Als mitunter witzigste Comedy-Figur sorgt Tobias Fünke für die meisten Running Gags, vor allem wenn seine sprachlichen Ausrutscher auf seine unterdrückte Homosexualität schließen lassen. Die Begleitung der Handlung durch Ron Howard, ebenfalls Executive Producer, führt im Original als Erzähler durch sämtliche Episoden und gibt den Begebenheiten eine extra Portion Witz und Ironie.

Michael, der zwischen Job, Dating, der Erziehung seines Söhne und seinen unkontrollierten Anwandlungen seiner Verwandten die Nerven zu behalten versucht, verfolgt allen Widerständen zum Trotz in der ersten Staffel das Ziel, seine verrückte Familie zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass der führungslose Familienbetrieb nicht ganz untergeht.

Die ersten drei Staffeln der US-amerikanische Comedyserie wurden von 2003 bis 2006 im Auftrag der US-Fernsehgesellschaft Fox produziert. Der Erfinder der Serie, Mitchell Hurwitz, war als Autor und Executive Producer tätig. 2013 brachte Netflix mit der vierten Staffel von Arrested Development eine der besten und cleversten Sitcoms aller Zeiten zurück.

Episodenübersicht zu Arrested Development

Idee: Ron Howard, Mitchell Hurwitz
Darsteller: Jason Bateman, Portia de Rossi, Will Arnett, Tony Hale, David Cross, Michael Cera, Alia Shawkat, Jeffrey Tambor, Jessica Walter
Erzähler: Ron Howard
Länge pro Episode: ca. 21 Minuten

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