Anchorage (2021) | Filmkritik

Den Kofferraum voll mit Drogen und stets ein Ziel vor Augen: endlich reich werden.

Ein Highlight auf dem Oldenburger Filmfest

In dem Film Anchorage, der auf dem Oldenburger Filmfest seine Internationale Premiere feiert, fahren die beiden Brüder Jacob (Scott Monahan) und John (Dakota Loesch) quer durch due Vereinigten Statten. Dabei sind sie immer high und betrunken.

© The Malt Shop

In der Stadt Anchorage (Alaska) wollen sie ihre Drogen verkaufen. Angeblich sei die Gewinnmarge dort viel größer als in Los Angeles oder Miami, sagt John. Doch was anfangs als Gute-Laune-Trip beginnt, entpuppt sich im Laufe des Films als eine Reise in die Hölle. Denn der Aufstieg
scheint blutiger zu sein, als sie zuerst dachten.

Der amerikanische Traum

Anchorage ist in gewisser Hinsicht eine Mischung aus Easy Rider, Fear and Loathing in Las Vegas und Spring Breakers. Und das 82-minütige Regie-Debüt von Scott Monahan ist eine niederschmetternde Version des weltweit so bekannten Amerikanischen Traums.

Der Film zeigt die vielen verlassenen Gegenden der USA. Menschen gibt es in diesem Film so gut wie keine. Ein Hauch von Postapokalypse weht durch die Straßen.

© The Malt Shop

Die Story des Films ist dünn und sicherlich keine neue. Denn Verfilmungen über den Amerikanischen Traum kommen meistens mehrmals im Jahr. Zusätzlich dümpelt der Film lange Zeit einfach nur daher, ohne irgendeine Handlung. Jedoch ist Anchorage trotzdem empfehlenswert. Dank der beiden Hauptdarsteller, dem Stil und dem überraschenden letzten Drittel.

Authentisch und ehrlich

Scott Monahan und Dakota Loesch spielen ihre Rollen sehr authentisch und ehrlich. Zugegebenermaßen sehen die beiden Figuren schon sehr komisch aus. Jacob hat blaue Haare, Goldzähne, Goldringe und Tätowierungen. Sein Bruder John trägt einen roten Schlafanzug, eine Wollmütze
und eine Glatze. Doch das Zusammenspiel von Monahan und Loesch ist sehr bewegend. In mehreren Sequenzen zeigen sie ihre innere Zerrissenheit und Gebrechlichkeit.

Zwischendurch schlagen sie sich, rappen ein paar Zeilen im Freestyle oder singen zusammen. Es kommt jedoch immer wieder zu Streitigkeiten. Und diese haben es in sich. Zwischenzeitlich hassen sie sich. Dann lieben sie sich wieder. Brüder, wie sie im Buche stehen, eben.

Eines der größten Pluspunkte des Films ist der Style. Mit schönen Bildern, verlassenen Settings und einem passenden Soundtrack ist Anchorage ein Stück Kunst.

Stilistisch gelungen

Auch viele Kameraeinstellungen hat es so noch nicht so oft gegeben. Nicht ganz so authentisch ist der Schmutz in dem Film. Denn vieles sieht einfach zu sehr nach Filmkulisse aus anstatt echtem Leben. Aber dies trübt den Gesamteindruck auch nur wenig.

Überraschend und überzeugend ist vor allem das letzte Filmdrittel. Hier spielen die beiden Brüder all den Frust den sie haben, aus.

Insgesamt ist Anchorage ein gelungener Film über zwei Brüder, die alles daran setzen, nicht mehr arm zu sein. Allerdings scheint Geld nicht das einzige auf dieser Welt zu sein.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Bildrechte: The Malt Shop