Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen (2008) | Filmkritik

Die Geschichte beginnt, als die 17-jährige Bella ihre Mutter in Arizona verlässt, damit diese mehr Zeit mit ihrem neuen Freund verbringen kann. Sie zieht zu ihrem Vater nach Forks, Washington, einer kleinen Stadt im Norden des Landes, die sie nur noch aus ihrer Kindheit kennt.

In der Schule findet sie schnell Anschluss. Dort begegnet sie auch den mysteriösen Cullens und es ist vor allem Edward, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch wenn es so aussieht, als würde er sie zunächst nicht mögen, fühlt sich Bella zu diesem stillen jungen Mann sehr hingezogen.

Die Umstände zwischen den beiden werden immer übernatürlicher und schließlich bleibt nur noch eine Schlussfolgerung übrig: Edward ist ein Vampir.

Er will sie der Gefahr seiner Gegenwart eigentlich nicht aussetzen, kann aber letztendlich nicht widerstehen und versucht sie zu warnen. Ihre Liebe zu ihm ist aber stärker als alle Bedenken. Bella lernt seine Familie kennen und alles scheint gut zu laufen, bis sie nach einem verhängnisvollen Baseballspiel in ernster Gefahr schwebt. Ein fremder Vampir will ihr Blut, und zwar um jeden Preis.

Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers der US-Amerikanerin Stephenie Meyer. Kaum eine Buchreihe, außer vielleicht 50 Shades of Grey, sorgte in den letzten Jahren für so eine Polarisierung der Massen und so scheint es schwierig, in den Meinungen über diese Bücher ein Mittelfeld zu finden. Die Regie übernahm Catherine Hardwicke (Dreizehn, Dogtown Boys), das Drehbuch wurde von Melissa Rosenberg (Dexter) geschrieben.

Als weibliche Protagonistin wurde Kristen Stewart ins Boot geholt. Der männliche Gegenpart des Edwards wird von Robert Pattinson gespielt. Die Interpretation ihrer Rollen lässt einen Ansatz erkennen, wirklich gut umgesetzt wird dieser aber leider nicht.

Das Zusammenspiel der beiden funktioniert schlichtweg nicht, denn zwischen dem von Selbsthass erfüllten Vampir, der nur einen Hauch vom Wahnsinn entfernt ist, und der fehlplatzierten Bella mit dem steten Fragezeichen im Gesicht, will keine schlüssige Chemie aufkommen. Eine körperliche, sexuelle Anziehung zieht sich durchaus durch den gesamten Film, aber der Funke, der die romantisch gedachte Verbindung glaubhaft machen würde, springt leider nicht über.

Die fehlende Chemie macht eine Menge aus, da der Film eigentlich von ihr getragen werden sollte. Ein schlechter Ausgangspunkt für alle Nebendarsteller, da sie bei der minimal gewährten Präsenz nur sehr wenig ausdrücken können. Zum Glück mimt Billy Burke wenigstens die Rolle des Vaters und Polizeichefs Swan mit einer wundervollen Bodenständigkeit. Neben Anna Kendrick als neidvolle Freundin Bellas die beste Performance, die der Film hergibt.

Regisseurin Catherine Hardwicke, bekannt durch die Filme Dreizehn und Dogtown Boys, versucht viel, um dem Film durch Schnitt und einem Spiel der Perspektiven zusätzliche Tiefe zu verleihen. Wirklich erfolgreich ist sie damit nicht. Im Nachhinein hörte man sie sagen, die Qualität des Filmes sei dem Drehbuch zur Last zu legen – sie hätte alles getan, was in ihrer Macht stand.

Eine recht unglaubwürdige Aussage in zweierlei Hinsicht. Hätte sie sich stärker auf ihre Darsteller konzentriert, hätte vieles vermieden werden können, so zum Beispiel Stewarts permanent offener Mund, die nervende Augenbrauen-Action oder die nervösen Kopfzuckungen. Oder sollte Bella immer mit dem Kopf schütteln, wenn sie etwas sagt? Zum anderen drehte sie nach Twilight die Märchenadaption Red Riding Hood, die die unzähligen Schwächen von Twilight im Grunde eins-zu-eins kopierte. Von einer Schuld kann man sie also nicht freisprechen.

Optisch stimmt in diesem Film leider auch einiges nicht. Durch den gewählten Farbfilter und einer durchweg kalten Farbpalette bei den Szenen der Protagonisten, schwenkt die Grundstimmung des Films stark in eine depressive Gefühlswelt. Immerhin die Stunts sind fehlerfrei gelungen, deutlich sieht man aber die Einwirkung der Fäden, an denen die Darsteller hingen. Sicherheit geht in jedem Fall vor, wenn sie aber auf Kosten des visuellen Eindrucks lebt, darf man darüber streiten, ob die Choreographie nicht hätte variiert werden sollen. Die Fähigkeiten der Vampire wurden genretypisch umgesetzt, erreichen dabei aber höchstens eine mittelmäßige Serienqualität, die eines Hollywood-Spielfilmes unwürdig ist. Vor allem, wenn er durch gerade diese Effekte beeindrucken soll.

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Die deutsche Synchronfassung vermeide ich persönlich großzügig, da ich über die Schwächen des Films an und für sich hinwegsehen kann, sofern ich mir Mühe gebe und Lust auf den Film habe, es bei der Synchronisation aber beim besten Willen nicht schaffe die Schwächen auszublenden. Kristen Stewarts Stimme mag ich im Original sogar sehr, höre sie gerne, denn ich empfinde sie als angenehm und nicht zu aufdringlich.

Die Interpreatation der deutschen Sprecherin Annina Braunmiller empfinde ich hingegen als äußerst unangenehm, penetrant und nervig. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass sie die Figur der Bella endgültig zerstört. Im Grunde sabotiert sie den Film damit in den deutschen Fassungen noch mehr, als er es verdient hätte und liefert für Kristen Stewart eine der unausstehlichsten und unpassendsten Stimmen, die die deutsche Synchronwelt je gesehen hat.

Twilight versucht vieles. Zum Beispiel eine große und unerschütterliche Liebesgeschichten vergangener Zeiten, einen Vampirfilm, ein Comin Of Age Drama, einen Teeniefilm, ein Roadmovie. Aber alles nur als Stückware. Es fehlt das große Ganze, die Einheit, die aus dem Schichtsalat der Stilrichtungen eine homogene Mischung macht.

So weiß letztendlich nicht nur der Film nicht genau wo er hin will, auch der Zuschauer ist etwas ratlos, wie er das Gesehene einordnen soll. Denn auch beim Erzähltempo findet sich kein angenehmer Rhythmus, sondern erinnert stark an die erste Autofahrt mit einem von Talent befreiten Fahranfänger. Unentschlossen, wankelmütig, ganz so wie ein lascher Händedruck.

In Summe ist Twilight ein Film für Spezialisten. Also entweder für eingefleischte Fans oder solche, die sich auf etwas verwirrt kitschige Filme einlassen können. Für den Rest wird wohl die Frage bleiben, warum man die Chance der Adaption nicht genutzt hat, um ein breiteres Publikum erreichen zu können.

Cast & Crew

Regie: Catherine Hardwicke
Drehbuch: Melissa Rosenberg
Musik: Carter Burwell
Schauspieler: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Peter Facinelli, Elizabeth Reaser, Ashley Greene, Kellan Lutz

Bewertung

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