American Horror Story S03 | Serienkritik

Nach dem Ausflug in ein Irrenhaus in den 60er Jahren kehrt die dritte Staffel der Reihe American Horror Story zurück in die Neuzeit. Örtlich verbleibt die Serie jedoch an der Ostküste des Landes und der Zuschauer findet sich nach Neuengland in der Metropole New Orleans im Süden der Vereinigten Staaten wieder.

Hier hat der Hexenzirkel, rund um Leiterin Cordelia (Sarah Paulson), nach der Verfolgung der Hexen in Salem Zuflucht gesucht. Heute ist der Kult jedoch um einiges stiller geworden und agiert nur noch verdeckt von der Öffentlichkeit. Das einst überfüllte Haus der Hexen beheimatet neben der Leiterin Cordelia lediglich die Gedanken lesende Nan (Jamie Brewer), die menschliche Voodoo-Puppe Queenie (Gabourey Sidibe) und die Feuer kontrollierende Madison (Emma Roberts), als sich die junge Zoe (Taissa Farmiga) nach einem tödlichen Zwischenfall in der Anstalt wieder findet.

Die Handlung folgt der viel versprechenden Junghexe, während diese ihre eigenen und die Kräfte der anderen Mädchen näher kennenlernt und versteht, was es bedeutet eine Hexe zu sein. Doch mit ihrer Ankunft kehrt plötzlich die Oberste Hexe, und Mutter von Cordelia Fiona (Jessica Lange), mit der Botschaft zurück, dass ihre Nachfolgerin sich zu erheben scheint und an Kräften zunimmt. Wer wird sich als ebenbürtig erweisen und den Thron nach der mächtigen, wie berüchtigten Fiona besteigen?

Als sich auch noch die Ortsansässige Voodoo-Königin Marie Laveau (Angela Bassett) einmischt und ein Gefecht zwischen den beiden übernatürlichen Gruppierungen bevor zu stehen scheint, ist eine starke Leitung der Hexen wichtiger als je zuvor.

American Horror Story: Coven erzählt die Geschichte von heranwachsenden jungen Damen, die neben ihren pubertären Gefühlen und Problemen auch noch die Bürde von übernatürlichen Kräften zu tragen haben, welche sie mindestens so oft in gefährliche Situationen zu bringen scheinen, wie sie ihnen auch einen Ausweg bieten. So suchen die Mädchen nach möglichen Partnern und geraten durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten immer wieder in Konflikte und Auseinandersetzungen.

Nach einem Besuch der Stadt beschließen die Hexen nach einem Tipp von Nan, die mit ewigem Leben verfluchte Madama Lalaurie (Kathy Bates) aus ihrem Grab zu befreien. Doch sie ahnen noch nicht, dass es sich bei der ehemaligen prominenten Adelsdame um die Erzfeindin der ebenfalls unsterblichen Marie Laveau handelt; ihrerseits der Kopf des Voodoo-Zirkels in New Orleans. Waren die beiden Gruppen zu Beginn noch bitter verfeindet, als die Hexen aus Salem in das Territorium der Voodoo-Königin flohen, hatte man später eine Abmachung gefunden, welche den beiden Clans mehr Kämpfe und Blutvergießen ersparen sollte. Doch der Auftritt eines gemeinsamen Feindes scheint die Fronten ein weiteres Mal zu verschieben.

Aber auch abseits der großen Stadt entdeckt eine junge Hexe ihre Kräfte und trifft nur durch einen Zufall auf den Zirkel. Die lebensfrohe aber schüchterne Misty (Lily Rabe) lebt zurückgezogen in den Sümpfen von New Orleans. Fasziniert von Stevie Nyx zieht sie es vor, abseits jeglicher Zivilisation zu leben und sich stattdessen der Natur zu widmen. Sie fokussiert sich auf das Beschützen der Wälder und seiner Bewohner. Als sie aber auf die anderen Hexen trifft, fühlt sie sich plötzlich akzeptiert und schließt sich ihnen an. Auf einmal ist so auch eine Fremde im Rennen um die neue Oberste. Ist die junge Misty dazu bestimmt den Zirkel in ein neues Zeitalter zu führen?

Entgegen der ersten beiden Staffeln (aber ähnlich der vierten) konzentriert sich Coven weniger auf die Entwicklung von Schockmomenten oder grausamen Figuren, sondern viel mehr auf eine Bandbreite interessanter, wichtiger Charaktere. So gibt es keine durchgehende, klare Protagonistin wie Lana Winters in der zweiten Staffel, sondern eine Gruppe Mädchen, zusammengeführt durch ihre einzigartigen Fähigkeiten. Doch auch neben dem Zirkel sind wichtige Mitspieler wie Kyle (Evan Peters) oder Spalding (Denis O’Hare) klar definierte Figuren mit einem komplexen Hintergrund. Speziell die Figur des Butlers Spalding ist überraschend, tragisch und emotional erzählt. Der Beobachter bleibt so immer an der Zukunft der Charaktere interessiert und tief in der Geschichte involviert.

Ein weiteres Mal nach Asylum beweist sich Jessica Lange als überzeugende und emotional bindende Schauspielerin. Der Charakter der Fiona ist ähnlich ihrer Rolle als Schwester Jude in Asylum furchterregend wie tragisch. Ihre aggressive Art, wie sie beispielsweise versucht ihre Nachfolgerinnen zu sabotieren, trifft auf ihre Angst des Alterns und eines Status Verlustes. So agiert sie als eine Mischung aus Antagonist und Antiheld, die ihre Rolle in der seltsamen Welt sucht, in der sie gefangen ist. Auch treibt sie den von Frauen definierten Cast stark an und zeigt sich als eine starke, emanzipierte weibliche Darstellerin, die sich niemals von dem anderen Geschlecht unterdrücken lässt.

Mit der verstörendsten Rolle gesegnet ist Denis O’Hare als Spalding – ein wunderbares Beispiel für die verworrenen, schwer definierbaren Figuren in American Horror Story. Wunderschön gruselig und gleichzeitig einfühlsam kümmert er sich um den Zirkel wie um seine eigene Familie. Neben Emma Roberts und Angela Bassett debütiert zudem Kathy Bates in der erfreulich vielseitigen Rolle der Madame Delphine Lalaurie und zeigt sich als erbarmungslose Mörderin. Sie rundet den frauenstarken Cast ab und beginnt in der Staffel ihre hoffentlich lange Karriere mit der Serie.

Ein weiteres Mal betritt die Serie in seiner dritten Auskopplung Neuland. Klar sind Ähnlichkeiten zu den vorherigen Staffeln erkennbar, besonders in der Erzählstruktur, doch zeigt die Geschichte rund um Cordelia und ihre Schülerinnen interessante neue Ansätze, rund um die Probleme von den Teenagern und die Entwicklung der jungen Frauen. Der Zuschauer wird in den spannenden Beziehungen in und rund um den Zirkel eingefangen und fiebert stets mit den Figuren mit, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen. Ständig enthüllen sich Wendungen oder neue Spieler werden vorgestellt, welche die Hexen auf verschiedenste Weise beeinflussen.

Auch wenn die Gruselszenen im Vergleich zu den vorherigen Staffeln klar zurückgefahren werden, so mangelt es dennoch nicht an Brutalität oder Ekel. Die Serie bleibt somit nichts für schwache Nerven, doch wer sich bereits mit Haunted House und Asylum unterhalten ließ, darf sich auf eine weitere schamlos grausame Fahrt freuen

Episodenübersicht zu American Horror Story

Idee: Ryan Murphy, Brad Falchuk
Darsteller: Sarah Paulson, Taissa Farmiga, Frances Conroy, Evan Peters, Lily Rabe, Emma Roberts, Denis O’Hare, Kathy Bates, Jessica Lange

Bilder: © Netflix

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