All die verdammt perfekten Tage (2020) | Filmkritik

All die verdammt perfekten Tage

Nachdem der Streamingdienst Netflix mit Tote Mädchen lügen nicht, The End of the F***ing World oder Sex Education schon einige Coming of Age-Serien im Angebot hat, ist nun mit All die verdammt perfekten Tage (Originaltitel: All the Bright Places) ein weiterer Vertreter dieser Art, jedoch in Spielfilmlänge, dazugekommen.

Herzschmerz auf Netflix

Als Vorlage des Films diente der gleichnamige, internationale Bestsellerroman von Jennifer Niven. Auf dem Regiestuhl des romantischen Teenie-Dramas nahm Brett Haley Platz, der durch Werke wie Für die zweite Liebe ist es nie zu spät (2015) und Hearts Beat Loud (2018) dem Thema Liebe im Film kein ganz Fremder ist.

© Netflix

Violet Markey (Elle Fanning) steckt in einem tiefen Loch. Seitdem sie ihre Schwester bei einem Autounfall verloren hat, streift sie wie eine leere Hülle durch das Leben und den Schulalltag. Bis zu dem Tag, an dem sich Mitschüler Theodore Finch (Justice Smith) in ihr Leben drängt.

Interessante Figuren ohne Klischees

Finch überredet Violet mit seiner selbstbewussten und auffallenden Art wieder am Leben teilzunehmen. Doch auch Finch hat mit inneren Dämonen zu kämpfen. Gemeinsam stellen sich beide ihren seelischen und körperlichen Wunden der Vergangenheit, finden zueinander und entdecken, dass jeder einzelne Ort und Augenblick eine Kostbarkeit sein kann.

Schnell fällt in All die verdammt perfekten Tage auf, dass die gezeichneten Figuren nicht dem üblichen Schema entsprechen, welches ansonsten oft in Coming of Age-Werken vorgestellt wird. Violet Markey ist zwar beliebt, aber keinesfalls die Stadt-Schönheit, sondern eben ein ganz normales Mädchen.

Ein bisschen weniger Plunder bei der Kostümwahl wäre allerdings wünschenswert gewesen.

© Netflix

Auch Theodore Finch wirkt wie ein ganz normaler Schüler, auch wenn er ohne größere Erklärung als Freak der Schule vorgestellt wird. Diese Charakterzeichnung hätte der Film nicht einmal benötigt und ist für die Handlung auch nur bedingt relevant.

Alles in allem schafft es All die verdammt perfekten Tage ohne große Übertreibung eine nachvollziehbare und ebenso dramatische Geschichte über zwei Jugendliche zu erzählen, die sich in einer schweren Lebenslage nicht gesucht aber gefunden haben. Über weite Strecken funktioniert die Geschichte auch, wobei oft Probleme und Handlungsstränge zu schnell abgeschlossen werden.

Logiklücken schwächen das Drehbuch

Die Tatsache, dass Violet seit dem tödlichen Unfall ihrer Schwester kein Auto mehr fahren kann und Finch nach dem zweiten Fragen bereits eine Mitfahrerinnen gewonnen hat, lässt entweder glauben, dass Freunde und Familie nie wirklich nachgefragt haben oder der Film gerade in diesen Momenten etwas dünn daherkommt. Leider gibt es mehrere solcher Logiklücken, die die Gesamthandlung etwas abschwächen.

Schauspielerisch treten die beiden Protagonisten Justice Smith (Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu) und Elle Fanning (Maleficent – Die dunkle Fee), die jüngere Schwester der Schauspielerin Dakota Fanning (Twilight-Saga) glaubhaft auf. Smith mimt den selbstbewussten Außenseiter, der selbst mit schweren Stimmungsschwankungen zu kämpfen hat, gekonnt und emotional, während Fanning rührend zwischen Trauer und Freude wechselt.

Und auch wenn die Botschaft des Films letztendlich eine positive ist und Finch seiner Weggefährtin Violet zeigt, dass das Leben trotz Verluste weitergehen muss, sollte der sensible Zuschauer das ein oder andere Taschentuch bereithalten. Denn wie bei Vorzeige-Werken des Genres à la Vielleicht Lieber Morgen (2012) ist das Erwachsenwerden eine Achterbahnfahrt voller Gefühle.

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Bildrechte: Netflix

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