Sucker Punch (2011) | Filmkritik

Irgendwann in den 1960er Jahren: Nach dem Tod ihrer Mutter wird die 20-jährige „Babydoll“ (Emily Browning) von ihrem habgierigen Stiefvater in das Lennox Haus für Geisteskranke abgeschoben, da sie für den Tod ihrer jüngeren Schwester verantwortlich gemacht wird. Blue Jones (Oscar Isaac), der Leiter der Nervenheilanstalt, wurde vom Stiefvater bestochen und ordnet eine Lobotomie für „Babydoll“ an.

Lasst die Puppen tanzen

Da das junge Mädchen gegen ihren Willen eingesperrt wurde, versucht sie einen Ausweg aus ihrem Gefängnis zu finden. Sie flüchtet in eine Traumwelt, welche ihr die Flucht aus der grausigen Realität erlaubt. So überwindet sie die Fesseln von Raum und Zeit, um sich in ein Abenteuer zu bewegen, welches die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verwischen lässt.

© ‎ Warner Bros (Universal Pictures)

Verbündet mit vier weiteren Mädchen kämpft sie um ihre Freiheit. An ihrer Seite die freimütige Rocket (Jena Malone), die gerissene Blondie (Vanessa Hudgens), die treu ergebene Amber (Jamie Chung) und die zurückhaltende Sweet Pea (Abbie Cornish). Unter der Führung von „Babydoll“ begeben sich die Mädchen auf die Suche nach fünf Gegenständen, welche bei ihrer Flucht unverzichtbar sind. Doch um an diese heranzukommen müssen sie gegen feuerspuckende Drachen, bis an die Zähne bewaffnete Samurai und weitere gefährliche Gegner bestehen.

Zack Snyders Gedankenwelt

Was haben die Filme Dawn of the Dead, 300, Watchmen – Die Wächter und Die Legende der Wächter gemeinsam? Bei allen saß der selbe Regisseur auf dem Regiestuhl und noch viel wichtiger, bei allen handelt es sich um eine Adaption. Doch nun wollte sich Zack Snyder einmal selbst an einem Drehbuch versuchen und entwickelte das gewaltige Spektakel Sucker Punch.

Nach den visionären Umsetzungen seiner vorherigen Werke waren die Erwartungen der Kritiker und Fangemeinden entsprechend hoch. Bereits die ersten Trailer ließen hoffen und beeindruckten durch optische Vielfalt. Je näher der Start des Films rückte, desto lauter wurde aber auch die Kritik am Film – am Ende sollten die Kritiker Recht behalten. Sucker Punch ist nicht das Meisterwerk, als welches es von vielen bereits vorab gelobt wurde. Auf der anderen Seite ist der neuste Film von Zack Snyder aber auch kein totaler Reinfall.

© ‎ Warner Bros (Universal Pictures)

Visuell hält Sucker Punch nämlich alles was man nach den ersten Trailern von ihm erwarten konnte. Die weiblichen Amzonen kämpfen sich durch verschiedene Welten und treffen auf gigantische Gegner, welche wie entlaufene Endbosse aus einem Videospiel wirken. Schwerterschwingende Samurai, die auch mit einem überdimensionalen Maschinengewehr auf die zierlichen Mädchen feuern, dreckige Orks, feuerspeiende Drachen oder untote Nazi-Zombies, die mit Zeppelinen fliehen wollen – die Abwechslung kennt keine Grenzen. Leider muss sich der Zuschauer bei fast allen Szenen fragen: „Hab ich das nicht schon irgendwo einmal gesehen?

Visuell & musikalisch packend

Die Orks wirken wie aus Peter Jacksons Der Herr der Ringe entlaufen, die Soldaten mit Gasmaske weisen eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Anime-Politthriller Jin-Roh auf, die von Menschenhand gesteuerten Mechs dürfte der ein oder andere auch schon einmal gesehen haben und das Setting einer vielschichtigen Traumwelt bekam der Zuschauer kürzlich erst in Inception geboten. Zack Snyder nun als Dieb zu betiteln wäre heuchlerisch, doch trotz der Masse und Fülle des Films bietet er ungemein wenig Neues. Die Actionszenen können dessen ungeachtet den Zuschauer durchgehend fesseln. Unterlegt mit einem rasanten Soundtrack der Titel wie „Sweet Dreams“, „We Will Rock You“ und „Where Is My Mind?“, begleitet das Publikum die fünf Kriegerinnen auf das Schlachtfeld.

Doch wo liegt nun eigentlich die große Schwachstelle von Sucker Punch? Es ist weder die zuverlässige Geschichte, welche der Zuschauer knapp zwei Stunden verfolgt, noch sind es die für Zack Snyder ungewöhnlich unblutigen Kämpfe. Das größte Manko sind die Charaktere, die das Werk tragen sollen. Während der feurigen Kämpfe vergisst Zack Snyder eine wichtige Entwicklung – „Babydoll“ und ihre Mitstreiterinnen schaffen es nicht eine tiefgreifende Persönlichkeit zu entfalten. Der Zuschauer verfolgt die Mädchen auf ihrer lebensgefährlichen Flucht und kümmert sich nicht, welcher Teil der Gruppe auf der Strecke bleibt. Den meisten Schauspielern kann man dafür keinen Vorwurf machen.

© ‎ Warner Bros (Universal Pictures)

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In der Hauptrolle der „Babydoll“ begegnet uns Schauspielerin Emily Browning (Der Fluch der 2 Schwestern), die in dem Action-Fantasy-Film durchgehend zwischen zerbrechlicher Puppe und kriegerischer Amazone wechselt.

An ihrer Seite kämpfen Abbie Cornish (Candy), Jena Malone (Donnie Darko), Vanessa Hudgens (High School Musical) und Jamie Chung (Dragonball Evolution). Besonders die letzten zwei erhalten in dem Film nicht die Möglichkeit sich zu beweisen. Aber auch die männliche Schauspielerriege erhält zu wenig Leinwandzeit. Besonders eine stärkere Leinwandpräsenz von Oscar Isaac (Robin Hood) hätte dem Film gut getan, sowie mehr Filmzeit für Scott Glenn (Das Schweigen der Lämmer), der als alter Weiser immer nur mit einem schlauen Spruch die Leinwand betritt und leider nicht genügend Szenen erhielt.

Insgesamt ist man von Sucker Punch aber nur enttäuscht, wenn man mit zu hohen Erwartungen an den Film herangeht. Wer sich auf solide Unterhaltung gefasst macht, die nicht unbedingt inhaltlich überzeugt, dafür aber ein Eye Candy mit einer Mischung aus Fantasy, Sci-Fi, Martial Arts und vielem mehr darstellt, erlebt mit dem neusten Zack Snyder Film ein optisches Vergnügen. Lasst die Puppen tanzen!

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Bildrechte: ‎ Warner Bros (Universal Pictures)

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