Diego Maradona (2019) | Filmkritik

Diego Maradona

Schon manch eine Fußball-Legende hat seine eigene filmische Dokumentation erhalten. Sei es nun Zlatan: Ihr redet – ich spiele aus dem Jahr 2016 oder Pelé – Der Film. Mit Barca – Der Traum vom perfekten Spiel (2015) stand sogar die Geschichte eines ganzen Clubs im Mittelpunkt der Handlung.

Nun wird auch die Lebensgeschichte des gefeierten und tief gefallenen Fußball-Wunders Diego Maradona für die Nachwelt filmisch festgehalten. In 130 Minuten erzählt der Oscar-prämierte Regisseur Asif Kapadia (Senna) über ein emotionales Leben voller Erfolg, Drogen und der Camorra.

© Alfredo Capozzi/DCM

Am 5. Juli 1984 wechselt der bis dato teuerste Spieler der Welt aus Spanien vom FC Barcelona zum SSC Neapel in Italien: Diego Maradona. Nachdem der talentierte Fußballer in Spanien zuletzt sein Potenzial nicht abrufen konnte, scheinen ihm in Italien alle Türen offen zu stehen.

„Der Fußball war mein Lieblingsspielzeug. Mein Befreier“

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Und so soll es auch kommen: die Hand Gottes wird beim SSC Neapel zu einer Legende, die dem armen Club ungeahnte Erfolge einbringt. Sieben Jahre lang fährt Neapel mit Maradona auf der Erfolgsspur. Doch die Realität holt Maradona ein. Neapel, eine der hitzigsten und gefährlichsten Städte Europas, frisst den leidenschaftlichen Fußballer nach und nach auf.

Während auf dem Platz Diego seine sportliche Leistung bringt, gerät der Spieler abseits des Feldes in zahlreiche Skandale. Ein uneheliches Kind, Koks-Exzesse mit der Camorra und das Halbfinale der Weltmeisterschaft 1990, in dem der Argentinier im Elfmeterschießen gegen Italien seine Fans gegen sich aufbringt. Und plötzlich beginnt der tiefe Fall des Diego Maradona.

Insgesamt 500 Stunden bislang unveröffentlichtes Filmmaterial aus Maradonas persönlichem Archiv dienen als Grundlage des Films von Regisseur Asif Kapadia. Dabei sind es vor allem die Aufnahmen abseits des Platzes, die für die größten Emotionen sorgen.

© Bob Thomas/Getty Images/DCM

Denn auch wenn Maradona mit dem Underdog aus Kampanien zwischen 1984 und 1991 die größten Erfolge seiner Vereinskarriere feierte, sind es die Schlagzeilen abseits des Fußball, die in dieser Biografie den Ton angeben. Und so kommen Wegbegleiter, Familie und Maradona selbst zu Wort und erzählen von einem Leben, das einer Achterbahnfahrt gleicht.

Immer wieder thematisiert wird dabei die Herkunft Maradonas, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen am südlichen Stadtrand der Hauptstadt Lanús im Großraum Buenos Aires, und der enorme Druck auf einen 15-jährigen Fußball-Profi, der seine gesamte Familie finanziell über die Runden bringen muss. Gerade in diesen Momenten erhält man als Zuschauer einen emotionalen Einblick in die Welt des Diego Maradona und kann seinen Werde- und Untergang besser nachvollziehen.

© Mario Siano/New Foto Sud/DCM

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Oft genannt, aber leider nur am Rande thematisiert, wird zudem der Einfluss des Familienclans Camorra, mit welchem Maradona während seiner Zeit in Italien den Umgang pflegte. Leider ist dies nur eine Lücke im Gesamtwerk, welche der Zuschaer vermissen wird. Auch die Kindheit und die Anfänge Maradonas werden nur stückchenweise angeschnitten und ebenso die Entwicklungen nach der Karriere beim SSC Neapel.

Auch wenn dies den Rahmen der Dokumentation gesprengt hätte, wären sicherlich kurze Passagen über die genannten Episoden im Leben des Diego Maradona eine Bereicherung für das Werk gewesen.

Letztendlich schafft es Regisseur Asif Kapadia aber eine bewegende und interessante Geschichte über Maradonas Zeit in Italien zu erzählen, welche mit einem gefeierten Helden beginnt und einer tragischen Figur endet. Doch das letzte Kapitel des Diego Maradona, dem bis dato vielleicht besten Fußballspieler, ist noch nicht zu Ende erzählt.

DCM veröffentlicht die Dokumentation über die Hand Gottes am 15. November 2019 auf DVD, Blu-ray und digital.

Bewertung

Trailer

Informationen
Diego Maradona | 5. September 2019 (Deutschland) 7.7
Regisseur: Asif KapadiaDarsteller: Diego Maradona, Dalma Maradona, PeléHandlung:

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Bildrechte: DCM

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