Anfang der 1980er Jahre, Gotham City: Der sensible und schmächtige Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) lebt bei seiner schwerkranken Mutter Penny (Frances Conroy). Er arbeitet als Clown und möchte eigentlich nur Freude und Spaß verbreiten, erntet für sein exzentrisches Verhalten aber meist bloß Spott und Häme.
Warum denn so ernst?
Der gebrochene Clown wünscht sich nichts sehnlicher als eines Tages Stand-up-Comedian zu werden und sucht seine Inspiration in seinem großen Vorbild, Talkshow-Host Murray Franklin (Robert DeNiro), dessen Late-Night-Show sich Arthur und seine Mutter am Abend immer gemeinsam anschauen. Innerhalb der Gesellschaft Gothams hat Arthur zudem arge Schwierigkeiten seine Rolle zu finden und befindet sich in einer scheinbar niemals enden wollenden Pechsträhne.
Seine Mutter nennt ihn meistens Happy und er ist stets darum bemüht zu lächeln. Er muss jedoch feststellen, dass er bisher nie richtig gelacht hat. In seiner Depression führen ihn seine Entscheidungen in immer dunklere, seelische Abgründe bis er letztendlich eine Tat begeht, die eine Kettenreaktion an fragwürdigen Handlungen auslöst.
Joker ist ein US-amerikanisches Drama von Regisseur Todd Phillips aus dem Jahr 2019. Phillips ist bekannt für seine Hangover-Trilogie sowie für die Komödien Old School (2003) und Road Trip (2000). In seinem neuesten Werk ist das Thema Comedy ebenfalls zentral für den Film. Allerdings geht es nun vielmehr darum, wie Witze funktionieren und natürlich wie der ikonische Filmbösewicht Joker zu dem irren Clown wurde, der er schließlich war, als er auf Batman traf.
Joaquin Phoenix in Bestform
Der Film ist in vielerlei Hinsicht überragend, besonders in Hinsicht auf Schauspiel, Inszenierung und Musik. Joaquin Phoenix, der in seiner Karriere bereits dreimal von der Academy für einen Oscar nominiert wurde, trägt den Film durch eine innere Zerbrechlichkeit, eine Unberechenbarkeit, einen Hauch von Coolness und durch eine gewisse Tragik. Seine Theatralik füllt den Film in jeder Szene aus und lässt alle anderen Darsteller zu Nebenfiguren seines Schauspiels verkommen.
Seine Darstellerung ist zu keinem Zeitpunkt zu traurig, witzig oder irre. Er mimt den Joker authentisch und komplett anders als zuletzt Jared Leto Interpretation des Charakters in Suicide Squad (2016). Die Rolle, die, wie bei Heath Ledger in The Dark Knight (2008), für jeden Schauspieler zu einer inneren Zerreißprobe wird, nimmt er grandios an. Phoenix findet stets den richtigen Gesichtsausdruck und die perfekte Körperhaltung. Seine Tanzbewegungen sind fast schon elegant. Gerade sein Gang, seine Bewegungen mit Armen und Beinen, ist so entscheidend für diese Rolle.
Die Balance zwischen Wahnsinn und Genie wird bei der Körperhaltung punktgenau getroffen. Und die Fallhöhe, die Joker-Rolle zu überziehen und sie zu albern zu spielen, ist riesig. Des Weiteren ist seine schauspielerische Leistung ein Sammelsurium an menschlichen Gefühlen. Fast schon selbstverständlich spielt er traurig, albern, irre und cool in den 122 Minuten Laufzeit.
Es war schon fast unmöglich zu glauben, dass die Rolle des Jokers nach Heath Ledger noch einmal so intensiv und überragend gespielt wird. Eine Oscar-Nominierung ist das mindeste, was man Joaquin Phoenix für seine Darbietung geben sollte. Ein Oscar-Sieg wäre die verdiente Krönung für eine fantastische Performance.
Heath Ledger oder Joaquin Phoenix? Zwischen Wahnsinn und Genie
Zweitens ist Regisseur Todd Phillips seine beste Karriere-Leistung geglückt. Im Vorfeld durfte man skeptisch sein, ob ein Comedy-Regisseur auch die Tragik der Joker-Rolle darstellen kann. Aber er hat es mit Bravour geschafft. Vielmehr noch: Phillips zeigt ein überragendes Gespür für den schmalen Grat zwischen Drama und Komödie. Durch seine Inszenierung, die mit wunderschönen Breitbildern, der richtigen Laufzeitlänge und einem steigenden Erzähltempo gegen Ende ausgestattet ist, wird aus Joker eine ideale Vorgeschichte zur Dark Knight-Trilogie von Christopher Nolan. In jeder Einstellung erkannt man den Einfluss von Martin Scorseses bekanntesten Filmen, sei es nun King of Comedy (1982) oder ganz besonders Taxi Driver (1976).
Die Entstehung vom Joker, der inmitten der Gesellschaft im Gotham der 80er lebt, ist ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema: Jeder lebt in der digitalen Welt nur noch sein Leben und keiner achtet mehr auf den Mitmenschen. Dieser Aspekt wird wunderbar in den Film implementiert. Immer wieder wird der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten, sei es bei den Themen psychischer Krankheiten oder der fehlenden Akzeptanz in einer sich immer stärker abkapselnden Allgemeinheit. Und so stellt der Film letztendlich die entscheidende Frage: „Ist der Joker von Grund auf böse oder hat ihn die Gesellschaft dazu gemacht?“
Erstaunlich ist auch die Arbeit von Kamermann Lawrence Sher, welche Gotham City als Stadt bebildert, die New York City ähnelt, aber wenig Comic-Elemente verankert. Es ist wunderbar einen Comic-Bösewichten in einem Drama zu sehen, das wenig von einer typischen Comic-Verfilmung hat. Keinerlei CGI-Explosionen und -Schießereien, einzige, der allseits bekannte Name verweißt auf die Comic-Zugehörigkeit. Die immer wieder aufkommenden ungesunden Grün- und Gelbtöne verstärken darüber hinaus das Gefühl der Entfremdung von der Welt.
Aber auch die die Musik von Hildur Guðnadóttir ist stets genau. Durch eine dröhnende, situativ immer lauter werdende Musik bekommt der Film viele spannungsgeladene Momente, die den Zuschauer in Schockstarre versetzen. Die Musikwahl bleibt immer bei den Emotionen, die Songs sind nie unpassend und auch die Geschichte des bösen Filmclowns ist gelungen. Sein Problem mit dem ausufernden Lachen in peinlich berührten Situationen, das fehlende Gespür für Pointen und die schwere Rolle in Gothams Gesellschaft bieten genügend Anhaltspunkte für ein Drama.
Fortsetzung zu Joker? Kehrt Joaquin Phoenix zurück?
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Alle diese Elemente entwickeln den Film zu einem wunderbaren Erlebnis und der Zuschauer wird an einigen Stellen immer wieder gekonnt ins Glatteis geführt. Auch der eigentliche Geschichte des Aufstiegs des Jokers ist ein bildgewaltiges, emotionales Spektakel, welche die Beziehung zur Wayne-Familie ebenso passend wie großartig aufgreift. So entsteht ein gutes Spannungsverhältnis zwischen dem Joker und Batman.
Hoffnungsfroh ist abzuwarten, wie es nach diesem starken Film mit den zwei Comicfiguren im DC-Comic-Universum weitergeht. Die Erwartungen sind nach diesem Erfolg jedenfalls wieder da, was nach Suicide Squad und Justice League (2017) ein wenig überraschend ist. Joker ist ein wunderbares Drama, welches seinem Zuschauer ein Lächeln in dein Gesicht zaubert.
Es ist der bisher beste Film des Jahres 2019. Schauspiel, Regie und Musik treffen ins Mark der Zuschauer. Wünschenswert wären mehr Filme, die nicht dem Hollywood Schema-F entsprechen. Doch wäre es letztendlich nicht hochgradig ironisch, wenn ausgerechnet dieser Film die Comic-Verfilmungen als Drama etablieren würde? *lacht*
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