Vice – Der zweite Mann (2018) | Filmkritik

Vice - Der zweite Mann

Vice – Der zweite Mann ist eine US-amerikanische Politsatire von Adam McKay, der zuvor im Jahr 2016 den Oscar für das Drehbuch zum Film The Big Short (2015) erhielt. Sein erster Film nach dem wohl begehrtesten Filmpreis der Welt befasst sich mit dem US-Politiker Richard Bruce „Dick“ Cheney, der Verteidigungsminister unter George Bush und Vizepräsidenten unter George W. Bush war.

Des Weiteren wurde er 1975 zum jüngsten Stabschef der Vereinigten Staaten im Alter von 34 Jahren.

McKay schrieb wieder das Drehbuch zum Film und übernahm auch die Regie. Es ist wunderbar zu sehen, dass der Regisseur, der in früheren Jahren seiner Karriere durch seine Komödien mit Comedian Will Ferrell bekannt wurde, eine neue Karriere in einem anderen Filmgenre macht. Sein Stil ist durchweg überzeugend, besonders dank einer guten Kombination aus Ernsthaftigkeit und Comedy.

In Bezug auf den Vorgängerfilm The Big Short ist sein zweiter satirischer Film etwas flotter, wenngleich nicht so brillant. Die komödiantischen Elemente sind hier auffällig größer.

Die Biografie des ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney bietet auch viele spannende Aspekte für einen abendfüllenden Spielfilm. Seine politische Karriere und seine merkwürdige Art Politik zu machen sind eine hervorragende Grundlage für die Leinwand. Des Weiteren hatte Dick in seinem Leben mehrere Herzinfarkte, was filmisch ebenfalls gekonnt aufgearbeitet wird.

Große Pluspunkte des Films sind die Regie, das Drehbuch und allem voran die Schauspieler. Adam McKay weiß, wie er seine Stilmittel einsetzen muss: Mitten im Film ein Abspann mit Happy-End, die gesellschaftspolitischen Anspielungen und die vielen guten Dialoge.

Auch der Schnitt von Greig Freiser ist fesselnd, da er die vielen politischen Themen wunderbar zusammenschneidet und durch gute Szenen unterhaltsam und flott gestaltet.

Einer der wichtigsten Pluspunkte ist wie erwähnt zudem das Schauspiel, was ganz großes Kino verkörpert. Egal ob Steve Carell als Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Amy Adams als Cheneys Ehefrau Lynne, Sam Rockwell als George W. Bush oder Christian Bale als Dick Cheney – alle überzeugen. Bale ist jedoch das Highlight des Films und in seiner Rolle immer fokussiert. Seine Leistung ist fraglos denkwürdig.

Die Darstellung des ehemaligen US-Vizepräsidenten ist glaubwürdig, authentisch und zugleich mit einer erheblichen Gewichtszunahme verbunden, die er für die Rolle in Kauf nahm. Mit einer überzeugenden Mimik und einer komischen Rhetorik macht er aus Vizepräsident Cheney eine Filmfigur, die nicht nur witzig, vielmehr schon überspitzt ist.

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Bales schauspielerische Leistung ist der größte Magnet in dem Film. Allein dieses Schauspiel hätte ausgereicht, um sich den Film anzusehen. Vor allem die letzten Momente mit Dick Cheney sorgen für Höhepunkte. Neben ihm geben Sam Rockwell und Steve Carell weitere Glanzpunkte. Amy Adams überzeugt auch als Cheneys Ehefrau. Sie bleibt immer die strenge Ehefrau, die ihren Mann begleitet, aber auch hinterfragt.

Das Drehbuch hat viele komödiantische Stellen und einige historische Ereignisse aufzuweisen. Fraglich ist allerdings, ob die Entstehung des Islamischen Staats und der Irakkrieg lediglich von Cheney zu verantworten sind. An dieser Stelle überzieht es Regisseur und Drehbuchautor Adam McKay ein wenig, da Dick Cheney als der ultimative Bösewicht dargestellt wird.

Unberücksichtigt bleiben allerdings die anderen politischen Entscheidungsträger wie Präsident George W. Bush. Dieser wird vielmehr als Trottel dargestellt, der eigentlich nur Dick Cheney vertraut hat, weil er ihm von seinem Vater als Berater empfohlen wurde. Hier wird der Film etwas zu eindimensional und unglaubwürdig. Auch die Tatsache, dass viele politische Gegebenheiten in kurzen Erklärungssträngen dargestellt werden, zehrt etwas an der Glaubwürdigkeit der Geschichte.

Hier wäre eine breitere Schuldverteilung sinnvoller, aber es ist eben auch eine Satire, die sich um eine Figur dreht. Die politische Karriere von Dick Cheney bleibt ein filmisches Erlebnis. Schließlich ist Vice – Der zweite Mann eine aberwitzige, intelligente, unterhaltsame und vor allem schauspielerisch starke Polit-Satire, die smarte Unterhaltung bietet.

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