The Sisters Brothers (2018) | Filmkritik

The Sisters Brothers

Charlie (Joaquin Phoenix) und Eli Sister (John C. Reilly) sind Auftragskiller zu Zeiten des Wilden Westens und arbeiten häufig für den sogenannten Commodore. Ihr neuester Auftrag: die Ermordung des Chemikers Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed). Dieser hat eine chemische Formel entwickelt, um Gold in einem Fluss leichter zu filtern. Die Brüder sollen ihn in Oregon antreffen.

Unterstützung gibt ihnen ein gewisser Detektiv namens John Morris (Jake Gyllenhaal). Allerdings hat dieser sich bereits mit Mister Warm angefreundet, weshalb die Situation komplizierter wird als erhofft. Mister Morris plant gemeinsam mit Hermann Warm Gold zu suchen und eine eigene Firma zu gründen. Mit dem Kapital soll dann im Süden des Landes ein demokratisches Gebiet gegründet werden.

Auf eigene Faust planen sie gegen ihre Feinde anzugehen. Charlie und Eli Sister sind den beiden jedoch auf der Spur. Charlie ist fest entschlossen den Auftrag zu erfüllen. Sein Bruder Eli hingegen möchte eigentlich lieber ein ruhigeres Leben anstreben. Er will so langsam als Auftragskiller zurücktreten und eventuell mit seinem Bruder einen kleinen Laden eröffnen. Charlie möchte aber weiter den Wilden Westen genießen und den Auftrag abschließen. Es kommt zu einem sehr unerwarteten Aufeinandertreffen der Sisters Brothers mit den Herren Warm und Morris.

The Sisters Brothers ist ein Spielfilm des französisches Regisseurs Jacques Audiard, der zuvor durch Filme wie Der Geschmack von Rost und Knochen (2012) oder Ein Prophet (2009) bekannt wurde. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Thomas Bidegain, der auch bereits bei den vorab genannten Filmen an den Drehbüchern mitarbeitete.

Der Film ist zwar mehr oder weniger dem Genre Western zuzuordnen, aber nur weil er zur Westernzeit spielt und das Setting dem eines Westerns entspricht. Dabei ist deutlich zu erkennen, dass es keine wahre Geschichte aus den Zeiten des Wilden Westen ist. Außerdem wirkt das Setting leider sehr stark wie Filmstudio, was das Feeling und die Atmosphäre von Audiards neuestem Werk stark beeinträchtigt. Letztlich ist The Sisters Brothers vielmehr ein Genre-Mix aus Komödie, Drama und Westernsatire.

Und dies ist auch stark beim Erzähltempo zu spüren, welches einer der größten Kritikpunkte des Films ist. Mal ist es hektisch, mal still und dann tragisch. Diese häufig wechselnden Gefühlstöne wirken sich erheblich auf den Unterhaltungsfaktor des Films aus. Einzelne Gefühle können nicht weiterentwickelt werden, da immer wieder ein tonaler Wechsel folgt. So bleibt The Sisters Brothers zu weiten Teilen ein arrhythmisch Werk.

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Dennoch sind die Geschichte und die Schauspieler ein dicker Pluspunkt des „Halb-Westerns“. Die Handlung ist kreativ, abwechslungsreich und verknüpft typische Westernelemente mit neuen Ideen. Die einzelnen Handlungsstränge verlaufen erst stark voneinander getrennt, bis sie sinnvoll zusammenlaufen. Die Charakterentwicklung ist auch gelungen, da sie genügend emotionale Aspekte der Darsteller mit einfließen lässt, was auch an dem sehr ausbalancierten und tollen Cast liegt.

John C. Reilly sorgt als mürrischer und schützender großer Bruder für viele schöne Momente. Allein die Tatsache, dass er eigentlich unzufrieden ist mit seiner Rolle als Auftragskiller, aber um seines Bruders Willen mitmacht, ist bemerkenswert. Schauspielerisch bleibt Reilly ruhig und konzentriert. In einigen Momenten ist er komisch und in anderen bitterernst. Es sind auch die ruhigen Auseinandersetzungen mit der Westernzeit, die Reillys Figur von vielen anderen Figuren des Westerns unterscheidet.

Joaquin Phoenix als der jüngere und wilde Bruder, der mit Frauen, Alkohol und durch die Ermordung von Menschen sein Leben gestaltet, ist immer draufgängerisch und kaum zu stoppen. Phoenix spielt diesen Rebell wunderbar und durchweg glaubwürdig. Zusammen ergeben die beiden Brüder ein tolles Leinwandduo.

Abgerundet wird der Cast durch Jake Gyllenhaal und Riz Ahmed, die in dem Film auch ihre ganz speziellen Momente erhalten. Besonders interessant ist, dass die vier Figuren allesamt ihre eigene Motivation haben und die Sympathie des Zuschauers nicht nur auf eine Figur gelenkt wird. An dieser Stelle ist das Drehbuch hervorzuheben.

Insgesamt ist The Sisters Brothers ein schwer einzuordnender Film, der durch viele tonale Wechsel die Freude etwas hemmt. Die Story und besonders der Cast sorgen dennoch für ein tolles Erlebnis.

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