Roman J. Israel, Esq. (2017) | Filmkritik

Roman J. Israel, Esq. - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Roman J. Israel (Denzel Washington) arbeitet als Strafverteidiger in Los Angeles. Sein Äußeres fällt durch die Afro-Frisur, seinen veralteten Anzug und seine immer um den Hals gelegten Kopfhörer auf. Als sein Geschäftspartner einen Herzinfarkt erleidet, beschließt Roman die Geschäfte auf seine Art zu regeln.

Seit mehr als 25 Jahren agierte er im Hintergrund und löste die schwierigsten gerichtlichen Auseinandersetzungen. Jedoch soll die Gemeinschaftskanzlei geschlossen werden, da sie ein wirtschaftlicher Misserfolg ist. Der Anwalt George Pierce (Colin Farrell) setzt sich für die noch offenen Fälle ein. Roman J. Israel ist nicht erfreut über diese Hilfe und plant endlich aus dem Schatten seines Partners herauszutreten.

© Sony Pictures

Ihm fehlt jedoch etwas der Draht zur heutigen Zeit, sodass sein Gerede für viele nur wie unverständliches Geschwafel wirkt. Fraglich ist jedoch, ob er sich nun verändern muss oder die Gesellschaft?

Roman J. Israel, Esq. ist ein US-amerikanisches Drama aus dem Jahre 2017. Für die Regie und das Drehbuch war Dan Gilroy verantwortlich, der im Jahre 2014 durch sein Regiedebüt Nightcrawler einer breiten Masse bekannt wurde. Sein neuestes Werk ist leider weniger interessant als sein Debütfilm, denn lediglich Hauptdarsteller Denzel Washington kann hierbei überzeugen. Allerdings hilft selbst ein zweifacher Oscar-Preisträger nicht, um diese träge Geschichte aufzupeppen.

Im Grunde besteht die Geschichte aus einigen Versatzstücken, die durch einen erfahrenen Regisseur und ein gut strukturiertes Drehbuch wunderbar in einen zweistündigen Film gepasst hätten. Es ist daher regelrecht ein Misserfolg für Regisseur Dan Gilroy, der zuvor durch seine Medienkritik Nightcrawler erstens sein Talent als Regisseur und zweitens als Ideengeber für neue und kreative Ideen unter Beweis stellte. Die Erwartungen an ihn waren zwar vorhanden, aber nicht übermäßig hoch. Dennoch ist es umso niederschmetternder, wenn dieses scheinbar vorhandene Talent nicht weiter verfolgt wird.

© Sony Pictures

Die Geschichte eines Strafverteidigers, der nicht in der Öffentlichkeit stehen kann und ein Vierteljahrhundert hinter Schloss und Riegel in Wirklichkeit im Alleingang die Fälle gelöst hat, bietet eine annehmbare Grundlage für einen Spielfilm. Auch die Tatsache, dass Denzel Washington und Colin Farrell in tragenden Rollen zu sehen sind, schürten das zweite große Projekt Gilroys. Nichtsdestotrotz zerfasert der Film besonders in der zweiten Stunde, da durch unnötig in die Länge gezogene Leere und wenig Plot Spielzeit herausgeholt wird.

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Falls nach der ersten Stunde die Credits eingespielt worden wären, wäre der Film weitaus griffiger und unterhaltsamer geworden. Die zwei Stunden fühlen sich sehr gestreckt an, da viel zu viele unnötige Nebenhandlungen weiter ausgeführt werden. Der Fokus liegt zwar wieder einmal bei Denzel Washington, aber selbst ihm kann man nicht mehr zuhören, wenn die Geschichte sich im Sande verläuft. Selbst ein zweifacher Oscarpreisträger, der durch seine Ausdrucksstärke Filme im Alleingang stemmen könnte, hilft nicht mehr weiter.

Seine Worte wirken mit laufender Spielzeit nur noch wie pseudo-intelligentes Gehabe, ohne jedoch den Kern der Geschichte genauer zu durchleuchten. Dieser hätte zudem eindeutig stärker auf die gesellschaftlichen Veränderungen sowie die rechtswissenschaftliche Brillanz von Roman J. Israel liegen müssen, aber es kommt anders. Auch die Dialoge erzeugen nicht die richtige Feuerkraft, was bei einem Film ohne viel Spektakel besonders wichtig gewesen wäre.

Alles fühlt sich ungeschliffen an, sodass die eigentliche Thematik roh bleibt. Positiv ist neben Denzels Leistung zwar die Bildgebung, die Los Angeles schön sonnig und munter einfängt, aber letztendlich können lediglich zwei bis drei Szenen durch ihre plötzlich vorhandene Dialogschärfe überzeugen.

Insgesamt bleibt Roman J. Israel, Esq. wie die gleichnamige Hauptfigur des Films versteckt zwischen Büchern, Zetteln und Notizen ohne von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Es ist ein enttäuschender zweiter Film von Dan Gilroy, aber dank Denzel Washington immerhin noch ein Film für Zwischendurch.

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