In The Ballad of Buster Scruggs erzählen, die für ihren schwarzen Humor bekannten Regisseure Ethan und Joel Coen, sechs voneinander unabhängige Episoden aus dem Wilden Westen. In der ersten Geschichte beeindruckt der Revolverheld Buster Scruggs (Tim Blake Nelson) mit seiner engelsgleichen Stimme und seinen unübertroffenen Schießkünsten, das Publikum und durchbricht dabei in bester Deadpool Manier immer wieder die vierte Wand.

In der zweiten Geschichte versucht ein junger Cowboy (James Franco) eine abgelegene Bank auszurauben, hat dabei jedoch die Rechnung ohne den greisen Bankier gemacht, der sich gekonnt zu verteidigen weiß. Auch in den weiteren vier Episoden wird der Wilde Westen humorvoll und in all seinen Facetten vorgestellt. Es erwarten den Zuschauer viele aufregende, traurige und abenteuerliche Kurzgeschichten.
The Ballad of Buster Scruggs ist ein weiterer Western der Coen-Brüder. Nach dem Oscar-prämierten No Country for Old Men (2007) und dem mit 10 Oscars-nominierten True Grit (2010) ist The Ballad of Buster Scruggs der mittlerweile dritte Western des Regie-Duos. Seit seiner ersten Aufführung Ende August bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2018, ist der Film nun auch im Programm der Streaming-Plattform Netflix aufzufinden.

Geschickt sorgen die sechs einzelnen Episoden des Films für gekonnte Abwechslung und erzählen originelle sowie ausgefallene Geschichten. Allerdings ist das ungewohnte Format und der komplette Verzicht auf eine begleitende Hauptfigur bestimmt für einige Zuschauer eine riskante Einstiegshürde. Auch die einzelnen Geschichten unterscheiden sich sehr stark in ihrer Qualität und ihrem Unterhaltungsfaktor. Ebenso variieren die Episoden in ihren Laufzeit.
Alle 15-30 Minuten muss der Zuschauer Konzentration aufbringen und sich neuen Figuren gegenüber offen zeigen. Diesen vielleicht kritischen Voraussetzungen zum Trotz lösen die Coen-Brüder ihre Aufgabe mustergültig, da sie ihrem schwarzhumorigen Stil stets treu bleiben und, wie bereits erwähnt, fantastische und ideenreich Geschichten aus dem Wilden Westen erzählen. Mit wunderbaren Bildern von Kameramann Bruno Delbonnel, der bereits fünfmal für einen Oscar nominiert wurde, wird zudem jede Szene und jede Landschaftsaufnahme imponierend eingefangen.

Durch ihre authentische und glaubwürdige Verkörperung ihrer Rollen bekommen die kleinen Episoden den perfekten Schliff. Jede Story hat ihren eigenen Reiz und verzaubert entweder auf absurde Art oder unvorhersehbare Weise. Natürlich immer mit dem ganz speziellen Augenzwinkern der Coen-Brüder. Ein kleines, aber dennoch weniger unwichtiges Detail ist die Musik bzw. der Ton des Films. Durch kleine musikalische Einlagen der Schauspieler und dezent eingesetzte Hintergrundvertonung wird die Stimmung zudem in den richtigen Momenten angehoben.
Auch die typischen Elemente eines US-Westerns, beispielsweise brutale Indianer, intensive Schießereien, emsige Goldgräber, verruchte Banditen und gutgläubige Siedler haben ihren Weg in dieses Werk gefunden. Die Regie ist insgesamt stimmig, gut fokussiert und sehr konzentriert. Es ist ein wunderbares Western-Comeback der Coens nach Filmen wie Inside Llewyn Davis (2013) und Hail, Caesar! (2016).
Durch The Ballad of Buster Scruggs zeigen sie abermals ihr besonderes Talent als kreative Geschichtenschreiber und als namhafte Hollywood-Regisseure. Für Fans des Genres und besonders für Fans der Coens ist der Film definitiv ein absolutes Muss. Schließlich ist The Ballad of Buster Scruggs ein schöner, fieser und abwechslungsreicher Film der Coen-Brüder, die zu Teilen zu alter Bestform auflaufen.



