Ip Man (2008) | Filmkritik

Ip Man

1930: Die Stadt Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong ist der Dreh- und Angelpunkt für chinesische Kampfkünste. Viele verschiedene Schulen unterrichten ihre Schüler und fordern sich untereinander zu Kämpfen heraus. Obwohl der Wing Chun Meister Ip Man der bemerkenswerteste Kampfsportler in Foshan ist, lebt er sehr bescheiden und hält sich mit seiner Familie aus dem meisten Trubel heraus. Als unabhängiger, reicher Mann hat er kein Interesse eine Kampfschule zu eröffnen und verbringt seine Zeit mit seinem eigenem Training oder trifft sich mit anderen Meistern der Kampfkunst. Da Ip Man viel Zeit damit verbringt mit seinen Freunden und Kollegen über Kampfkünste zu diskutieren, ist seine Frau oft unbeherrscht und verlangt von Ip Man mehr Interesse an seiner Familie. Seine eigene Kampfkunst präsentiert er nur wenigen hinter verschlossenen Türen.

Als im Jahr 1937 die japanische Invasion bis nach Foshan vordringt, verschlechtert sich das Leben aller Einwohner. Ip Mans Haus wird von den Japanern zum Hauptquartier umfunktioniert und er wird zusammen mit seiner Familie in eine schäbige Baracke umgesiedelt. Um seine Familie zu unterstützen nimmt Ip Man sogar die Arbeit in einem Kohlebergwerk an. Der japanische Generell Miura, der ein Meister des japanischen Karate ist, besitzt eine Sportarena, in der sich chinesische Kampfkünstler mit seinem Militär konkurrieren. Die Chinesen können sich dabei einen Sack Reis für jeden besiegten, japanischen Gegner verdienen. Als bei einem dieser Kämpfe ein alter Freund von Ip Man verschwindet, meldet sich dieser persönlich für die Kämpfe an. Nachdem er dort Zeuge wird wie ein Landsmann nach einem verlorenem Kampf erschossen wird, betritt Ip Man den Ring und fordert sofort zehn Gegner zum Kampf auf. Durch Zorn und Wut getrieben besiegt er diese Truppe ohne Probleme und weckt dadurch das Interesse von Generell Miura, welcher nun persönlich gegen Ip Man kämpfen will. Um dies zu erreichen, scheut er auch nicht davor zurück Ip Mans Familie zu bedrohen.

Das Leben des Großmeisters der chinesischen Kampfkunst Wing Chun, Yip Man, welcher stets als ruhiger, immer gut gekleideter Mensch beschrieben wird, ist genauso faszinierenden wie sein Kampfstil. Nachdem er einige Jahre als Ermittler für die Polizei in Südchina arbeitete, zog es Yip Man nach Hong Kong, wo er eine Wing-Chun-Schule in einem Hinterzimmer der Kowloon Restaurant Association eröffnete. Zu seinen bekanntesten Schülern gehörte der sino-amerikanische Schauspieler und Kampfkünstler Bruce Lee, welcher von 1953 bis 1959 bei ihm in der Ausbildung war. Im Jahr 2008 wurde nun in Hongkong ein Spielfilm über das Leben von Yip Man gedreht, welcher dessen Zeit in seinem Geburtsort Foshan behandelt. Die Geschichte wird dabei stark von den Ereignissen des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges beeinflusst.

Für die Hauptrolle des Großmeisters Yip Man wurde der chinesische Schauspieler Donnie Yen gecastet. Dieser dürfte selbst dem Zuschauer im Westen durch seine Rollen in Filmen wie Blade II, Hero oder Shanghai Knights bekannt sein. Nun schlüpfte er in die Rolle des legendären Wing Chun-Meisters, welcher von 1893 bis 1972 lebte. Donnie Yen schafft es dabei glaubhaft die verschiedenen Stationen aus Yip Mans Leben darzustellen. Den Wandel von einem geduldig Familienvater zu einem zornigen Opfer des Krieges vermittelt er ohne Probleme. Vorteilhaft ist zudem, dass Donnie Yen von seiner Mutter, welche Großmeisterin ist, bereits in Jugendjahren die Kampfkünste Wushu und Tai Chi lernte und sich bis zu seiner Filmkarriere in weiteren Künsten ausbilden ließ. Dadurch schafft es der Film atemberaubende, waffenlose Kampfszenen zu kreieren, welche in jeder Aufnahme überwältigend und doch realistisch wirken. Diese Kämpfe verdanken wir dabei dem chinesischen Schauspieler und Regisseur Sammo Hung, welcher in der Vergangenheit bereits Kämpfe für Bruce Lee, King Hu, Jackie Chan und John Woo choreographierte.

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Neben den zahlreichen Kampfszenen vermittelt Ip Man jedoch auch das Bild eines Familienvaters, welcher sich zwischen seinen Kampfkünsten und seiner Familie entscheiden muss. Seine Wandlung zum liebenden Vater wird dabei besonders durch die Entwicklung vom reichen Bürger zur in Armut lebenden Person deutlich. Wie das gesamte Dorf lebt nach dem Krieg auch seine Familie am Existenzminimum. Die einst vollen Straßen entwickeln sich zu leer gefegten Gassen, mit fast verhungerten Menschen und Flaggen der japanischen Invasoren.

Als Antagonist des Films dient das japanische Militär, dessen Grausamkeiten in dem Charakter des Generell Miura widergespiegelt werden. In diesem Zusammenhang könnte man die Tatsache bemängeln, dass Ip Man vielleicht zu stark heroisiert wird, wobei er das Verständnis der Kampfkünste durch die Japaner bemängelt, welche die Künste rein für ihre rohe Gewalt ausnutzen und den weiteren Aspekten der Künste keine Aufmerksamkeit schenken. Dieses kleine Manko schadet dem Film in seiner Gesamtheit jedoch nicht, denn Ip Man ist ein bewundernswertes Biopic über einen Mann, welcher die Welt des Kung Fu prägend veränderte.

Regie: Wilson Yip
Drehbuch: Edmond Wong
Musik: Kenji Kawai
Schauspieler: Donnie Yen, Simon Yam, Lynn Hung, Hiroyuki Ikeuchi, Gordon Lam Ka-tung, Fan Siu-wong

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