Avengers: Infinity War (2018) | Filmkritik

Der Titan Thanos (Josh Brolin) befindet sich auf der Suche nach den sechs Infinity Steinen. Diese entstanden mit dem Urknall und stehen jeweils für verschiedene Aspekte des Universums. Zusammengesetzt sind sie die mächtigste Kraft im Universum, welche mit Hilfe des Infinity Gauntlet von nur wenigen Lebewesen kontrolliert werden kann. In den Händen Thanos‘ könnte dies das Ende der alten Ordnung bedeuten.

Er plant der Überbevölkerung des Universums entgegenzuwirken, indem er die Hälfte jeder Spezies vernichtet. Bereits in seinem Besitz befinden sich zwei Infinity Steine und auch die anderen sind schon zum Greifen nahe. Er attackiert das Raumschiff Thors (Chris Hemsworth) und überwältigt Loki, um einen weiteren Infinity Stein zu bekommen. Der mitreisende Passagier Hulk (Mark Ruffalo) kann in letzter Sekunde mit der Hilfe von Heimdall (Idris Elba) auf die Erde fliehen.

Dort berichtet er Doctor Strange und Iron Man, dass Thanos in Kürze die Erde erreichen wir, denn dort befinden sich derzeit zwei weitere Infinity Steine. Der Stein der Zeit ist im Besitz von Doctor Strange und der Gedankenstein in den Händen von Vision (Paul Bettany), der sich in ein Exil begeben hat.

Die Zukunft der Galaxis liegt abermals in den Händen der Avengers, die sich zusammenraufen und einen scheinbar unbesiegbaren Gegner bezwingen müssen.

Avengers : Infinity War ist der dritte Teil der Avengers-Reihe und der insgesamt 19. Teil des Marvel Cinematic Universe, welches vor 10 Jahren mit dem Film Iron Man startete. Die Regie übernahmen wie bereits bei The Return of the First Avenger und The First Avenger: Civil War die Russo-Brüder. Das Drehbuch wurde offiziell von Christopher Markus und Stephen McFeely verfasst, wobei noch eine Vielzahl weiterer Autoren an dem Film beteiligt war.

Die Erwartungshaltung war, gemessen an den bisherigen Filmen des Marvel Cinematic Universe, eher mittelmäßig, da fast alle vorherigen 18 Filme die gleichen Probleme und eine standardisierte Strategie verfolgten. Dennoch ist das Aufeinandertreffen von diesem Übermaß an Comic-Charakteren mit Spannung zu erwarten gewesen. Nach zweieinhalb Stunden ist das Urteil allerdings deutlich unausgeglichener, als bei allen vorherigen Marvel-Filmen. Problematisch dabei vor allem, dass das Werk als erster von zwei Teil angesehen werden muss und ein finales Fazit somit erst 2019 möglich sein wird.

Die vielen Charaktere werden wie in einer Serie oder einem Episodenfilm gezeichnet, sodass kein gemeinsamer Handlungsfluss entstehen kann. Positiv ist jedoch vorweg anzumerken, dass viele Figuren ihre Momente bekommen. Einige Figuren allerdings bekommen diesen nicht und müssen lediglich als Platzhalter herhalten. Vergleichbar mit Civil War ist die Vielzahl von Akteuren ein Problem des Films, welches die Tiefe raubt.

Allerdings konzentrierte sich Civil War noch auf die richtigen Momente, was bei Infinity War abschließend nicht mehr behauptet werden kann. Die Story wirkt abgeschnitten und eine einheitliche Struktur ist nicht erkennbar.

Des Weiteren sind die Dialoge überraschend schwach und weitere Drehbuchschwächen sorgen für einen Verwurf von erstaunlicherweise vorhandenen, emotionalen Momenten, die bisherige Marvel Filme vermissen ließen. Jegliche Gefühle, die ein Zuschauer vielleicht anhand einiger Situationen entwickelt, werden durch die für Marvel-Filme typischen Gags wieder verworfen und zur Nebensächlichkeit erklärt. Der Versuch einer dunklen Stimmung wie bei Christopher Nolans Batman-Trilogie scheitert kläglich.

Fraglich ist hierbei, ob diese mangelnde Ernsthaftigkeit weiter ein zentraler Bestandteil von Comic-Verfilmungen sein sollte. Viele Szenen haben gezeigt, dass eine Balance zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit möglich ist. Dennoch schafft es Avengers: Infinity War nicht der Spirale aus platten Witzen und oberflächlichen Dialogen zu entkommen. Aber anscheinend wird diese Kopf-Aus-Unterhaltung ja von der Masse gewollt.

Die größten Stars des Infinity War sind die Guardians of the Galaxy, die hier zwar wieder einmal überzeugen können, aber in ihren Sequenzen etwas sehr flach dargestellt werden. Außerdem ist der schauspielerische Aspekt des Films stark zu kritisieren. Namhafte Hollywood-Schauspieler müssen ihren Figuren anhand von hölzernen Dialogen und teilweise viel zu kurzen Momenten Leben einhauchen. Dies gelingt im Großen und Ganzen nicht, ohne die vorhergegangen Solo-Ableger des MCU gesehen und in Erinnerung zu haben.

Lediglich Josh Brolin kann sich als mächtiger Thanos beweisen, indem er seiner Figur Lebendigkeit verschafft und endlich mal ein Bösewicht mit Hintergrund ist, der zu überzeugen weiß. Er ist zwar kaum zu durchschauen aber hebt sich deutlichst von den eindimensionalen Bösewichten ab, welche einem sonst aufgetischt werden.

Insgesamt ist Avengers: Infinity War ein unkonzentrierter Versuch, dem Überdruss von Comic-Helden ein letztes, würdiges Aufeinandertreffen zu gewähren und gleichzeitig eine neue Generation der Marvel-Helden in den Vordergrund zu spielen. Trotz überraschenden Emotionen, dem erwarteten Effekt-Spektakel und düsteren Aussichten folgt der Film seinen guten Ansätzen nicht mit absoluter Konsequenz und kann den Zusatz „standardisiertes Kino“ der Marvel-Filme keinesfalls abwerfen.

Bewertung

Trailer

Informationen
Avengers: Infinity War | 26. April 2018 (Deutschland) 8.4

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