Love Steaks (2013) | Filmkritik

Love Steaks

Der ruhige und schüchterne Clemens (Franz Rogowski) arbeitet als Masseur in einem Luxus-Hotel. Er schläft auf einer Matratze in einem Abstellraum und wird jeden Morgen von dem Waschpersonal geweckt.

Eines Abends lernt er die Köche des Hauses kennen, die ihren Feierabend in dem Schwimmbad des Hotels genießen. Köchin Lara (Lana Cooper) ist ganz im Gegensatz zu Clemens ein emotionaler und extrovertierter Mensch. Trotz der unterschiedlichen Einstellungen zum Leben kommen sich die beiden Hotelangestellten schnell näher.

Doch Lara ist keineswegs nur eine Frohnatur. Während ihrer Arbeitszeit ist sie ständigem Druck ausgesetzt und ertrinkt ihren Stress im Alkohol. Auf dem Weg nach Hause wird sie eines Tages von der Polizei angehalten und wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen.

Bei der Arbeit zieht sie sich mit Clemens an einem stillen Ort zurück und offenbart ihm ihr Problem. Doch die frisch verliebten werden von dem Concierge (Ralf Winter) bei ihrer spontanen Auszeit erwischt und ermahnt, sich mehr um ihre Arbeit zu kümmern. Clemens befindet sich noch in seiner Probezeit und willigt ein, dass er sich mehr auf die Arbeit konzentrieren werde. Lara betrinkt sich unterdessen weiter während Clemens es sich zur Aufgabe macht Lara von ihrer Sucht loszureißen.

Love Steaks ist ein deutscher Film aus dem Jahre 2013, welcher unter der Regie von Jakob Lass, der hiermit gleichzeitig sein Debüt abliefert, realisiert wurde. Die Story scheint kaum aus gewohnten Mustern auszubrechen und die Charaktere wirken augenscheinlich gewöhnlich in ihren Aktionen. Allerdings werden beide Punkte im Laufe des Films auf den Kopf gestellt.

Es ist eine große Überraschung und ein großes Stück Kino, was Regisseur Lass hier inszeniert. Getragen von zwei unglaublich talentierten deutschen Schauspielern entwickelt sich ein überraschend witziger, lockerer und trauriger Film über zwei junge Menschen, die sich ihre Rolle in der Gesellschaft mit harten Mitteln erkämpfen müssen.

Hauptdarsteller Franz Rogowski, bekannt aus Victoria (2015), spielt die Figur Clemens durchweg glaubhaft und unkontrolliert, geschuldet einer aufopfernden Inszenierung und einer großartigen Darbietung seiner Künste. Der Regisseur hat den beiden Hauptrollen viele Freiräume geschaffen und größtenteils auf vorgegebene Dialoge verzichtet. Dies ist vor allem darn spürbar, wenn die Hauptfiguren flüssig, ungehemmt und offen miteinander sprechen.

Es wirkt alles überaus realitätsnah und nicht filmisch inszeniert. Des Weiteren ist Clemens eine sehr sympathische Filmfigur. Direkt nach den ersten Minuten des Films ist er derart sympathisch, dass man das Hotelmanagement direkt für die Ausnutzung dieses gutmütigen Menschen verachtet. Er lispelt, ist sich oft unsicher und kann sich vor anderen kaum behaupten. Diese zurückhaltende Interpretation der Rolle wurde durch den Schauspieler Rogowski ideal ausgeführt.

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Sein weibliches Pendant, Lana Cooper, spielt eine gegensätzliche Rolle. Eine junge Frau, die als Köchin in einem stressigen Arbeitsumfeld lebt und sich deshalb bei der Arbeit betrinkt. Sie ist selbstbewusst, offen und gefühlvoll. Cooper spielt sehr losgelöst und bietet ebenfalls eine starke Vorstellung an. Sie ist ebenfalls immer glaubwürdig in ihren Aktionen und ihre Figur stellt eine Mischung aus Witz, Verlorenheit und Frust dar.

Die Chemie zwischen beiden ist bemerkenswert, da sie sich durch unterschiedliche Charaktereigenschaften wunderbar ergänzen. Selten konnte man einen deutschen Film sehen, in dem die zwei Hauptrollen so gut besetzt waren. Neben diesem Höhepunkt des Films ist die minimalistische Story, die die berufliche Zukunft zweier junger Menschen darstellt, stark.

Die Handlung ist zwar sehr in einem kleinen Rahmen gehalten und teilweise etwas wiederholend, aber durch diese Enge entsteht eine gewisse Wirkung, welche insbesondere von der guten Kameraarbeit profitiert. Denn für die beiden Hauptfiguren gibt es in ihrem Leben fast nur den Job und sonst nichts.

Falls mit einer Lupe nach potenziellen Schwächen gesucht wird, könnte man anmerken, dass einige Stellen zu träumerisch interpretiert sind. In diesen entsteht ein leichter und kurzer Leerlauf, der dennoch das gelungene Erzähltempo nie stört, da es ideal auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnitten ist. Außerdem ist die Wahl des Luxus-Hotels an einem Strand grandios, da der schöne Gegensatz der hart arbeitenden Mitarbeiter somit stärker zum Tragen kommt.

Der Luxus scheint nur für die Gäste zu sein und weniger für die Mitarbeiter des Hotels. Des Weiteren ist die gesellschaftliche Situation, die hier thematisiert wird, ein aktuelles Thema. In einer Leistungsgesellschaft muss jeder seinen Betrag leisten, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Die beiden Figuren Lara und Clemens geben ihr bestes, um beruflich voranzukommen. Allerdings sind beide ebenfalls jung und unerfahren. Es ist bitter und emotional zugleich diese beiden Figuren anzufeuern.

Insgesamt ist Love Steaks ein deutscher Überraschungshit, der dank einer kreativen Regie, einem guten Setting und vor allem aufgrund zweier sympathischer Figuren unbedingt anzusehen ist.

Bewertung

Trailer

Informationen
Love Steaks | 27. März 2014 (Deutschland) 6.1

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