Molly’s Game: Alles auf eine Karte (2017) | Filmkritik

Molly's Game: Alles auf eine Karte

Molly Bloom (Jessica Chastain) ist eine ambitionierte Skifahrerin und träumt von einer Olympischen Medaille. Allerdings muss sie ihre Karriere sowie ihren Traum nach einem schweren Sturz und erlittener Rückenverletzung frühzeitig begraben.

Sie wagt einen Neuanfang in Los Angeles und hält sich zunächst mit kleinen Aushilfsjobs über Wasser. Auf einer Party wird sie von Dean (Jeremy Strong) angesprochen, ob sie als seine Assistentin Pokerabende leiten möchte. Sie willigt ein und lernt prominente Schauspieler, Unternehmer und Sportler kennen. Schnell taucht sie in die illegale Welt der Karten ein!

Die meisten der Teilnehmer sind Zocker, die den perfekten Adrenalin-Kick suchen. Molly erhöht die Einsätze am Tisch und veranstaltet mittlerweile eigene Pokerrunden. Dies schafft sie jedoch nur dank der netten Unterstützung von Spieler X (Michael Cera), der scheinbar andere Ziele verfolgt als die gewöhnlichen Glücksspieler.

Als Molly eines Nachts von schwer bewaffneten FBI-Agenten festgenommen wird, bedeutet dies das Ende ihrer kriminellen Karriere. Doch sie setzt alles auf eine Karte.

Molly’s Game: Alles auf eine Karte ist das seit Langem erwartete Regiedebüt von Oscar-Preisträger Aaron Sorkin, der die Drehbücher für namhafte Filme, unter anderem The Social Network (2010), Die Kunst zu gewinnen – Moneyball (2011) und Steve Jobs (2015), verfasste.

Bei seinem neuesten Werk war er nun erstmals für Drehbuch und Regie verantwortlich. Vorweg sei gesagt, dass Molly’s Game ein außerordentlich mitreißender, schlagfertiger und anspruchsvoller Film ist, der durch ein fantastisches Drehbuch mit zauberhaften Dialogsequenzen hervorsticht und alleine deshalb wärmstens zu empfehlen ist.

Die wahre Geschichte einer ehemaligen Skifahrerin, die nach Los Angeles zieht und einen persönlichen Neuanfang wagt, wird mit einem Ausflug in die von Macht dominierte Seite Los Angeles veranschaulicht. Bei den abendlichen Pokerrunden treffen sich die bekanntesten Gesichter Amerikas und Molly Bloom scheint ahnungslos zu sein, welche Rolle sie als Leiterin der Runde eigentlich inne hat.

Aaron Sorkins Drehbücher spielen oft mit der Frage nach Autorität, Macht und Reichtum. In diesem Film wird eine vielschichtige und breite Geschichte erzählt, die unterhaltsam und unüblich inszeniert wird. Sorkin legt aus guten Gründen viel Wert auf messerscharfe Dialoge, die einen elementar wichtigen Bestandteil des Films darstellen. Der Zuschauer wird hierbei aufgefordert aufzupassen und hat kaum Möglichkeiten zu entspannen. Bei einer Gesamtdauer von 140 Minuten ist dies teilweise etwas schwer, da die Kraft der Dialoge unfassbar stark ist und nie an Vielschichtigkeit verliert.

Einzig bei Passagen, während denen der Spannungsaufbau leicht abnimmt und die Figuren im Film eher ruhig auftreten, kann sich der Zuschauer für einen kleinen Moment in seinem Sitz zurücklehnen und wieder auf die nächste Flutwelle der Wortgefechte lauern.

Sorkins erste Regiearbeit ist durchaus gelungen, da er durch eine hohe Konzentration die starken Momente herauskitzelt. Außerdem begleitet den Film ein angenehmer Schnitt, welcher die Worte perfekt mit Ereignissen anpasst und eine unterhaltsame Inszenierung fördert. Neben diesen meisterhaften Arbeiten überzeugen auch die Darsteller Jessica Chastain und Idris Elba.

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Jessica Chastain spielt wie schon in Die Erfindung der Wahrheit (2016) eine harte Frau, die ihre innere Gebrochenheit nie nach außen hin zeigen möchte. Sie ist glaubwürdig, gut besetzt und sehr kraftvoll. Ihre Präsenz ist essentiell für den Erfolg des Filmes, da sie die Gefühle der Protagonistin überzeugend darbietet und in jeder Szene Präsenz ausstrahlt.

Ihr männlicher Schauspielkollege Idris Elba liefert in der Rolle ihres Anwalts ebenfalls eine durchweg überzeugende Rolle ab. Besonders in zwei Sequenzen zeigt er durch eine charismatische und intensive Interpretation seiner Rolle sein gesamtes schauspielerisches Vermögen.

Besonders sympathisch an Molly’s Game ist seine Konzentration auf die grundlegenden Eigenschaften des Filmschaffens: eine gute Besetzung, ein starkes Drehbuch und eine konzentriert geführte Regie. Über die komplette Laufzeit kommt der Film ohne weltbewegende Ereignisse, Verfolgungsjagden oder Spezialeffekte aus und dies ist in der heutigen Zeit ohne Zweifel eine hohe Kunst.

Teilweise erinnert der Film an die Filme Casino (1995) von Martin Scorsese und The Big Short (2015) von Adam McKay. Mit der berühmten Lupe betrachtet, könnte man das zu kitschige Ende kritisieren. Es passt nicht komplett zu den vorhergegangen Ereignissen, lässt den Film trotz alledem zu einem befriedigenden Ende kommen.

Für Menschen, die intensive und berieselnde Unterhaltung lieben und ihren Kopf auf Durchzug stellen wollen, ist dieser Film nicht geeignet, da er schon eine hohe Aufmerksamkeitsgabe beansprucht. Für anspruchsvolleres Publikum ist Molly’s Game: Alles auf eine Karte ein intelligenter, spannender und kreativer Film über eine Pokerrunde, die von Macht und Gier geprägt ist. Die überragende Jessica Chastain und die scharfen Dialoge machen den Film zu einem Must-See des Jahres 2017.

Cast & Crew

Regie: Aaron Sorkin
Drehbuch: Aaron Sorkin
Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O’Dowd, Bill Camp

Bewertung

Trailer

Informationen
Molly's Game: Alles auf eine Karte | 8. März 2018 (Deutschland) 7.4
Regisseur: Aaron SorkinDrehbuchautor: Aaron Sorkin, Molly BloomDarsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin CostnerHandlung:

Fotos


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Bildrechte: 20th Century Fox/Universum Film

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