Der 11. September 2001 ist einer der tragischsten und gleichzeitig wichtigsten Ereignisse der Moderne. Der Tag veränderte nicht nur den Blick auf vieles, was international in der Welt passierte, startete tausende von Verschwörungstheorien und öffnete vielen Menschen die Augen bezüglich eines Konfliktes, der sonst so fern schien. Der Tag ist nach dem Fall der Berliner Mauer einer der großen „Wo warst du als“ Momente.
Natürlich ist dieser Tag bis heute nicht vergessen und die Erzählungen rund um den Fall der Türme und die Konsequenzen, die der Anschlag mit sich brachte, sind wahrscheinlich unzählbar. Da scheint es fast erschreckend, dass eben eine der wichtigsten Geschichten rund um die Gegenoffensive der US-Amerikaner in Afghanistan so lange auf sich warten ließ.
Die Geschichte der berittenen Truppe, die mit einer der ersten Sabotage-Aktionen gegen die Taliban beauftragt wurde, wird im Jahre 2018 mit Operation: 12 Strong auf der großen Leinwand erzählt. Der Zeitpunkt mag wahllos wirken, gleichzeitig ist es eine Geschichte, die zeitlos ist.
Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth) hatte seinen aktiven Posten im Militär eigentlich aufgegeben. Er blickt auf mehr Zeit mit seiner Familie und einem verhältnismäßig langweiligen Bürojob entgegen. Mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York ändert sich jedoch alles schlagartig.
Nelson kontaktiert umgehend seinen Vorgesetzten Lieutenant Bowers (Rob Riggle). Er will seine alte Spezialeinheit zusammenraufen (unter anderem Michael Shannon und Michael Pena), um direkt in Afghanistan eine Gegenattacke starten. Nach einem emotionalen Abschied von ihren Familien schreitet die zwölf Mann-starke Truppe in den Kampf und der relativ junge Nelson schafft es sogar, trotz anfänglicher Skepsis, Colonel Mulholland (William Fichtner) zu überzeugen: seine Einheit darf den Einsatz starten.
Sie werden direkt in die feindliche Zone geschickt. Und Sie sind die erste Offensive, die das Attentat auf die USA rächen soll.
Was zu Anfang wie ein ganz normaler Kriegsfilm beginnt, entwickelt sich bald zu einem kritischen Blick hinter die Kulissen der Afghanistan-Offensive, in welcher die US-Amerikaner gezwungen sind mit lokalen Warlords zusammenzuarbeiten. Diese sind natürlich auch an dem Kampf gegen die Taliban und Al Qaeda interessiert, nicht aber aus Rachegelüsten, sondern Eigeninteressen wie der Rückeroberung des eigenen Landes oder schlicht Reichtum.
Die Intrigen der US-Amerikaner und ihre seltsamen Machenschaften hinter den Kulissen werden zwar angesprochen, meist bleibt der Film aber relativ oberflächlich in seiner Kritik. Dabei ist der oft zur Schau getragene Patriotismus hier bei Weitem nicht so offensiv und offensichtlich wie in so manchem Michael Bay-Film. Wer aber einen U.S. Army-kritischen Antikriegsfilm erwartet, wird trotzdem enttäuscht. Der Tenor ist weiterhin: „Die Amerikaner sind die Weltpolizei! Es ist ihre Aufgabe unsere Konflikte für uns zu lösen. Sie sind die Guten!“
Operation: 12 Strong ist zwar das Regiedebüt für Nicolai Fuglsig, auf dem Produzentenstuhl sitzt mit Jerry Bruckheimer jedoch definitiv kein neues Gesicht. Dies ist an dem Explosions- und Actionbudget des Films erkennbar. Aber genau hier wirkt der Film an einigen Stellen verwirrend. Es explodiert viel und es explodiert groß aber vor allem in größeren Schlachten arbeitet der Film in einem Bild mit offensichtlichen CGI-Explosionen gleichzeitig mit realen Effekten. Dieser Stilbruch nimmt den Zuschauer beizeiten etwas aus dem Geschehen. Nicht weil die Effekte schlecht sind, sondern weil die Verbindung beider häufig nicht funktioniert.
Bildlich gesehen ist Operation – 12 Strong aber äußerst interessant. Dialoge und Szene in Räumen mögen so banal und einfach geschossen sein wie in jedem anderen x-beliebigen Film, doch die Außenaufnahmen und einige spannende Feuergefechte sind stark und bildgewaltig in Szene gesetzt. Häufig wirken diese Gefechte zwar unübersichtlich und chaotisch, aber dies sei dem Film aufgrund seiner bei Zeiten sehr real wirkenden Atmosphäre verziehen. Dabei wirken die Kämpfe häufig nicht kalkuliert, sondern wild und ungezähmt. Das rasche Bild unterstützt dieses Gefühl zudem noch.
Chris Hemsworth (Thor) ist wahrscheinlich Australiens bester Schauspieler-Export des letzten Jahrzehnts. Vielleicht ist er noch nicht an dem Punkt eines Hugh Jackman angelangt, doch sein unweigerlicher Charme, sein attraktives Aussehen und sein Comedy Timing verschafften dem ältesten der drei Hemsworth Brüder in den letzten Jahren einen Rundumschlag an Rollen. Nach seinem Kurzauftritt als Captain Kirks Vater George in Star Trek (2009) in seiner Hollywood-Debütrolle, verhalf vor allem das Marvel Universum dem Australier zu neuen Weiten.
Doch als Vorzeige-Amerikaner an der Front der Einsatztruppe wirkt er doch etwas deplatziert. Freilich wird nicht jeder Kinogänger wissen, dass Hemsworth kein gebürtiger US-Amerikaner ist. Die Casting Entscheidung sollte deswegen hier nicht als Kritik gesehen werden. Dennoch wirkt er einfach etwas verloren neben Michael Shannon (Shape of Water), der ihn mit seiner Kälte doch etwas in den Schatten stellt.
Insgesamt ist Operation – 12 Strong solides Popcorn-Kino und bestimmt für viele US-Amerikaner eine wichtige, patriotische Erzählung. Doch abseits dieser Mentalität kann man dem Film höchstwahrscheinlich nicht zu viel abgewinnen. Die einzelnen Charaktere sind nicht emotional genug erzählt, um eine tatsächliche Bindung zu entwickeln, der Film ist nicht brutal genug, um wirklich zu schocken und der Zuschauer verliert sich nie wirklich in den Kampf ums Überleben und fiebert mit den Soldaten, wie es in anderen Filmen der Fall ist.
Zu viele Klischees und simple Dialoge halten den Film davon ab wirklich sein volles Potenzial auszuschöpfen. Wer Interesse an dem Konflikt in Afghanistan hat und einen interessanten Film über einen eigentlich verfluchten Einsatz sehen will, dem kann Operation: 12 Strong ans Herz gelegt werden. Wer aber einen emotionalen, komplexen Film über die Männer, die eben hinter dieser realen Geschichte standen, sehen will, bleibt hier leider auf der Strecke.
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