Begabt – Die Gleichung eines Lebens (2017) | Filmkritik

Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Die siebenjährige Mary (McKenna Grace) lebt gemeinsam mit ihrem Onkel Frank (Chris Evans) und einem einäugigen Kater in einer kleinen Wohnung. Ihre Mutter hat kurz nach ihrer Geburt Selbstmord begangen und ihr Vater kann kein Interesse für sie aufbringen.

In der Schule wird sie eines Tages von ihrer Mathematik-Lehrerin nach einer kniffligen Rechnung gefragt, die im Kopf schwer auszurechnen ist. Mary sagt der Lehrerin kurzerhand das richtige Ergebnis und ihre Lehrerin erkennt sofort ihr mathematisches Talent.

© 20th Century Fox

Zuhause möchte ihr Ziehvater Frank jedoch nichts von ihrer Begabung wissen. Er möchte, dass sie ein normales Leben führen kann und soziale Kontakte knüpft. Seine Erziehung wird jedoch scharf von seiner eigenen Mutter Evelyn (Lindsay Duncan) kritisiert, die ihre Enkelin fördern möchte.

Es entwickelt sich ein Kampf um Talent und Freiheit, welcher in einem Gerichtsverfahren ausgetragen wird. Doch welcher Weg ist für die kleine Mary der richtige?

Begabt – Die Gleichung eines Lebens (Originaltitel: Gifted) ist ein US-amerikanisches Drama aus dem Jahre 2017. Die Regie übernahm Marc Webb, der zuvor The Amazing Spider-Man und 500 Days of Summer inszenierte. Inhaltlich ist der zahlenlastige Film mit Werken wie Good Will Hunting und A Beatiful Mind zu vergleichen, was dem Film jedoch nicht zuspricht.

Gemessen an diesen namhaften Werken fällt er deutlich ab und kann kaum eine emotionale Tiefe erzeugen. Die Thematik eines hochbegabten Kindes und die daraus folgende Förderung sind für diesen 101-minütigen Spielfilm zu dünn. Dies ist an einigen Passagen besonders deutlich zu spüren, wenn unnötig Zeit vergeudet wird und kaum Handlungsfortschritt entsteht.

© 20th Century Fox

Die Installation netter und passender Nebenhandlungen hätte dem wohl entgegengewirkt und dem Gesamtwerk etwas mehr Fläche angeboten. Leider gibt es insgesamt einfach wenig Unterhaltsames in diesem Film. Die Rahmenhandlung wird auch zu schnell entwickelt, sodass es zu einem nur angeschnittenen Versuch der Begabtenförderung kommt.

Folglich entwickelt sich keine strikte Handlung und die Figuren bleiben größtenteils blass. Chris Evans, bekannt durch seine Verkörperung von Captain America: The First Avenger, kann nicht vollends als Marys Onkel überzeugen. Er schauspielert sehr zahm und hat kaum emotionale Bandbreite.

Über die gesamte Spielzeit ist er größtenteils damit beschäftigt angestrengt in die Kamera zu sehen, um seiner Figur ein scheinbar unsicheres Gesicht zu verpassen. Dieses Gesicht verändert sich jedoch in dem Film so gut wie gar nicht, sodass seine Interpretation des Onkels Frank als Fehlbesetzung zu bezeichnen ist. Seine Figur wird zudem durch die Jungdarstellerin McKenna Grace weiter in den Hintergrund verlegt, die mehr Emotionen zeigt, jedoch auch zu kurz kommt.

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Lediglich Lindsay Duncan als Marys Großmutter Evelyn scheint eine gelungene Besetzung. Ihr Bestreben nach mathematischer Genialität und die direkte Art der Figur wirken glaubwürdig. Beispielsweise hat sie mehrere intensive Szenen, wovon eine die beste Sequenz der gesamten Spieldauer ist.

Abseits davon schafft es Regisseur Webb nicht seinen Rollen die benötigte Tiefe zu geben. Er entwickelt auch keinen stimmigen Film, da besonders die letzten 30 Minuten zu uneins wirken. Selbst für besorgte Eltern, die sich unbewusst sind, ob ihr eigenes Kind eine Begabtenförderung erhalten sollte, ist dieser Film nicht hilfreich. Es werden zwar die Kernargumente für oder gegen eine Förderung geliefert, aber mehr auch nicht.

Die Thematik bleibt unausgegoren und unterentwickelt. Für einen ruhigen Filmabend, wo eine kleine und unbedeutende Geschichte erzählt wird, dürfte der Film vielleicht ausreichen. Sympathisch ist, dass er sich einem auf dem ersten Blick winzigen Thema widmet, welches für die Erziehung beziehungsweise Entwicklung eines Kindes jedoch sehr wichtig sein kann.

Dennoch erzählt der Film wenig Neues und gerät dabei zudem erheblich ins Stocken. Insgesamt ist Begabt ein oberflächlich inszenierter Film über Begabtenförderung, der seinen großen Vorbildern nicht ansatzweise das Wasser reichen kann.

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Bildrechte: 20th Century Fox

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