Trolls (2016) | Filmkritik

Wer kennt sie nicht, die ikonisch bunten Trolls mit neonfarbigen, abstehenden Haaren, die vor allem als Sammlerstücke Beliebtheit genießen. Im vergangenen Jahr hat die berühmte Spielzeugreihe der Troll Dolls von DreamWorks einen eigenen Animationsfilm bekommen, der nun auch auf DVD und Blu-ray erschienen ist.

Die Trolls sind ein Volk von kleinen Wesen, das die ganze Zeit kuschelt, singt und tanzt – und bei alldem wahnsinnig glücklich ist. Das Volk der Bergen ist das blanke Gegenteil, sie sind viel größer und immer unglücklich. Da sie nur glücklich werden können, wenn sie einen Troll essen, haben sie einen Tag im Jahr zum Trollstag ernannt. Dann kommen alle Bergen zum Trollsbaum und essen einen Troll. Als der kleine Prinz Gristle jedoch den Babytroll Prinzessin Poppy (deutsche Stimme: Lena Meyer-Landrut) essen will, fliehen die Trolls angeführt von König Peppy (deutsche Stimme: Helmut Gauß) durch einen Fluchttunnel ins Unbekannte.

Zwanzig Jahre später haben sich die Trolls ein neues Leben aufgebaut und die pinke Poppy ist der Star, der ständig am Singen und Tanzen ist. Nur Troll Branch (deutsche Stimme: Mark Forster) ist grau und mies gelaunt. Als er seine Gruppe warnt, dass eine laute und bunte Party die Aufmerksamkeit der Bergen erregen könnte, wird er nicht ernst genommen. Und prompt stehen die Bergen vor der Tür und entführen Poppys Freunde Creek, DJ Suki, Biggie, Satin und Seide, Guy Diamond und Smidge. Daraufhin bringt die Prinzessin die restlichen Trolls in Sicherheit und macht sich gemeinsam mit Branch, den sie eigentlich nicht ausstehen kann, auf den Weg ihre Freunde zu retten.

Da bereits Barbie und G.I. Joe ausreichend Potenzial besaßen, abendfüllende Filme zu gestalten, war es nur eine Frage der Zeit, bis die süßen Spielzeugfiguren mit den langen, bunten Haaren auf der Kinoleinwand zum Leben erwachen.

Der dänische Fischer und Holzschnitzer Thomas Dam (1915–1989) ist der Erfinder der in Deutschland als Zaubertrolle bekannten Figuren, die er zu Beginn als Glücksbringer aus Holz und mit Schafwoll-Haaren schnitzte. In den 1960er Jahren gelangten die Troll Dolls in die USA und stiegen dort aus Plastik produziert schnell zu einem der beliebtesten Spielzeuge schlechthin auf. Ihre Beliebtheit dauerte bis in die 1990er Jahre an. Im April 2013 erwarb DreamWorks Chef Jeffrey Katzenberg die Rechte an den Trolls und nach einigen Unstimmigkeiten, wer die Regie übernehmen sollte, fand sich Mike Mitchell (Alvin und die Chipmunks 3, Für immer Shrek), der den Stoff als musikalische Komödie neu erfinden wollte.

Songs mit Gute-Laune-Faktor präsentiert das animierte Abenteuer am laufenden Band, denn als Spezialisten für Fröhlichkeit haben die Trolle immer ein Lied parat. Die weibliche Hauptfigur Poppy lässt keine Gelegenheit aus zu singen – auch in den unpassendsten Momenten. Die Musikauswahl ist hierbei herrlich erfrischend, sie besteht aus extra für den Film geschriebenen Liedern und Klassikern, die sich als ziemliche Ohrwürmer entpuppen.

Auch wenn in der deutschen Synchronfassung einige Lieder wie z. B. „True Colors“ sehr frei übersetzt sind, ertappt man sich doch hier und da beim Mitwippen. Die Mischung aus Klassikern und dessen Abwandlungen ist auf jeden Fall ein Argument, sich den Film auch als Erwachsener anzuschauen. Neben Justin Timberlakes „Can’t Stop the Feeling!“ steuern auch Gwen Stefani, Ariana Grande und andere große Stars fetzige Melodien zum Filmerlebnis bei.

Farblich gesehen ist Trolls eine Explosion für die Augen. Wer sich erst einmal an die knallbunten Farben gewöhnt hat, wird erschlagen von der zuckersüßen Welt aus Filz und Plüsch und Glitzerdetails. Vermeintlich normale Alltagsgegenstände, die sich auf einmal in kuriose Wattemonster verwandeln, verleihen der kuschelig gestalteten Fantasiewelt zusätzliche Überraschungsmomente.

[asa film]B01M274RG6[/asa]

Sobald man sich den Zucker aus den Augen gerieben hat und auf den Inhalt von Trolls konzentriert, merkt man jedoch schnell, dass die Handlung nicht so richtig in Schwung kommt. Auch wenn die Darstellung der Trolle und ihrer Welt äußerst süß ist und der Kontrast von Poppys und Branchs Charakteren den Zuschauer mit ein paar peppigen Dialogwitzen unterhält, so bleibt die Spannung bei allen Gesangseinlagen oft auf der Strecke.

So düster und bedrohlich die Situation für die kleinen Trolle scheint, so glaubt man sie nie wirklich in Gefahr. Hier und da eine Pause vom ständigen Gesang und der übertrieben Fröhlichkeit, die sich für den einen oder anderen Zuschauer sicherlich an der Grenze des Erträglichen bewegt, hätten dem Film rein inhaltlich mehr Pepp verliehen. An emotionaler Tiefe haben die Macher ebenfalls gespart, denn bis auf Branch, dessen Figur über ein paar mehr Gefühle als grenzenlose Glückseligkeit verfügt, sind die restlichen Trolle überwiegend austauschbar.

Zum Ende hin ist die Botschaft des Films dann doch sehr simpel gestrickt. Dennoch steckt in Mark Mitchells Verfilmung der Spielzeugreihe mit seiner farbenfrohen Gestaltung, der kreativen Musikuntermalung und dem 60er-70er-Discoära-Stil ohne Zweifel viel Liebe. Zusammengefasst ist Trolls ein optischer Knaller mit einem fetzigen Soundtrack, der mit zuckersüßen Details um sich wirft, um so (zeitweise sogar recht erfolgreich) von der eher spannungsarmen Handlung abzulenken.

Lohnenswert ist ebenfalls ein Blick in das DVD Bonus-Material. Auf der „Reise durch die Welt der Trolls“ stellt ein Sprecher den Zuschauern die Trollwelt und deren Charaktere mit speziellen Eigenschaften und Talenten näher vor. Zudem gibt es entfallene Szenen, eine Einführung in die Stop-Motion-Technik sowie ausführliche Kommentare zum Szenenbild.

Cast & Crew

Regie: Mike Mitchell
Drehbuch: Jonathan Aibel, Glenn Berger
Musik: Christophe Beck
Stimmen: Anna Kendrick, Justin Timberlake, Zooey Deschanel, Russell Brand, James Corden, Gwen Stefani
Deutsche Stimmen: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster, Friederike Walke, Nic Romm, Kerstin Sanders-Dornseif

Bewertung

Trailer

Informationen
Trolls | 20. Oktober 2016 (Deutschland) 6.4

Fotos


alle Bilder >>

Bildrechte: 20th Century Fox

Ähnliche Beiträge

The Dating Game Killer (2024) | Filmkritik

„Kung Fu Panda 4“: Hape Kerkeling im Tonstudio

Neuer fabeltastischer Trailer zu „Trolls – Gemeinsam Stark“