Die versunkene Stadt Z (2016) | Filmkritik

Die versunkene Stadt Z

Der Mensch ist zweifelsfrei ein Entdecker. Nachdem die Länder unserer Welt überwiegend kartographiert wurden und die Ozeane erkundet, folgte die Entmythologisierung des Himmels bis hin zur Landung auf dem Mond. Es gab jedoch eine Zeit, in welcher Weltkarten noch mit dunklen Flecken übersät waren und die Grenzen einiger Länder versteckt im dichten Dschungel lagen.

Im Jahr 1906 reist der britische Offizier Percival Harrison Fawcett (Charlie Hunnam) daher im Auftrag der Royal Society als Landvermesser erstmals in den Dschungel, um einen Grenzkonflikt zwischen Brasilien und Bolivien zu schlichten, der im Krieg beider Ländern ausarten könnte. Auf seiner Expedition lernt er schnell die Gefahren der Einheimischen kennen, den Hunger und Durst abseits der Zivilisation und die Angst des Scheiterns. Doch trotz all der Strapazen erwacht in ihm auch eine Leidenschaft: der Forscherdrang.

Am Ende seiner Reise findet er nicht nur die gesuchte Quelle zur Anfertigung der Landesgrenze, sondern auch Zeichen für ein zivilisiertes, fortschrittliches Volk. Wieder in der Heimat lässt er sich auf eine weitere Expedition ein, obwohl die jahrelange Abwesenheit ihm und seiner Familie enorme Opfer abverlangt. Fawcett ist jedoch überzeugt von der Existenz einer versunkenen Metropole im Regenwald des Amazonas, die er Z nennt. Seine Mitstreiter der Royal Society wollen von dieser Idee nichts wissen und bestehen darauf, dass kein altes Volk an die Intelligenz des weißen Mannes anknüpfen kann.

Getrieben von dem Drang, endlich seine mysteriöse Stadt zu finden, begibt sich Fawcett immer wieder auf die Reise in den gefährlichen Dschungel und auch die Wunden des Ersten Weltkriegs hindern ihn nicht daran endlich an sein Ziel gelangen und die Neugierde zu stillen. Doch welchen Preis muss der getriebene Forscher letztendlich dafür bezahlen?

Regisseur James Gray, der als Drehbuchautor den gleichnamigen Bestseller von David Grann nutze, erzählt in Die versunkene Stadt Z (Originaltitel: The Lost City of Z) die wahre Geschichte des Britischen Forschers Percival Fawcett, der in den 1920er Jahren im brasilianischen Dschungel spurlos verschwand und noch Jahrzehnte später romantische Fantasien beflügelte. So tragisch das Schicksal des Entdeckers war, endet auch die Filmumsetzung mit einem offenen Ende, welches zahlreiche Spekulationen anregt. Denn 141 Minuten fiebert man mit Fawcett mit und wünscht sich am Ende seines Lebens so sehr, dass er endlich seine versunkene Stadt entdeckt. Doch Regisseur Grann lässt sich hier keinesfalls auf ein romantisches Happy End ein.

Die versunkene Stadt Z
Jetzt bei amazon.de bestellen!

Die tragische Rolle des Suchenden übernimmt Charlie Hunnam, zuletzt gesehen in King Arthur: Legend of the Sword (2017), der im Film gut 20 Jahre seines Lebens damit beschäftigt ist seine verlorene Stadt zu finden. Seine Darstellung des Entdeckers ist dabei ohne Frage die größte Leistung des Films. Einzig Ex-Vampir Edward Cullen, Robert Pattinson, als ständiger Begleiter wird neben Hunnam noch etwas Leinwandzeit gegönnt, ohne jedoch dessen Präsenz zu gefährden.

Sienna Miller als wartende Ehefrau Nina Fawcett, Tom Holland als Sohn Jack Fawcett oder Angus Macfadyen in der Rolle des Mitstreiters James Murray dienen einzig als Stichwortgeber, um die Haupthandlung voranzutreiben. Die Suche des Percy Fawcett benötigt auch nicht viel mehr, denn die Geschichten im Dschungel und der Drang, die Stadt Z zu finden, wecken die Neugier des Zuschauers bereits früh und man wartet eigentlich nur darauf, dass der ambitionierte Forscher endlich in der Stadt steht und seine Lebensaufgabe abschließen kann.

Was bei der Erzählstruktur jedoch nicht wirklich optimal gelöst ist, ist die Darstellung der verstrichenen Zeit. Während sich Fawcett und seine Mitstreiter wochenlang durch die Dickichte und Flüsse des Dschungels kämpfen, ist dies teils in wenigen Minuten erzählt und als Zuschauer fragt man sich, wie die Männer so geschafft und zermürbt an ihrem Ziel ankommen. Besonders an diesen Stellen hätte man mehr der schönen Naturaufnahmen einbringen können und an anderen Ecken des Films Zeiteinsparungen vornehmen müssen, um nicht allzu lange in der Zivilisation zu verweilen.

Auch wenn Percival Fawcett zu seinen Lebzeiten wahrscheinlich niemals die versunkene Stadt Z entdecken konnte und es zahlreiche Theorien und Legenden über seinen Verleib gibt, gab es im Jahr 2005 endlichen einen spektakulären Fund. Archäologe Michael Heckenberger stieß im Dschungel auf die Überreste jener Zivilisation von deren Existenz Fawcett zu Lebzeiten so fest überzeugt war. Das wahre Leben ist dann ab und an doch einmal spannender als die Fiktion.

Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray
Musik: Christopher Spelman
Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller, Tom Holland

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

Erster Trailer zu Kevin Costners monumentalem Western-Epos „Horizon“

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers (2023) | Filmkritik

Erster Trailer zu „The Crowded Room“ mit Tom Holland & Amanda Seyfried