Immer wieder werden die Leiden des Krieges auf die große Leinwand transportiert, um eine Art Verarbeitung der Geschehnisse sowie Bewusstsein für die Grausamkeiten zu schaffen. Sei es Der Soldat James Ryan (1998), Schindlers Liste (1993) oder Gefährten (2011). Auf den Schlachtfeldern unserer Zeitgeschichte gibt es Leid und Tod, aber auch Licht und Hoffnung. Eine eben solche schonungslose wie positive Geschichte inmitten den Wirren des Krieges erzählt die wahre Geschichte Hacksaw Ridge – Die Entscheidung von Regisseur Mel Gibson.
Der Zweite Weltkrieg tobt und die Straßen Europas sind übersät mit den Leichen tapferer Soldaten. Während des Kampfes um die japanische Insel Okinawa sticht ein einzelnen Mann aus der Masse der Soldaten hervor. Desmond T. Doss (Andrew Garfield) trägt keine Waffe, und riskiert trotzdem auf dem Schlachtfeld sein Leben, um das möglichst vieler Menschen zu schützen.
Doch was anschließend als Heldentat gefeiert wird und ihm die Medal of Honor einbringt, beschert dem Verweigerer zunächst großes Misstrauen und Verachtung in den eigenen Reihen. Mit eisernem Willen und der großen Liebe in der Heimat wartend bleibt er jedoch stets seinen Prinzipien treu und rettet knapp 75 Menschen vor dem sinnlosen Tod auf dem Schlachtfeld.
Seine Geschichte beginnt jedoch weitaus früher. So setzt Hacksaw Ridge ganze 16 Jahre vorher ein und zeigt dem Zuschauer Schritt für Schritt wie Desmond zu einem Kämpfer ohne Waffe wurde!
Wenn sich Mel Gibson hinter die Kamera begibt, hat er eine Geschichte zu erzählen. Nicht immer war dies in der Vergangenheit der Fall, aber meist hat sich der Ausflug des Schauspielers gelohnt. Nach Werken wie Braveheart aus dem Jahr 1995 oder Die Passion Christi von 2004 folgt nun ein Kriegsdrama mit stark religiösem Unterton.
Der schmächtige Desmond wird dargestellt von Andrew Garfield, der im selben Jahr auch in Martin Scorseses Silence mitwirkte, das einen ebenso religiösen Bezug aufweiste. Abseits davon kennt man den US-amerikanisch-britischen Schauspieler wohl am besten aus den The Amazing Spider-Man Comicverfilungen oder dem Biopic The Social Network (2010).
Seine Leistung in Hacksaw Ridge ist jedoch seine bisher glaubwürdigste und tiefste Rolle. Er verleiht der Person Desmond Doss einen authentischen Anstrich, der einen neutralen Beobachter zu vermitteln weiß, wie es soweit kommen konnte, dass ein Mensch unbewaffnet gegen mordende Feinde in den Kampf zieht.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung war unter anderem das Verhältnis zu seinem Vater Tom Doss, der exzellent von Hugo Weaving dargestellt wird. Mit tiefsitzenden Wunden aus dem Ersten Weltkrieg präsentiert er uns eine gescheiterte Figur, die trotz Familie alleine dasteht und unaufhörlich um verlorene Freunde trauert. Eine ebenso hervorragende Darbietung zeigt uns auch Sam Worthington als Captain Jack Glover, der Desmond zunächst das Leben schwer macht, und am Ende nach einem Damaskuserlebnis das Leben so klar sieht wie nie zuvor.
Was im Anschluss folgt sind Szenen, die man seit Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan selten so verstörend und realistisch sah. Abgetrennte Gliedmaßen, schreiende und weinende Menschen, und unter all ihnen der schmächtige Desmond, der nahezu in Trance einen Verletzten nach dem anderen – egal ob Freund oder Feind – ins Leben zurückholt. Dabei murmelt er jedoch immer wieder religiöse Botschaften, die ihn motivieren niemals aufzugeben. Hier ist der Beigeschmack doch etwas extrem, da die Religion doch sehr prägnant in den Mittelpunkt gezwungen wird.
Auch wenn Hacksaw Ridge einen Mann zeigt, der ohne Waffe in den Krieg zieht, zeigt der Film keineswegs ein verschöntes Gesicht des Krieges. Blutig, dreckig und vor allem emotional ist das neueste Werk von Mel Gibson und dabei fast jede Minute sehenswert.
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Robert Schenkkan, Andrew Knight
Musik: Rupert Gregson-Williams
Darsteller: Andrew Garfield, Sam Worthington, Luke Bracey, Teresa Palmer, Hugo Weaving, Rachel Griffiths, Vince Vaughn