Kann auch der x-te Superheldenfilm der letzten Jahre noch Spaß machen? Ich (als Marvel Fan) sage: Ja, und wie! Aber eine absolute Kinoempfehlung für jeden? Das jedoch auch nicht, aber ich fange lieber von vorne an und höre mir dabei in Ruhe den erneut grandiosen Filmsoundtrack an (hier wirklich eine Empfehlung für jedermann!)
Das Science-Fiction Action Spektakel Guardians of the Galaxy Vol.1 kam 2014 in die Kinos und überraschte mit perfekt platziertem Witz und harmonischen Charakteren. Damals mussten sich die Guardians gegen den rachsüchtigen Ronan zur Wehr setzten, konnten am Ende durch ihre neu gewonnene Freundschaft obsiegen und einen der Infinity Steine vor Thanos in Sicherheit bringen. Der Film war einer der bis dato finanziell erfolgreichsten Marvel-Filme und erntete viele gute Kritiken. Besonders die lustigen Dialoge und die Musik aus den 70ern und 80ern begeisterte neben den Spezialeffekten. Bei der Fortsetzung Guardians of the Galaxy Vol. 2 im Jahre 2017 versucht Regisseur James Gunn noch einen draufzusetzen, doch kann er den Erwartungen gerecht werden?
Die Guardians kämpfen gegen das Böse in der Galaxis! Der draufgängerische Peter Quill mit dem klangvollen Beinamen Star-Lord (Chris Pratt), die kybernetisch verbesserte Ex-Meuchelmörderin Gamora (Zoe Saldana), der hyperintelligente, egoistische Waschbär Rocket (gesprochen von Bradley Cooper) und Drax (Dave Bautista), ein starker Kämpfer dessen Familie vom Titan Thanos ermordet wurde.
Das Nesthäkchen des Teams ist der kleine Baby Groot (gesprochen von Vin Diesel), ein verspieltes Baumwesen. Seit dem ersten Teil ist ein Jahr vergangen, die Guardians sind mehr denn je untereinander zerstritten und Groot sind mittlerweile wieder Beine gewachsen, während sie für das Gute im Universum kämpfen. Bei einem Ihrer Jobs: die Energiezellen der selbst-perfektionierten Rasse der Souvereigns zu verteidigen, erhalten sie als Bezahlung Gamoras Schwester Nebula (Karen Gillan), deren Kopfgeld sie einbringen wollen. Diese ist immer noch wütend auf Gamora, welche sie als Kind wiederholt besiegte.
Leider hat Rocket auch ein paar der heiligen Batterien mitgehen lassen, weshalb sie schnell von einer Flotte der Souvereign verfolgt werden. In letzter Sekunde naht Rettung von jemand gänzlich unerwartetem: Peter Quills Vater, genannt Ego (Kurt Russel). Doch sind Egos Absichten rein und wohin will er Peter und seine Freunde bringen? Währenddessen bekommt der Führer von Peters alter Ravager Gruppe Yondu (Michael Rooker) ein verführerisches Angebot der Souvereign…
Abseits des Geschehens um die Infinity Steine liegt der Fokus diesmal auf der weiteren Geschichte Peter Quills, die im ersten Teil durch das Fehlen jeglicher Informationen über seinen Vater angeteasert wurde. Jedoch ist er nicht der einzige in der Gruppe, der sich nun seinen eigenen Ängsten stellen muss. Gamora trifft ihre rachsüchtige Schwester wieder, die als einziges Ziel den Tod Thanos‘ und ihrer Schwester hat. Auch Yondu hat mit seinem Platz unter den Ravagern zu kämpfen und wie er sich gegenüber seinem Mündel Peter verhalten will. All diese Spannungen innerhalb der Gruppe lassen interessante Gespräche zwischen den Charakteren, besonders in Stresssituationen, entstehen. Jedoch werden diese selten zu ernst genommen und meist mit einem flachen Spruch oder einer Slapstick Aktion gerade dann aufgelöst, wenn der Pathos zu groß oder das Gespräch zu lang zu werden droht.
Allgemein ist die größte Stärke des Films erneut sein Humor! Ein Flachwitz folgt auf den nächsten und die Charaktere necken sich untereinander immer wieder äußerst sympathisch. Zwischen dem bissigen Humor Peters und Rockets passiv-aggressiver Art, der stoischen Humorlosigkeit Gamoras und der gnadenlosen Ironielosigkeit Draxs entwickelt sich dabei eine Dynamik, die oft zum lauten Lachen anregt. Jedoch sind die Witze nicht unbedingt jedermanns Fall. Wenn Peter während der finalen Schlacht einmal bei allen im Team einzeln rumfragen muss, ob jemand Klebeband dabei hat, dann ist das für die meisten aber eine super Abwechslung zu den tollen Action Sequenzen und Spezialeffekten. Wer den Marvel Humor allerdings kennt und mag, der kommt voll auf seine Kosten. Alle anderen sollten sich zuerst einmal den Trailer anschauen und dann selbst entscheiden, ob ihnen der Humor zusagt.
Ähnlich ist es mit dem Geschmack hinsichtlich der Action-Sequenzen: Sie sind abwechslungsreiche Kämpfe mit Sci-Fi Waffen und toll animierten Superheldenfähigkeiten. Davon auch dann aber auch nicht zu viele, sodass man immer wieder Zeit zum Durchatmen bekommt und sich auch auf die Story konzentrieren kann. Die sich ereignenden Kämpfe sind dafür dann aber meist sehr episch mit einem Hang zur symbolischen Übertreibung und der Parodie von Stereotypen. Wenn der Filmanfang schon mit einem storytechnisch hintergrundlosen Tentakelmonster anfängt, welches von einer genetisch „perfekten“, arroganten Spezies Lichtkristalle stehlen will, bereits dann merkt man, dass der Film seine Action nur zum Teil ernst nimmt. Auch hier liegt der Fokus auf dem Witz der Szene, der keinen Pathos entstehen lässt, eine Strategie die Guardians of the Galaxy trotz der aktuellen Flut von Superheldenfilmen frisch und unterhaltsam hält. Ein Merkmal, auf welches 2016 auch der Film Deadpool mit seinem markanten Helden setzte. Wer eher seriöse und dramatische Action genießen möchte, der sollte sich beispielsweise lieber Logan zu Gemüte führen.
Und da gerade die Playlist des Films bei mir einmal durchgelaufen ist und neu anfängt: Die manchmal sogar inhaltlich eingebauten Hits aus den 70er und 80er machen, wie schon im ersten Teil die großartigen 80er Jahre Tracks, viel Spaß und unterstützen die epischen Kämpfe mit einer gesunden Portion Selbstironie! Besonders die Intro Sequenz mit einem unglaublich süßen Baby Groot ist eine Augenweide und zeigt, dass „Slapstick-Superhelden“ funktionieren.
Guardians of the Galaxy Vol.2 wird zwar keinen Preis für innovatives Storytelling gewinnen und nach einem ernsthaft dramatischen Film sollte man sich auch woanders umschauen, aber die sehr schmalzigen oder ironischen Dialoge werden dafür immer mit einem guten Gag aufgelockert. Der Film ist ein großer Spaß für Spezialeffekt-Fans und eine Bereicherung für das teilweise dröge Superhelden-Filmgenre!
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