Der Geschmack von Rost und Knochen (2012) | Filmkritik

Der Geschmack von Rost und Knochen

Ali (Matthias Schoenaerts) lebt mit seinem Sohn Sam an der Armutsgrenze und fährt mit dem Zug nach Antibes, um dort Unterstützung von seiner Schwester Anna zu erhalten. Diese lebt selbst von abgelaufenen Lebensmittel, die sie nach ihrer Arbeit als Kassiererin aus dem Supermarkt mitgehen lässt. Dennoch bietet sie den beiden ihre Hilfe an und lässt Vater und Sohn bei sich wohnen. Ali hat früher einmal einige Boxkämpfe als Amateur absolviert, ehe sein Trainer starb und seine Karriere schon wieder vorbei war bevor sie wirklich begann.

Nun verdient er seinen Lebensunterhalt als Türsteher in einem angesagten Club der Stadt. Dort lernt er Stephanie (Marion Cotillard) kennen, die gerade von einem Gast geschlagen wurde. Sie dressiert ausgewachsenen Wale und bringt ihnen kleine Tricks bei. Außerdem verdient sie sich ihr Geld durch Shows in der Stadt Antibes. Bei einer Vorführung springt einer der Wale auf die Erhebung, wo Stephanie sich gerade umschaut. Dabei wird sie schwer verletzt und Ali erfährt von dem Unfall im Fernsehen. Beide lernen sich genauer kennen und es beginnt eine durch Rückschläge geprägte Freundschaft, die vielleicht sogar etwas mehr als nur dies sein könnte.

Der Geschmack von Rost und Knochen ist ein französisches Drama von Jacques Audiard aus dem Jahr 2012. Der Regisseur ist dem allgemeinen Filmpublikum zwar eher unbekannt, dennoch ist er auf der europäischen Bühne sehr erfolgreich durch Filme wie Ein Prophet (2009) und Der wilde Schlag meines Herzens (2005).

Sein Filmdrama über die zwei Figuren Ali und Stephanie ist in vielerlei Hinsicht empfehlenswert. Zuerst einmal ist die Handlung so außergewöhnlich und vielschichtig, dass es ein Wunder ist, weshalb der Film dem breiten Filmpublikum nicht geläufiger ist. Die Geschichte eines gescheiterten Boxers und einer Dompteurin, die durch einen schweren Unfall auf andere Hilfe angewiesen ist, klingt zunächst nicht unbedingt außergewöhnlich und erinnert ein wenig an die ebenfalls französische Filmkomödie Ziemlich beste Freunde (2011). Allerdings sind die Figuren und einige Sequenzen realistisch, glaubwürdig und derart interessant, sodass die eigentliche Handlung enorm aufgewertet wird.

Jedes Handeln der Akteure wirkt nachvollziehbar und trotz ihrer Schwächen entwickelt der Zuschauer eine gewisse Sympathie für die beiden Hauptfiguren. Getragen wird der 122 minütige Film durch seine zwei hervorragend aufspielenden Hauptdarsteller. Marion Cotillard überzeugt wieder einmal, wie in den meisten ihrer Filme, und mimt eine junge Frau, die nach einem tragischen Unfall erst einmal wieder neue Ordnung und neuen Lebensmut finden muss. Dies tut sie mit einer derart großen Überzeugung und Authentizität, dass die anderen Figuren in den Hintergrund geraten.

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Die schauspielerische Leistung des belgischen Schauspielers Matthias Schoenaerts ist in vielerlei Hinsicht eine Überraschung, denn auf Augenhöhe mit der Hollywood erprobten Cotillard aufspielen zu können, zeigt, dass er durchaus Talent für eine längere Filmkarriere hat. Seine Rolle ist glaubhaft umgesetzt und auch wegen seiner körperlichen Präsenz sehenswert. Des Weiteren ist die Chemie zwischen den Hauptdarstellern so stimmig, dass die Geschichte selbst in den ruhigen Momenten immer noch interessant und fesselnd ist.

Ein negativer Aspekt des Films ist leider sein langsames Vorankommen im Mittelteil, in welchem einfach zu wenig passiert. Die eigentliche Handlung gerät hier ein wenig in den Hintergrund.

Allerdings ist es nicht weiter bedeutend, denn so bekommen die Figuren etwas mehr Tiefe und der Zuschauer hat die Möglichkeit noch mehr in die Gefühlswelt der Protagonisten einzutauchen. Ein weiterer, gelungener Aspekt sind dafür die wunderschönen Bilder von Kameramann Stephane Fontaine (72 Stunden). Diese geben der Geschichte an zahlreichen Stellen die nötige, atmosphärische Dichte und die Sonnenstrahlen der Cote d`Azur wirken effektiv und geschickt inszeniert. Außerdem überzeugt der Soundtrack von Alexandre Desplat (Grand Budapest Hotel) durch eine stets passende musikalische Untermalung. Positiv ist ebenfalls der spannende Anstieg der Handlung gegen Ende des Films anzumerken, durch welche die Schlussminuten deutlich zu überzeugen wissen.

Schlussendlich ist Der Geschmack von Rost und Knochen ein atmosphärisch dichtes Drama, welches durch seine beiden stark aufspielenden Hauptdarsteller unbedingt zu empfehlen ist.

Cast & Crew

Regie: Jacques Audiard
Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain
Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure, Corinne Masiero, Céline Sallette

Bewertung

Trailer

Informationen
Der Geschmack von Rost und Knochen | 10. Januar 2013 (Deutschland) 7.4

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