Toni Erdmann (2016) | Filmkritik

Winfried Conradi (Peter Simonischek) lebt alleine von seiner Frau getrennt. Der skurrile Musiklehrer verbringt die meiste Zeit an der Schule und spielt dort Schülern und Lehrern alberne Scherze. Nach dem Tod seines Hundes jedoch begibt er sich zu einer Familienfeier wo er seine Tochter Ines (Sandra Hüller) nach etlicher Zeit wiedertrifft, die aber wenig Zeit für ihren Vater hat und andauernd beruflich am Telefon hängt.

Sie arbeitet derzeit im Ausland, in Bukarest, für die Firma „Morrison“ und lebt durch und durch für ihre Karriere. Ihr aktuelles Ziel ist ein Arrangement einer langfristigen Partnerschaft zwischen zwei namhaften Unternehmen.

Ines ist stark darauf fokussiert ihre Karriere voran zu bringen und ihr Vater scheint dabei im Weg zu stehen. Dieser bemerkt jedoch, dass sie in Wirklichkeit nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben und Beruf ist. Aus diesem Grund reist er zu ihr nach Rumänien, um seine Tochter zurück in ihr wahres Leben zu holen. Das große Problem hierbei ist, dass Winfried viel zu oft seine skurrilen Witze erzählt, wodurch die dortigen Geschäftsleute stark verunsichert und abgeschreckt werden.

Aus diesem Grund möchte Ines ihren Vater von den Unternehmern fernhalten. Die entscheidende Frage letztendlich aber lautet: Lieber Karriere in einem großen Unternehmen machen oder glücklich und zufrieden Witze im Minutentakt erzählen?

Toni Erdmann ist ein deutscher Film aus dem Jahre 2016. Die Regie übernahm Maren Ade, die schon 2009 einen silbernen Bären mit dem Film Alle anderen auf der Berlinale gewinnen konnte. Ihr neuestes Werk ist vor allem dank der Oscar Nominierung 2017 als „Bester fremdsprachiger Film international“ bekannt geworden und auch auf deutschen Festivals konnte er einige Preise mit nach Hause nehmen.

Dabei ist Toni Erdmann alles in allem kein überragender Film, aber ein enorm wichtiger für die stark zurückhaltende und sehr rückständige deutsche Filmkunst. Es gibt durchaus mehr positive als negative Elemente in dem Film, der durch viele Albernheiten und Banalitäten auffällt, aber dennoch ein innovatives und gut gespieltes Drama ist.

Die Komik dient ideal, um sie den ernsteren Themen gegenüberzustellen. Die besondere Stärke des Films ist unumstritten das Gegenspiel zwischen der angesprochenen Komik, die durch den Musiklehrer Winfried eingestreut wird, und der Tragik, die durch die Geschäftsfrau Ines zur Geltung kommt. Dennoch hat der 162 Minuten lange Spielfilm seine witzigen Momente, die das anfänglich sehr flache Comedy Niveau etwas aufwerten. Der Kern des deutschen Oscar-Beitrags sind vor allem aber die Gesellschaftskritik und das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller Peter Simonischek und Sandra Hüller.

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In der heutigen „Leistungsgesellschaft“, in welcher Frau und Mann Karriere machen wollen, werden immer wieder die kleineren, aber trotzdem bedeutenden Aspekte des Lebens vernachlässigt. Toni Erdmann ist ein Beispiel dafür, dass eine berufliche Karriere seine Spuren hinterlässt und nicht unbedingt das Ideale ist, um glücklich zu werden. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass die Ernsthaftigkeit in der Unternehmenswelt gut und realistisch dargestellt wird, sodass die Sympathien schnell bei dem scherzenden Vater Winfried Conradi liegen.

Peter Simonischek, der seit 1999 fester Bestandteil des österreichischen Burgtheaters ist, spielt seine Rolle als sorgender Vater überzeugend und sehr authentisch. Ebenso wie Sandra Hüller, die jedoch vermehrt intensive Szenen in dem Film hat. Es ist insbesondere das Zusammenspiel der beiden Schauspieler, welches gut funktioniert und sogar über zweieinhalb Stunden Laufzeit durchweg zu unterhalten weiß.

Während einer so langen Spielzeit gibt es zwar ab und an Momente, an denen der Unterhaltungsfaktor geringer ist als in anderen Momenten, aber trotzdem überzeugt der Film in seiner Gesamtheit. Durch ebendiese Dauer haben die Schauspieler nämlich mehr Zeit ihren Figuren den letzten Schliff zu verpassen und die ruhigen Szenen haben eine ausgesprochen hohe Intensität. Insgesamt ist Toni Erdmann ein überzeugender deutscher Film, der durch den Kontrast zwischen Albernheiten und Ernsthaftigkeit zum Nachdenken anregt, ob die eigene berufliche Karriere oder ein gut pointierter Scherz wichtiger im Leben ist.

Cast & Crew

Regie: Maren Ade
Drehbuch: Maren Ade
Musik: Peter Simonischek, Sandra Hüller, Ingrid Bisu, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Hadewych Minis, Lucy Russell, Vlad Ivanov, Victoria Cocias

Bewertung

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