Mit dem Herz durch die Wand (2015) | Filmkritik

Mit dem Herz durch die Wand

Es gibt Streit in der Beziehung. Streit mit der Familie. Doch mit einer Person kann man sich immer besonders schnell anlegen: Dem Nachbarn! Manchmal ist der Zaun nicht hoch genug, die Zeitung fehlt urplötzlich oder es herrscht einfach eine unerträgliche Lautstärke.

Genau mit diesem Problem müssen auch eine junge Pianistin und ihr kauziger Nachbarn leben. Während das Mauerblümchen sich auf einen wichtigen Wettbewerb vorbereiten muss, arbeitet der Spieleerfinder an einer neuen Idee. Eines ist beiden schnell klar: Ein Zusammenleben bei den dünnen Wänden scheint unmöglich!

Um ihre Ruhe zu verteidigen greifen die zwei Streithähne zu lautstarken Waffen. Da wird während der Pianostunde der Staubsauger ausgepackt, Schrauben kommen in den Mixer oder das Metronom klickt monoton in Endlosschleife vor sich hin. Die beiden Singles machen sich jede Minute zur Lärm-Hölle. Doch dann müssen die beiden Streithähne feststellen, dass sie vieles verbindet. Ohne sich jemals gesehen zu haben, beginnen sie ein Blind Date und kommen sich immer näher – ohne sich ein einziges mal getroffen zu haben!

Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. In der französischen Komödie Mit dem Herz durch die Wand von Regisseur Clovis Cornillac wählt sich die Liebe hingegen einen ganz anderen Weg – und zwar direkt durch die Wand. Quasi eine extreme Version des Blind Dates, bei welcher sich beide Parteien nicht sehen können und wollen. Einzig die Stimme dient als Bindeglied des Pärchens.

Diese Idee wirkt zunächst erfrischend und ebenso locker spielen auch die Darsteller auf. Doch mit fortschreitender Handlung fragt man sich, ob es nicht an einem gewissen Punkt zu viel des guten ist. Wo die nächtlichen Gespräche noch sympathisch wirken, ist ein Vier-Personen-Abendessen durch die Wand doch mehr suspekt als romantisch. Immer wieder verhalten sich die zwei Liebenden, als hätten sie noch nie einen Vertreter des anderen Geschlechtes überhaupt mal gesehen oder wüssten wie man sich benimmt.

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Was die Schauspieler angeht gibt es eigentlich nichts zu bemängeln. Clovis Cornillac, vor sowie hinter der Kamera aktiv, ist auf seine eigenwillige Art sympathisch und auch Mélanie Bernier kann sich mit ihren tollpatschigen Aktionen schnell in die Herzen der Zuschauer spielen. Doch dann beginnen ihre Figuren Klischee auf Klischee zu bedienen und spätestens wenn Bernier am Piano den Dutt öffnet und ihre Bluse aufspringt, so dass eine ultimative Sexbombe zum Vorschein kommt, fragt man sich ob dies gerade noch lustig ist oder doch eher zu überspitzt in Richtung Fremdschämen geht.

Ebenso platt wie diese Figuren und vorhersehbar wie ihre Aktionen ist leider auch die Geschichte von Mit dem Herz durch die Wand. Es gibt keine überraschende Wendung und das Ende des Films sollte jedem Menschen, der zuvor eine romantische Komödie geschaut hat, bereits zu beginn des Films klar sein. Als großes Finale gibt es dann auch, ohne zu viel zu verraten, den ersten Blickkontakt und alle Leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Selbst der nerdige Kumpel kriegt dann noch fix die fremdgehende Blondine ab und wirklich traurig muss da niemand zurückbleiben. Das Leben kann manchmal so einfach sein. An manchen Tagen ist diese einfache Botschaft sicherlich nicht verkehrt, aber innovativ oder wirklich frisch ist die Idee dahinter nicht.

Mit dem Herz durch die Wan ist so ein Film, den man in einer ähnlichen Variante sicherlich schon hunderte Male gesehen hat. Ein kurzweiliger Ausflug, der zeigt, dass zu jedem Topf ein Deckel existiert, egal wie schrullig, bieder oder tollpatschig man ist. Ein Happy End gibt es für jeden! Romantik kann Frankreich sonst aber eigentlich besser.

Cast & Crew

Regie: Clovis Cornillac
Drehbuch: Clovis Cornillac, Tristan Schulmann, Mathieu Oullion
Musik: Guillaume Roussel
Darsteller: Mélanie Bernier, Clovis Cornillac, Lilou Fogli, Philippe Duquesne

Bewertung

Trailer

Informationen
Mit dem Herz durch die Wand | 29. September 2016 (Deutschland) 6.6

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Bildrechte: Pandastorm Pictures

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