Coherence (2013) | Filmkritik

Coherence

Bei einem gemütlichen Abendessen unterhalten sich acht Freunde über vergangene Beziehungen, neue Jobs und witzige Geschichten aus ihrer gemeinsamen Zeit. Nach einigen Minuten Small-Talk erwähnt einer der Männer, dass sein Bruder Astrologe sei und ein Komet heute über die Erde ziehe. Dieser habe ihn ebenfalls über merkwürdige Geschehnisse in Verbindung mit diesem Ereignis gewarnt. Er erwähnt auch, dass sein Smartphone ein gerissenes Display hat.

Die anderen Gäste sind etwas irritiert, beginnen aber über Ereignisse dieser Art aus der Vergangenheit, die in den Nachrichten zu sehen waren, zu erzählen. Als Vergleich wird ein Beispiel aus Finnland herbeigezogen, wo vor einigen Jahrzehnten eine Frau den ortsansässigen Polizisten berichtete, dass ihr Ehemann nicht mehr derselbe nach einem Meteoritenschauer sei. Sein Verhalten sei seit dem Vorfall vollkommen anders als üblich.

Die Freunde rätseln über weitere merkwürdige Ereignisse, welche durch Kometen oder Meteoriten ausgelöst wurden. Plötzlich fällt der Strom im Haus aus und alle anderen Smartphones bekommen ebenfalls Risse an ihrem Display. Keiner der acht Personen kann noch telefonieren aber in geringer Entfernung in einem anderen Haus scheint noch das Licht. Und so machen sich einige der Freunde auf den Weg, um von dort aus den Astrologen anzurufen, der diese merkwürdigen Ereignisse prognostiziert hat. Was wird sie in dem Haus erwarten und welche Erklärung werden sie für die mysteriösen Geschehnisse erhalten?

Coherence ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Thriller, der 2013 unter der Regie von James Ward Byrkit erschien. Byrkit war bisher lediglich für einige Kurzfilme bekannt, verpasst den etablierten seines Fachs jedoch durch diesen ambitionierten Film einen Denkzettel. Seine kammerspielartige Inszenierung einer kreativen und interessanten Geschichte gibt dem 88-minütigen Film eine starke atmosphärische Dichte. Das Auftreten von Kometen ist wenig erforscht und bis heute für Astrologen ein eigenes Forschungsgebiet. Das Vorbeiziehen eines Kometen wird spannend und authentisch beschrieben, im Vordergrund stehen aber die acht Freunde.

Dank der allgemein gelungenen Figurenzeichnung sind die menschlichen Reaktionen und Interaktionen untereinander besonders nachvollziehbar und sorgt für die an einigen Stellen erforderliche Tiefe. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass die Schauspieler durchweg unbekannt sind. Somit achtet der Zuschauer weniger auf eine bestimmte Figur, sondern widmet jedem der acht Charakter dieselbe, notwendige Aufmerksamkeit.

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Durch das realistische Szenario und trotz minimalistischer Mitteln gelingt dem Regisseur ein durch und durch intensiver Science-Fiction- Thriller. Die ruhige Atmosphäre des Films ist passend gewählt und ideal für die entfachte, beklemmende Stimmung. Der Zuschauer weiß nie genau, wo die Geschichte hinführt und einige Geschehnisse sind zunehmend verwirrend. Allerdings ist die Handlung nicht unlogisch, sondern bleibt immer nachvollziehbar. Die Verwirrung ist explizit gewollt, kann aber an einigen Stellen dazu führen, dass der Zuschauer für einen kurzen Moment den Faden verliert.

Folglich ist das auch einer der wenigen Kritikpunkte an Coherence. Denn die kreative Handlung riskiert nicht nur eine Verwirrung des Zuschauers, sondern kann den ein oder anderen Zuschauer auch komplett verlieren, wenn dieser nicht erneut in die Handlung eintreten kann. Dieser Effekt ist jedoch genau so gewollt, denn durch die bisher nur wage Erforschung von Kometen und einem bis heute starkem Aberglauben in Verbindung mit diesen Himmelschauspielen bietet die Thematik viel Spielraum für Ideen. Wer auf Mindfuck-Filme wie Memento, Source Code, Looper oder Predestination steht, der sollte hier definitiv auf seine Kosten kommen.

Wem diese Art Film nicht zusagt, der sollte diesem Film trotzdem eine Chance geben. Denn auffallend an Coherence ist neben einem ambitionierten Cast von unbekannten Schauspielern vor allem eine unerträglich hohe Spannung. Besonders der Mittelteil des Films ist ungewohnt spannend und der Zuschauer hat nie eine Ahnung, was als nächstes passieren wird.

Schlussendlich ist Coherence ein kreativer, spannender Science-Fiction-Film, der den vielen teuren Produktionen aufzeigt, was mit wenigen Mittel erreicht werden kann. Denn häufig kommt es nur auf die Idee und das daraus entstandene Drehbuch an, welches leider viel zu oft bei den großen Namen schwach ausfällt. Coherence aber überzeugt gerade dank seiner Story, die frisch ist und mit seinen minimalistischen Mitteln hervorragend umgesetzt wurde.

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