Stolz und Vorurteil & Zombies (2016) | Filmkritik

Stolz und Vorurteil & Zombies

Stolz und Vorurteil & Zombies spielt in einem alternativen England Anfang des 19. Jahrhunderts, wo in einer post-apokalyptischen Todeszone zwischen London und Hertfordshire gefährliche Zombies ihr Unwesen treiben. Elizabeth Bennet (Lily James) lebt mit ihrer Familie im Landhaus ihrer Eltern, in welchem ihr Vater Mr. Bennet (Charles Dance) sie und ihre vier Schwestern Jane (Bella Heathcote), Kitty (Suki Waterhouse), Lydia (Ellie Bamber) und Mary (Millie Brady) in der Kunst der Martial Arts unterrichtet. Denn seit die Untoten begannen auch Hertfordshire zu infiltrieren, herrscht Krieg.

Doch den britischen Adel plagen zuweilen ganz andere Sorgen. Als der reiche Mr. Bingley (Douglas Booth) in der Nachbarschaft einzieht, sieht Mrs. Bennett (Sally Phillips) einen anstehenden Ball als ideale Gelegenheit, um eine ihrer Töchter unter die Haube zu bringen. Tatsächlich können die Mädchen die Festgesellschaft erfolgreich gegen eine Horde Untote verteidigen und Jane erweckt die Aufmerksamkeit von Bingley. Elizabeth gerät hingegen mit dem stolzen Zombiejäger Mr. Darcy (Sam Riley) aneinander.

Doch dann reisen die Bingleys unerwartet ab und hinterlassen eine enttäuschte Jane. Obwohl Elizabeth sich mit George Wickham (Jack Huston) aus dem lokal stationierten Militär anfreundet, kann sie die erfahrene Beleidigung nicht vergessen. Als sich ihr also die Gelegenheit bietet, ihre Cousine Charlotte (Aisling Loftus) im Haus ihres neuen Ehemannes Mr. Collins (Matt Smith) zu besuchen, in dessen Nähe auch Mr. Darcy weilt, schwört sie, der Sache mit ihrem Katana-Schwert auf den Grund zu gehen. Liz und Darcy müssen eine Menge Vorurteile überwinden, bevor sie im Kampf gegen die Untoten die wahre Liebe füreinander entdecken…

Der mehrfach verfilmte Klassiker Stolz und Vorurteil von Janes Austen in ein Zombiesetting zu katapultieren erscheint auf den ersten Blick merkwürdig. Doch die Idee dazu entstammt keineswegs der lebhaften Fantasie einiger Filmemacher, sondern basiert auf dem gleichnamigen Roman von Seth Grahame-Smith, der 2009 erschien und sich neun Monate auf der Bestsellerliste der New York Times behaupten konnte.

Wie in der Romanvorlage wurde Jane Austens Geschichte im aktuellen Film im Grunde nicht verändert, sogar Dialoge sind teilweise eins zu eins übernommen. Da alle Bennet-Töchter noch unverheiratet sind, droht die Familie in geraumer Zeit in Armut zu verfallen. Obwohl die Schwestern in Austens Roman schon sehr fortschrittlich und modern im Denken sind, kreieren sie in Stolz und Vorurteil & Zombies als Kämpferinnen ein ganz neues Frauenbild im viktorianischen England.

Zwischen Brautschauen und emanzipatorischen Bemühungen setzen die Darsteller auf fernöstliche Kampfkunst, um die Zombieinvasion aufzuhalten. Lily James spielt in der Rolle der Lizzy eine der bekanntesten und beliebtesten Heldinnen der Literaturgeschichte. James war bisher als Rose MacClare in der Serien Downtown Abbey zu sehen und verkörperte 2015 die titelgebende Hauptfigur in der Neuverfilmung von Cinderella. Der junge Cast wird ergänzt von Bella Heathcote (Dark Shadows), Suki Waterhouse (Die Bestimmung – Insurgent), Jack Huston (American Hustle), Douglas Booth (Noah) sowie den beiden Game-of-Thrones-Stars Lena Headey und Charles Dance.

Die Rolle des Mr. Darcy als unverwechselbarer Zombiekiller mit Samurai-Schwert wird von Sam Riley (Maleficent – die dunkle Fee) verkörpert. Während Lena Headey die Rolle der Zombiekiller-Legende Catherine de Bourgh übernimmt, verfolgt Wickham die Idee, eine Versöhnung zwischen Mensch und Zombie herbeizuführen und eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen – leider sind seine Motive dabei nicht gerade uneigennützig.

Stolz und Vorurteil ist schon so oft und so erfolgreich verfilmt worden (zuletzt 2005 mit Keira Knightley), dass man sich eine weitere Adaption nicht hätte vorstellen können. Doch durch die Ergänzung der Zombiethematik hat der Regisseur Stephen Burr (17 Again) die Story für eine ganz neue Generation zugänglich gemacht. Zehn Jahre nach der letzten Stolz und Vorurteil Verfilmung macht Burr aus den Bennet-Schwestern fünf kampferfahrene Heldinnen und liefert im Stil von Hänsel & Gretel: Hexenjäger und Snow White and the Huntsman eine Variation des Jane-Austen-Klassikers mit einer vollen Ladung schwarzem Humor und Martial-Arts-Action.

Neben gelungenen Kampfszenen hat vor allem die Kostümabteilung ganze Arbeit geleistet. Halb verfaulte Gesichter, aus denen hier und da kleine Knochen sprießen, in imposanten Kostümen und Turmfrisuren aus dem 18. Jahrhundert sorgen allerdings für mehr Lacher als Gruselmomente. Doch neben einigen überholten Klamauk-Szenen bemüht sich der Film ernsthaft zu bleiben, so verzichtet man auf unnötige Splatter-Action und Kameramann Remi Adefarasin (Beste Kamera für Elizabeth) fängt stattdessen jede Menge schöne und verträumte Kulissen ein, ganz im Stil von typischen britischen Janes-Austen-Settings.

Mit Szenen, die zwischen Zombie-Jagden und Brautschauen wechseln, ist es dem Regisseur gelungen, zwei völlig verschiedene Genres miteinander zu verbinden. Zwar sind die Zombie-Kämpfe nette Hingucker, die gesamte Problematik der Untoten ist im gesamten Film allerdings ein Nebenwerk. Der Film bleibt der Geschichte um Elizabeth Bennet und der ganzen Struktur von Austens Roman treu und peppt die altbekannte Erzählung durch eine Zombie-Plage lediglich etwas auf.

Genremäßig irgendwo zwischen Drama, Horror und Comedy bietet der Film für jeden Zuschauer etwas. Neben ein zwei platten Witzen, überzeugt Stolz und Vorurteil & Zombies mit kreativen Kulissen und talentierten Jungschauspielern. Durch die Nähe zum Roman dürften sich Fan von Jane Austen köstlich amüsieren, Fans von tiefergehender packender Zombie-Bedrohung warten besser auf die nächste The Walking Dead-Staffel.

Trailer

Cast & Crew

Regie: Burr Steers
Drehbuch: Burr Steers
Musik: Fernando Velázquez
Darsteller: Lily James, Sam Riley, Jack Huston, Bella Heathcote, Douglas Booth, Matt Smith, Charles Dance, Lena Headey

Bewertung

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