Bunker of the Dead (2015) | Filmkritik

Bunker of the Dead

Nazi-Zombies. Kunstblut. Atombombe. Aliens. Amis. Und Tittenwitze.

Wen diese Schlagwörter ansprechen, der könnte sich auch für Bunker of the Dead (2015) interessieren. Doch das waren noch längst nicht alle Besonderheiten des 76 Minuten langen Streifens, der in den Bereichen Action, Comedy und Horror angesiedelt ist.

Regisseur Matthias Olof Eich drehte zudem in 3D und aus der POV-Perspektive (Point of View) des Hauptcharakters Markus G. Elser (Patrick Jahns). Dieser versucht zusammen mit seinem Freund Thomas Williamson (Aciel Martinez Pol) in einen alten Nazi Bunker aus dem 2. Weltkrieg im bayrischen Oberammergau zu gelangen. Die Informationen über eine große Menge Nazigold, die dort versteckt sein soll, haben sie aus einem alten jüdischen Tagebuch; jedoch liegt der Bunker unter einer US-Militär Basis.

Markus dringt also in einem Spezialanzug, ausgerüstet mit einer Helmkamera, in die Militärbasis ein, entkommt knapp den Wachen und gelangt durch ein Höhlensystem in den Bunker. Doch was er dort findet ist kein Nazigold, sondern Nazi-Zombies. Und ein paar amerikanische Soldaten, unter ihnen die missmutige Debby O’Neil (Esther Maaß). Können sie zusammen die Geheimnisse des Nazi Bunkers aufdecken und ihm lebend entkommen?

Der POV-Film Hardcore machte international auf diese Möglichkeit des Storytelling aufmerksam, doch was mit Sci-Fi Action geht, kann man auch mit Zombies machen, dachte sich ein deutscher Regisseur mit russischer Unterstützung. Leider wird der Zuschauer direkt in die Vorstellung des Spezialanzugs geschmissen, ohne Erklärung der oben beschriebenen (spartanischen) Hintergründe. Diese wurden zwar verfilmt, aber die entsprechenden Szenen laufen erst während des Abspanns; einige darin eingeführte Elemente kamen deshalb im Film ohne diesen Kontext vor.

Den meisten Schauspielern merkt man auch an, dass sie keine Profis sind. Oft passt ihr Acting nicht in den Kontext und ihre Stimmungswechsel sind sehr ruckartig. Wenigstens Thomas, der den Film recht lange nur mit seiner Stimme begleitet, kennt einige Nuancen mehr als sein Anzugträger, den er in den Bunker schickt. Markus dagegen läuft, meist locker scherzend, ganz allein durch den Nazi Bunker und wenn es um das Gold geht klingt er plötzlich gierig und ungeduldig, von einem Moment auf den anderen. Hier liegen definitiv Schwächen im Drehbuch und der Regie. Die langen Monologe von Markus sind zwar oft sprunghaft und er akzeptiert die Existenz der Zombies etwas zu schnell, sind aber sonst meistens lustig und mit vielen Anspielungen versehen.

Was man in diesem Kontext auch unbedingt erwähnen muss ist, dass der Film trotz Faszination vom Nazigold sich klar gegen den Nationalsozialismus stellt, indem der Hauptcharakter zum Beispiel eine Naziflagge verbrennt und sich öfter über die Nazis im Bunker lustig macht. Von diesen sind Make-up und besonders Kostüme übrigens gar nicht mal schlecht, wenn man den Film nicht als Hochglanz Blockbuster nimmt, sondern als Zombie-Fanfilm, der mit einem dafür respektablen Budget und einem Augenzwinkern entstanden ist.

Bei dem Make-up erkennt man zwar zwischendurch die Gummimasken trotz des dämmerigen Lichts. Auch bestehen Kampfszenen aus oft nur halbherzigen Schlägen und vor bleibenden Schäden an den Zombiekörpern gibt es meist einen Schnitt oder eine Seitwärtsbewegung der Kamera, um Masken auszutauschen und eine ganze Menge Kunstblut auf den Boden zu spritzen.

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An den Nazi- und US Army Kostümen und Props kann man dagegen nichts aussetzen, jedoch erhebt der Film mit seinen leicht amateurhaften visuellen Effekten auch gar nicht den Anspruch realistisch zu sein (in einem Zombieszenario), sondern braucht nur Elemente, die seinen Witz und seine Idee transportieren. Denn mal abgesehen von der technischen Umsetzung, die weit ab von Fotorealismus ist, gibt es viele abwechslungsreiche und spannende Situationen mit den Zombies und der Army im Bunker. Markus wird, ähnlich wie in einem Ego Shooter-Videospiel, mit immer neuen stärkeren Gegnern und Waffen sowie härteren Rätseln konfrontiert: Die große Stärke des Film.

Die billigen aber funktionierenden Effekte machen diesen sogar eher besser als schlechter, da sie lustig/unterhaltsam sind. Ernst nehmen kann man das Szenario sowieso nicht, also gewinnt der Film mit seinen humorvollen Effekten, dummen Gegnern und ironischen Sprüchen durch seine Komik einen gewissen Unterhaltungswert. Man ist gespannt was für lustige, immer absurder werdende Konfrontationen passieren und wird nicht enttäuscht, welche Klischees in Sachen Zombies, Army und Nazis hier durch den Kakao gezogen werden.

Dieses Setting abrunden kann die stimmige Location. Die Höhlen und der Nazi Bunker sehen sehr gut aus, auch wenn das Bild oft leider zu dunkel ist und die Aufnahmequalität darunter gelitten hat. Das Wackeln der POV-Perspektive ist jedenfalls nicht besonders schlimm und die Entscheidung für diese Art des Storytelling ist auch die einzig sinnvolle, um diesen Film erzählen zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bunker of the Dead ein ambitionierter Zombie-Fanfilm mit einigen guten und trashigen Ideen ist, aber als Vollpreisfilm nur für absolute Trashfans eine Empfehlung wert ist. Crew und Schauspieler haben sich Mühe gegeben, doch es gab technisch Grenzen und so ist ein Film, der auch nicht länger als seine 76 Minuten sein sollte, entstanden, den man sich als Zombiefan aber durchaus an einem Abend mit Freunden und einigen Bieren mal anschauen kann.

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Bildrechte: Koch Media

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