Crimson Peak (2015) | Filmkritik

Durch Filme wie Pans Labyrinth (2006) und die Hellboy-Teile ist Guillermo del Toro bereits ein etablierter Name in Hollywood. Seine Liebe fürs Detail und sein ausgefallener Stil machen seine Filme immer wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis und heben sich von vielen anderen Werken im Genre des fantastischen oder mystischen ab. Verhältnismäßig wenig arbeitet der Mexikaner mit Computereffekten und ist vielmehr ein Fan von Puppen, Attrappen und richtigen Figuren. Seine Filme erzählen meist nicht nur irgendeine Geschichte, sondern kreieren eher eine Welt, in welcher sich der Zuschauer einfach verlieren kann.

Was den Mexikaner jedoch noch mehr ausmacht als sein Stil ist sein ungeheures Arbeitspensum. Zwar liegt mit Pacific Rim (2013) seine letzte Regiearbeit schon einige Jahre zurück, doch hielt sich Del Toro in dieser Zeit durch seine Serie The Strain (2014-2015) und seine Aufgaben für die Verfilmung der Hobbit-Bücher beschäftigt und war aus der Filmbranche nicht wegzudenken. Mit Crimson Peak sitzt der spanisch sprechende Filmemacher endlich wieder im Regiestuhl und das Ergebnis ist mindestens sehr interessant.

Crimson Peak erzählt die Geschichte von Edith Cushing (Mia Wasikowska), die junge Tochter eines reichen, amerikanischen Businessmoguls. Durch den frühen Tod ihrer Mutter bleibt der jungen Amerikanerin lediglich ihr geschäftsorientierter Vater als Familie. Sie ist gebildet und hat in den Augen ihres Vaters viel Potential, doch die von Geistergeschichten besessene Edith will nichts mehr als Schriftstellerin zu sein. Fest von der Existenz von Geistern überzeugt scheitert sie immer wieder in einer Welt, die ihre Kunst als Frau nicht ernst nimmt und stattdessen in Schubladen stecken will.

Als der charmante Erfinder Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) auf den Schirm tritt, scheint ihm Edith sofort erlegen. Der motivierte Engländer besucht ihren Vater mit der Bitte um Unterstützung für ein Projekt, doch stößt bei dem etablierten Wirtschaftler auf taube Ohren. Auch seine Versuche sich der Tochter zu nähern kritisiert er, doch Sharpe versucht die junge Edith zu seinem Anwesen in England zu entführen, in welchem er mit seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) wohnt.

Das alte, verlassene Haus ist auf rotem Lehm gebaut, der Rohstoff, mit dem Thomas versuchen will Geld zu verdienen. Langsam zerfallend, wirkt das Haus aufgrund des roten Lehms zu bluten und zu schreien. Von vielen Dorfbewohnern nur als blutroter Hügel (Crimson Peak) bezeichnet, sitzt es furchteinflößend und weitab jeglicher Zivilisation. Edith fühlt sich trotz ihrer Liebe zu Sharpe einfach nicht wohl und auch seine Schwester scheint ein Geheimnis zu hüten. Was haben die Sharpes zu verbergen? Und was steckt hinter der vorausschauenden Warnung Ediths‘ Mutter: „Hüte dich vor Crimson Peak!“?

Regisseur Guillermo Del Toro schafft es ein weiteres Mal einen Film in einer Welt zu schaffen, die überzeugender und schöner nicht hätte gestaltet sein können. Das grandios konzipierte Haus der Sharpes wurde eigens für diesen Film erbaut und genau diese Liebe fürs Detail ist das, was diesen Film so besonders macht. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass Crimson Peak perfekt ist. Ein wunderschönes Buch sagt schließlich nichts über dessen Inhalt aus.

Das Problem von Crimson Peak ist viel eher, dass es einfach nicht weiß was es sein möchte. Von seinem Regisseur als „Gothic Romance“ und „Mystery Horror“ bezeichnet, ist der Film einfach nicht das, was der Zuschauer anhand der Trailer und dem Pressematerial erwarten würde. Del Toros Werk ist kein Horrorfilm, trotz seiner gewalttätigen Elemente, und er ist auch kein Gruselfilm, obwohl es sich um eine Geistergeschichte handelt. Im Vordergrund stehen weitgehend die Charaktere, ihre Beziehungen und die Intrigen, die sich in der alten Villa verbergen.

Doch was in Pans Labyrinth noch wunderschön funktionierte, fällt in Crimson Peak leider immer wieder flach. Im direkten Vergleich repräsentieren die gruseligen, fantastischen Szenen in ersterem genanntem Film die Psyche und Angst der Protagonistin Ofelia, die sich in ihrer eigenen Welt nicht wohlfühlt. Sie schafft sich deshalb selbst eine mysteriöse Welt, in welcher sie auf all die fabelhaften Wesen trifft von denen sie gelesen und gehört hat. Im neuesten Werk von Del Toro hat die Geschichte rund um Edith einfach keine Substanz.

Die Handlung ist zu vorhersehbar, zu kalkuliert. Die Wendungen, welche der Filme immer wieder groß in Szene setzt und grandios präsentiert, sind einfach keine Überraschung, weil selbst dem unachtsamen Zuschauer die zahllosen Anspielungen auf eben jene Enthüllung schon längst aufgefallen sind und er so eher auf den erlösenden Moment wartet, in welchem der Vorhang der Ignoranz fällt und auch endlich die Protagonistin versteht, was eigentlich in diesem Haus vorgeht.

Auch wenn die Geschichte durchaus schwach ist, können die Darstellern in ihren Auftritten überzeugen. Speziell Tom Hiddleston (Marvel’s The Avengers) kann in seiner Rolle definitiv seine Kunst präsentieren und wirkt mit seiner Art geradezu perfekt als Mischung zwischen charmantem Verführer und zwielichtigem Charakter. Jessica Chastain (Der Marsianer) liefert ebenfalls eine interessante Charakterisierung von Lucille Sharpe, wobei ihr Hang zum Overacting teilweise etwas den Rahmen bricht. Vor allem ist dies in direkten Dialogen und Szenen mit Mia Wasikowska (Alice im Wunderland) als Edith erkennbar. Zwar wird die junge und naive Millionärstochter realistisch, aber bei Zeiten doch so anstrengend schwer von Begriff, gezeigt, dass man sich einfach nicht mehr in der Figur verlieren kann. Auch ihre Reaktionen auf die Geister, welche sie heimsuchen, sind einfach nicht verständlich. Ist Edith doch sonst immer ängstlich und zurückhaltend, sind eben die Szenen in welchen sie wirklich mit dem Paranormalen konfrontiert wird jene, in denen sie sich plötzlich als unaufhaltbare, mutige Protagonistin erweist.

Guillermo del Toro ist bekannt für seinen Stil. Speziell im Sci-Fi und Fantasy Genre fühlt sich der Regisseur zu Hause und besonders mit Pans Labyrinth hat der Mexikaner bewiesen, dass er den Zuschauer schockieren und gruseln kann aber gleichzeitig eine komplexe, sowie interessante Geschichte zu erzählen weiß. Auch die Hellboy-Filme zeichnen sich vor allem durch wunderbar durchdachtes Design aus, welches die Geschichte der Comic-Verfilmung untermauert. Crimson Peak bleibt einem dieser Trends treu: Der Film ist wunderschön detailliert und liebevoll gestaltet. Doch an Geschichte mangelt es dem Streifen, vor allem im Vergleich zu den früheren Werken des Regisseurs, sehr stark. Die komplett vorhersehbare Handlung, die überraschungsleeren Wendungen und simplen Lösungen aller Probleme sind nicht das, was man von diesem Film und Regisseur erwartet hätte. Besonders, weil Guillermo del Toro zusammen mit Matthew Robbins (Don’t Be Afraid of the Dark) für das Drehbuch verantwortlich ist.

Der Film ist letztendlich nicht schlecht aber man hat als Zuschauer dennoch immer wieder das Gefühl man hätte etwas anderes und besseres erwartet. Alles in allem bleibt Crimson Peak so eine wunderschöne Geschichte, die einfacher nicht sein könnte und wirkt damit weniger wie ein neues Meisterwerk von Del Toro, sondern eher wie ein Disney-Fantasy-Film für Erwachsene.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers (2023) | Filmkritik

Erster Trailer zur 2. Staffel der Disney-Serie „Loki“

Offizieller Trailer zum Netflix-Film „Pinocchio“ von Guillermo Del Toro