Er hat es wieder getan! Trotz mehrfacher gegenteiliger Ankündigungen hat Michael Bay im Jahr 2014 dann doch die Regie für einen vierten Teil des Transformers-Franchise übernommen. Doch anstatt hier einfach das bekannte Repertoire aus den drei Vorgänger-Filmen abzuspulen, wurde kurzerhand die Darsteller-Riege ausgetauscht, das Roboter-Design erneuert und ein Reboot angekündigt.
Das klang im Vorfeld vor lauter Transformers-Monotonie geradezu erfrischend. Aber wer Michael Bay und seinen Variantenreichtum kennt, der dürfte auch hier skeptisch geblieben sein, um sich nach Kinostart auf ganzer Linie bestätigt zu sehen: Transformers 4: Ära des Untergangs ist der exakt gleiche Film zum vierten Mal in Folge und hat außer neuen Gesichtern nur marginale Abweichungen zu seinen Vorgängern zu verzeichnen. Die größte Steigerung ist hierbei leidigerweise die Laufzeit. Waren schon alle drei vorherigen Streifen eindeutig zu lang, schafft es Ära des Untergangs doch tatsächlich nur knapp an der Drei-Stunden-Marke vorbeizuschrammen. Ganze 170 Minuten werden hier benötigt um… ja um was eigentlich zu erzählen?
Fünf Jahre sind seit der verheerenden Schlacht um Chicago vergangen. Die Menschen haben ihr Vertrauen gegenüber den Alienbesatzern verloren und so setzt die CIA die Spezialeinheit „Cemetery Wind“ unter Leitung von Agent Attinger (Kelsey Grammer) darauf an, alle verbleibenden Decepticons zu jagen. Doch der gerissene Attinger verfolgt ganz eigene Pläne und nimmt auch die restlichen Autobots ins Visier. Währenddessen darf Mark Wahlberg als neues Franchise-Gesicht den texanischen Hobbyerfinder Cade Yeager mimen, der zusammen mit seiner 17-jährigen Tochter Tessa (Nicola Peltz, unrühmlich bekannt aus Die Legende von Aang) auf einer Farm alten Schrott zu Geld zu machen versucht.
Als er und sein Kumpel Lucas (T.J. Miller) dabei zufällig die Überreste des Autobot-Anführers Optimus Prime zum Leben erwecken, geraten sie mitsamt Tessas Freund (Jack Reynor) ins Visier der Killer-Truppe. Doch unbemerkt von alledem macht sich im Hintergrund eine weitaus größere Bedrohung daran, den Untergang der Welt herbeizuführen.
Was lässt sich hier also Neues berichten aus dem Transformers-Universum?
Mark Wahlberg als neuer Lead ist durchaus eine Bereicherung für das Franchise. Sein Charisma und seine Tauglichkeit für Actionszenen sorgen für ein deutliches Plus gegenüber Vorgänger Shia LaBeouf, dessen Geschreie man nach drei Filmen ohnehin langsam satt hatte. Für die weiteren Neuzugänge im Cast lässt sich allerdings weniger Gutes im Arbeitszeugnis notieren. T.J. Miller bringt in den 45 Minuten die er auftauchen darf zwar etwas Humor in den Film, verschwindet dann aber von der Bildfläche. Jack Reynor ist vollkommen blass und hinterlässt wenig bis gar keinen Eindruck, was zum Teil auch an seiner selbst für Bay-Verhältnisse platten Rolle liegt. Und zu guter Letzt Nicola Peltz. Wie zu erwarten besteht ihre Aufgabe im Film lediglich daraus, gut auszusehen, dieses Aussehen in aller knappsten Hotpants zu präsentieren und verzweifelt um Hilfe zu rufen. Im Prinzip genau dasselbe wie ihre Vorgängerinnen also.
Die menschlichen Figuren sind also die erwartbaren Charakter-Abziehbilder und variieren nur wenig bis gar nicht zu den Figuren aus den vorherigen Teilen. Das Einzige was hier nach Neuerfindung des Franchise ausschaut, ist die simple Tatsache, dass es nun andere Schauspieler sind und anders benannte Charaktere. Im Westen nichts Neues also. Apropos Westen: Die Verkaufsstrategen hinter diesem als Film getarnten Marketing-Vehikel haben sich zumindest eine ganz neue Sache einfallen lassen! Zwecks Erschließung neuer Absatzmärkte wurde der komplette dritte Akt des Films mal eben nach Fernost verlegt. Statt Chicago oder New York werden diesmal eben Hongkong und Shanghai pyrotechnisch in Schutt und Asche gesprengt. Dass das Ganze handlungstechnisch keinen Sinn macht und die Laufzeit bloß auf unerträgliche 170 Minuten streckt, dürfte wenige überraschen, die mit den Transformers Filmen vertraut sind.
Was allerdings bei diesem vierten Auswuchs doch überraschend ist, ist die Offensichtlichkeit und das geradezu schamlos zur Schau getragene Product Placement, welches sich durch den ganzen Film zieht. Es gibt beispielsweise eine beinahe absurde Szene, in der Stanley Tucci in seinem Labor plötzlich die neuesten Lautsprecher in der Hand hält und das Produkt samt Bezeichnung praktisch direkt in die Kamera präsentiert. Getoppt wird dieses bizarre Schauspiel nur noch von jener Szene, in der sich Mark Wahlberg nach überstandenem Kampf eine Bierflasche vom mit Flaschen übersäten Boden greift und diese genüsslich austrinkt. Kein 30-Sekunden-Werbespot der Welt könnte das besser verkaufen. Aus Marketing-Gesichtspunkten wurde hier also doch noch eine neue Stufe erreicht, wenn auch eine unrühmliche.
Zwischen allen Werbesequenzen und Marketingexperimenten lassen sich auch beim vierten Eintrag wieder einige gelungene Momente finden. Was man dem Film nämlich nicht vorwerfen kann, ist, seine Prämissen als Actionfilm, wegen derer ihn sicherlich die meisten anschauen werden, zu vernachlässigen. Beinahe im 5-Minuten-Takt wird hier eine Action-Kaskade nach der anderen losgelassen. Hierbei stechen der anfängliche Angriff auf Cade Yaegers Farm und der finale Angriff in Hongkong sicherlich noch einmal heraus was Bombast und visuelle Überwältigung angeht. Auch Ära des Untergangs bietet wieder grandiose Effekte, rasante Verfolgungsjagden, atemberaubende Action bis zum Anschlag und Momente zum Staunen. Auch das 3D wirkt in einigen der spektakuläreren Sequenzen faszinierend. Immer wieder im Film gibt es Szenen und Momente, die den Eintritt wert sind und Schauwerte bieten für die man hier bezahlt: Die Flucht von der Farm ist rasant, der Auftritt des Bösewichtes ist einer der beeindruckendsten Momente des Films, die Flucht aus dessen Raumschiff ein 3D-Erlebnis, sämtliche Verfolgungsjagden sind dynamisch und abenteuerlich. Dazu der pumpende Soundtrack ein Fest für das Ohr. Würde man wahllos einen 5-minütigen Ausschnitt des Films sehen, wäre man wahrscheinlich ziemlich begeistert.
Leider reiht Transformers 4 alles, was gut an ihm ist aneinander, mischt es mit grauenhaften Dialogmomenten, den immer gleichen Stilmitteln und dehnt es auf eine unerträgliche Länge von knapp drei Stunden. Wem dabei nicht vor Reizüberflutung der Kopf platzt, der wird sich vor lauter Überfluss kaum an Einzelmomenten erfreuen können, weil ihm schon der nächste Effekt atemlos um die Ohren fliegt. Das große Problem ist schlicht und ergreifend, dass es unmöglich ist, die interessanten Zwischentöne zu hören, wenn alles durchgehend auf maximale Lautstärke gedreht ist. Wer sich also bisher schon nicht mit Bays Transformers-Filmen anfreunden konnte, für den mag sich Transformers 4 anfühlen, als würde ihn jemand drei Stunden lang anschreien.
War der dritte Teil eindeutig der beste der Reihe, ist hier dann alles irgendwie zu viel des Guten. Keine Frage, Transformers 4 – Ära des Untergangs bringt seine Zuschauer zum Staunen, hat eine sehr unterhaltsame erste Stunde und erfüllt einmal mehr die Erwartungen an Action und Effekte. Er ist jedoch viel zu lang, setzt ausschließlich auf Bombast und schlägt dadurch immer wieder in Langeweile und ein strapaziöses Filmerlebnis um.
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Mark Wahlberg, Stanley Tucci, Kelsey Grammer, Nicola Peltz, Jack Reynor, Titus Welliver, T. J. Miller, Li Bingbing