The Place Beyond the Pines (2012) | Filmkritik

Der Film The Place Beyond the Pines ist in drei Akten aufgebaut. Der erste Akt befasst sich mit Luke Glanton (Ryan Gosling), der auf dem Jahrmarkt unter dem Namen „Handsome Luke“ sein Geld verdient und seinen Job aufgibt, nachdem er erfährt, dass seine Ex-Freundin Romina (Eva Mendes) ein Kind von ihm empfangen hat. Er hat jedoch keine Ahnung, wie er Geld für sein Kind besorgen soll und so lernt er eines Tages bei einer Motorradfahrt Robin Van der Zee (Ben Mendelsohn) kennen, der vor mehr als zehn Jahren mehrere Banküberfälle gemacht hat und nun eine eigene Autowerkstatt besitzt. Ohne, dass seine Ex-Freundin Romina etwas davon erfährt, unternimmt Luke mehrere Banküberfälle mit Robin.

Robin hat jedoch nur die Aufgabe sein Motorrad in seinen Truck aufzunehmen. Luke verrichtet den Großteil der Arbeit und verdient somit Geld für sein eigenes Kind. Nach einem Banküberfall, den Luke alleine durchführt, ist ihm der Polizist Avery Cross (Bradley Cooper) auf der Spur und der zweite Akt beginnt, welcher unter anderem von Korruption bei der Polizei und den Folgen des Banküberfalls von Luke Glandon handelt.

Der letzte Akt setzt 15 Jahre später ein. Was scheint passiert zu sein?

The Place Beyond the Pines ist ein US-amerikanischer Independentfilm von Derek Cianfrance (Blue Valentine) aus dem Jahre 2012. Der Film ist teilweise ein Studienfilm über Schuld und Sühne, teilweise ein Kriminalfilm mit einigen Actionszenen und dramaturgischen Elementen.

Die drei großen Handlungsstränge sind sehr unterschiedlich und vielseitig, führen jedoch den roten Faden konsequent fort. Die Kreativität des hervorragenden Independent Regisseurs ist bewundernswert und das Drehbuch sticht vor allem dank der unkreativen Arbeiten der letzten Jahre heraus, denn inhaltlich bedient sich Cianfrance keinem gänzlich neuem Thema.

The Place Beyond the Pines versucht mehrere Themen miteinander zu verbinden, was teilweise sehr gut gelingt, jedoch an einigen Stellen auch auf Kosten der Spannung geschieht. Beispielsweise ist der erste Akt mit dem hervorragend spielenden Ryan Gosling große Schauspielkunst und spannend inszeniert, jedoch flacht diese aufgebaute Spannung mit Eintreten des zweiten Akts völlig ab. Der Film wirkt in diesem Abschnitt weniger ambitioniert und der Zuschauer verliert ein wenig das Interesse an der Handlung. Vielleicht war es aber auch genau das Konzept von Cianfrance, mit Absicht zu zeigen, wie deprimierend und tragisch der Polizeiberuf sein kann und dass der Verlust eines Menschen, ob Polizist oder Ganove, immer seine Spuren mit sich zieht.

Im letzten Akt wird die Geschichte dann wieder spannend und interessant fortgeführt. Die Spuren, die ein Bankraub vor 15 Jahren hervorgebracht hat, werden gekonnt dargestellt und inwiefern die Familie noch darunter zu leiden hat. Neben dem atmosphärisch dichten Drama ist der Film jedoch auch mit einigen Actionszenen versehen, welche passgenau eingesetzt für zusätzlich Unterhaltung sorgen und im Besonderen für die nötige Abwechslung.

Die ideal gefilmten Bilder und Kameraaufnahmen sorgen für den erforderlichen Tiefgang und unterstützen die Gefühle und Aktionen der Figuren in ihrem Realismus und ihrer Nachvollziehbarkeit. Teilweise erinnert The Place Beyond the Pines an Cronenbergs A History of Violence, jedoch nur bezogen auf einige Abschnitte. Der Stil des Films und die kreative Umsetzung sind die Stärken des Films, das absolute Highlight ist jedoch der Cast.

Bradley Cooper spielt seine Rolle als Polizist sehr glaubwürdig und impulsiv. Eva Mendes kann mit ihrer Darbietung ebenfalls überzeugen, doch die glanzvollste Darstellung zeigt Ryan Gosling. Bekannt vor allem aus Filmen wie Crazy, Stupid, Love. (2011), der Nicholas Sparks Verfilmung Wie ein einziger Tag (2004), der vorhergegangenen Zusammenarbeit mit Regisseur Derek Cianfrance Blue Valentine (2010) und für Filmliebhaber vor allem aus Drive (2011), wo er den wortkargen Fahrer mimt und brutal mit allen Gangstern abrechnet. Doch in The Place Beyond the Pines ist seine Rolle vielseitiger. Er ist gleichzeitig Vater und Bankräuber. Dieser innere Konflikt ist Ryan Gosling immer wieder körperlich wie seelisch anzusehen und verdient eine besondere Hervorhebung.

The Place Beyond the Pines ist ein kreativer Film, der zum Nachdenken anregt und Gosling sowie Cianfrance zusätzliche Aufmerksamkeit für zukünftige Projekte beschert.

Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Musik: Mike Patton
Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Dane DeHaan, Emory Cohen, Rose Byrne, Mahershala Ali, Bruce Greenwood, Harris Yulin, Ben Mendelsohn, Ray Liotta

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