Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) | Filmkritik

Effektiver! Bedrohlicher! Tödlicher! Nichts anderes erwartet der Imperator (Ian McDiarmid) vom zweiten Todesstern, der kurz vor seiner Fertigstellung steht. Die Rebellion bekommt es derweilen mehr denn je mit der Angst zu tun, als sich der entscheidende Kampf mit dem Imperium anbahnt. Zunächst versucht Luke Skywalker (Mark Hamill) mit seinen Freunden jedoch Han Solo (Harrison Ford) aus Jabbas Fängen zu retten. Nach einem nervenaufreibenden Kampf in der Wüste, wo das Sandmonster Sarlag seine Opfer 1000 Jahre verdaut, gelingt den Rebellen die Flucht.

Als Luke schließlich zum zweiten Mal bei Yoda (Frank Oz) auf Dagobah eintrifft, wird schnell klar, dass der grüne Jedi-Meister keine Hilfe mehr im Kampf gegen die dunkle Seite der Macht sein wird. Doch Luke muss seine Bürde nicht allein tragen, denn zu seinem großen Erstaunen scheint er nicht der einzige Skywalker zu sein, der noch nicht dem Imperator dient.

Ehe er sich versieht, bangt Luke nicht mehr nur um das Überleben der Rebellen, sondern auch um den letzten Rest Familie, der ihm noch bleibt. Wird er dieser Furcht erliegen, wenn er sich seinen ärgsten Feinden stellen muss? Wird es ihm gelingen, die letzte Hoffnung auf Frieden in der Galaxis zu bewahren?

Bei den Dreharbeiten zum ersten Star Wars-Film hatten Ungläubige noch schallend gelacht, als George Lucas sich die Merchandise-Rechte an seinem Film sicherte. Niemand glaubte an seinen Erfolg. Spätestens sechs Jahre später im Herbst 1983 war es an George Lucas zu lachen. Seine Idee ging mittlerweile in die dritte Runde und warf Milliardengewinne ab. Star Wars hatte sich längst zu einem Qualitätssiegel und zur Ikone des Blockbusterkinos aufgeschwungen. Mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter gelang Regisseur Richard Marquand und dem Star Wars-Genie Lucas ein würdiges Finale der Weltraum-Trilogie, das auch heute noch zu den stärksten Filmen des Franchise zählt.

Bedenkt man, dass dieser Streifen die Messlatte für J.J. Abrams Sequel Das Erwachen der Macht ist, kann einem der Kerl fast ein wenig leidtun. Die Erwartungen der Fans sind höher als der Mount Everest.

Warum Episode 6 schwer zu überbieten sein wird, liegt für mich auf der Hand. Der Film schlägt auf der Charakterebene noch ernstere Töne an als sein Vorgänger, findet aber mit den kuscheligen Ewoks wieder mehr zur Familientauglichkeit zurück. Vielen Kritikern stieß die Einführung der liebenswerten Bärchen jedoch sauer auf. Sie bieten sicher einen Angriffspunkt für viele Zuschauer, die erst als Erwachsene in den Genuss der Filme kommen. Schließlich balancieren die pelzigen Bewohner von Endor zweifelsohne auf der Grenze zwischen heiter und kitschig. Sie sind deswegen aber noch lange kein Grund Die Rückkehr der Jedi-Ritter als schlechtestes Exemplar unter seinen Vertretern zu bezeichnen, wie es viele Kritiker zu tun pflegen.

Wer nämlich als Kind mit den Filmen aufgewachsen ist, weiß zu schätzen, dass die Abstecher in die Stammeswelt der Bärchen dem sonst so finsteren Streifen Raum zum Durchatmen verschaffen. Ohne sie hätte ich als 8-jähriger bei all der skurrilen Gaunerei in Tatooines Unterwelt und den giftigen Plänen des Imperators nachts kein Auge mehr zugetan.

Ansonsten gibt es natürlich eine lange Liste an positiven Eigenschaften von Star Wars: Episode VI. Einmal mehr könnte ich den kongenialen Soundtrack von John „die Legende“ Williams, das fantastische Set-Design in Jabbas Palast, oder das originelle World-Building loben. Doch diese Auszeichnungen verdienen alle Stationen der alten Trilogie und teilweise sogar die der Prequels.

Was zeichnet aber gerade Die Rückkehr der Jedi-Ritter unter seinen Vorgängern und Nachfolgern aus? Zum einen begleiten die Zuschauer tiefere Charaktere. Bei einem Franchise sollte man einen Reifeprozess seiner Figuren zwar erwarten, denn das gehört nun einmal zum kleinen Einmaleins des Geschichtenerzählens dazu. Allerdings wird es heute zu oft aufgrund überbordender Spezialeffekte und 3D-Szenen vernachlässigt. Episode 6 leistet sich an dieser Stelle einen kleinen Schnitzer, indem der Verrat von Lando Calrissian (Billy Dee Williams) an Han Solo gar nicht mehr aufgegriffen wird, präsentiert uns jedoch ansonsten nicht nur einen Luke Skywalker, der inzwischen zum Jedi-Meister aufgestiegen ist, sondern auch einen Darth Vader, der uns einen Einblick in die Tiefen seiner Seele gewährt.

Die Dialoge bieten dabei von fesselnd bis tief berührend eine große Bandbreite an Emotionen an. Hier eines meiner Lieblingsbeispiele:

Luke: Ich habe akzeptiert, dass du einmal Anakin Skywalker warst, mein Vater. […]Das ist der Name deines wahren Selbst, du hast es nur vergessen. Ich weiß, es ist noch viel Gutes in dir. Der Imperator hat nicht alles, was gut war, in dir zerstört. Deshalb konntest du mich nicht vernichten. […] Erforsche deine Gefühle Vater, du kannst das nicht tun. Ich fühle deinen Konflikt, befreie dich vom Hass!

Vader:Für mich ist es dafür jetzt zu spät, mein Sohn. Der Imperator wird dir die dunkle Seite der Macht zeigen. Er ist jetzt dein Herr und Meister.

Luke: Dann ist mein Vater also wirklich tot!

Es ist kaum zu verstehen, wie diese aufrüttelnde Szene funktionieren kann. Sie tut es einfach. So wie Luke den Konflikt seines Vaters spürt, so spüren auch wir ihn in den Fernsehsesseln. Dabei lässt Vaders Anzug so gut wie keine Emotionen zu. Unterdessen macht Lukes neu gewonnene Kraft aus den Lehren der Jedi ihn zu einem Helden, der ahnt, welch schicksalhafte Begegnung ihm bevorsteht. Plötzlich gelangt er an den Scheidepunkt der Trilogie: Der finale Laserschwert-Kampf mit Darth Vader.

Hier erlebt der Zuschauer das beste Duell des Franchise, eben weil es ein so emotionales ist. Dagegen wirken die choreografierten Action-Spektakel der Prequels blass, denn bei Star Wars: Episode VI geschieht nicht nur etwas für das Auge, sondern zugleich etwas für das Herz. Als Luke in rasender Wut Vaders Arm abschlägt, erinnert er sich plötzlich an Yodas und Obi-Wans Warnungen. Er betrachtet erst seine abgetrennte Hand und dann die seines Vaters. Die dunkle Seite hat bereits begonnen, Wurzeln in ihm zu schlagen. Wird er nun nachgeben? Die Szene krönt sich mit einer der besten Momente in der Filmgeschichte. Luke wirft sein Laserschwert davon und sagt zum Imperator:

Niemals! Ich werde nie zur dunklen Seite gehören. Ihr habt versagt, Hoheit! Ich bin ein Jedi, genau wie mein Vater vor mir.

Der Imperator stellt dabei gleich die nächste Vortrefflichkeit an Die Rückkehr der Jedi-Ritter dar. Darth Vader und Luke, die ihre leuchtenden Klingen vor dem hämischen alten Gesicht kreuzen, gehört sicher zu den kraftvollsten Bildern der Leinwandkultur. Palpatine ist der perfekte Bösewicht. Voll düsterer Erhabenheit, mit teuflischen Dialogzeilen ausgestattet und mit der Kraft Blitze aus seinen Fingern zu schießen. Man bedenke an dieser Stelle, dass den Zuschauern der 80er-Jahre diese Fähigkeit gänzlich neu war und sicher zu staunenden Gesichtern führte. Helmut Heyne, die deutsche Synchronstimme des Imperators, leistet zu dessen Bedrohlichkeit einen beachtlichen Beitrag und verursacht jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut bei mir.

Zwei außerordentlich tiefgründige Szenen im Finale will ich hier nicht unerwähnt lassen, denn sie zeigen das selbst winzige Kniffe im Drehbuch unvergessliche Momente schaffen können. Während der Todesstern II allmählich in seine Einzelteile zerfällt, sieht man nur für einen Moment, wie Vaders Verbündete des Imperiums schreiend fliehen. Letztlich bleibt nur sein Sohn und Erzfeind Luke übrig, der unter schwerster Anstrengung versucht, ihn, den Großmeister des Bösen vor dem Tod zu retten. Luke ist schließlich auch der einzige, der seinen Vater wie einen ehrenvollen Jedi verbrennt. Wenn ich mich in Luke und Vader hineinversetzte, wirkt diese Szene ebenso aufwühlend wie kraftvoll.

All das und noch viel mehr macht aus Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter das spektakuläre Finale einer bahnbrechenden Trilogie, die besser kaum sein könnte. Man nehme nur die bis ins kleinste Detail ausgefeilte Unterwelt auf Tatooine, die Raumschlachten mit Nervenkitzel, das Lichtschwert-Zischen vom Feinsten und die aufreibende Geschichte hinter der Fassade unserer Helden. Alles ist gleichsam Teil des großartigen Erlebnisses, das es in solchem Ausmaß vielleicht nur bei Der Herr der Ringe noch einmal gegeben hat. Zudem präsentiert Episode 6 einen grandiosen eigenen Showdown, der im Blockbusterkino neben wenigen Ausnahmen noch heute Seinesgleichen sucht. Ich liebe dich, Star Wars!

Cast & Crew

Regie: Richard Marquand
Drehbuch: Lawrence Kasdan, George Lucas
Musik: John Williams
Darsteller: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher, Billy Dee Williams, Anthony Daniels, David Prowse, Kenny Baker, Peter Mayhew, Frank Oz

Bewertung

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